EM-Viertelfinale Warum es keinen Handelfmeter für Deutschland gab
Marc Cucurella war im Spiel gegen Deutschland mit der Hand am Ball - der Elfmeterpfiff blieb aus. Bereits vor dem Turnier wurde erklärt, warum es in solchen Situationen keinen Elfmeter geben soll.
Das vermeintliche Handspiel erfolgte in der 106. Minute. Cucurella hatte den Arm draußen und berührte den Ball mit der Hand. Dass es in solchen Situationen keinen Strafstoß geben wird, hatte Roberto Rosetti, der Schiedsrichter-Chef der UEFA, vor dem Turnier angekündigt.
Rosetti über ähnliche Szene: "Das ist niemals Elfmeter"
Rosetti präsentierte in München zwei Tage vor dem Eröffnungsspiel verschiedene Videos, die er nach eigenen Angaben auch den Spielern der Teams bei Besuchen vor dem Turnier gezeigt hatte. Ein Video zeigte eine Situation, die der in Stuttgart ähnelte.
Sie stammte aus der Champions League vom Spiel zwischen RasenBallsport Leipzig und Manchester City. Castello Lukeba bekam den Ball dort aus einer vergleichbaren Entfernung in einer ähnlichen Weise an den Arm.
"Das ist niemals ein Elfmeter", sagte Rosetti unter Bezugnahme auf das Spiel in Leipzig. "Der Arm ist nah am Körper in einer natürlichen Position. Der Spieler versucht noch, den Ballkontakt zu vermeiden." Rosetti sagte, dass man bei der EM genauso vorgehen werde wie im Europapokal. Ein weiterer Indikator für fehlende Absicht: Der Arm schwang nach dem Ballkontakt zurück.
Handspielregel in den vergangenen Jahren mehrfach geändert
Die Handspielregel sorgt immer wieder für Unmut - denn sie bleibt oft Auslegungssache. Das Regelgremium International Football Association Board (IFAB) hatte die Regel 2019 grundlegend geändert und versucht, klare Kategorien einzuführen. Doch diese sorgten oft für noch mehr Unmut, weil teilweise völlig unabsichtliche Vergehen geahndet wurden.
Die Regel wurde daher 2021 erneut geändert. Nun soll wieder die Absicht im Mittelpunkt stehen.
Nagelsmann plädiert für Diskussion über Regel
Bundestrainer Julian Nagelsmann plädierte für eine neuerliche Diskussion über die Handspielregel. "Ich will nicht rumjammern, aber die Bühne nutzen, um dafür zu werben, die Regel im Sinne des Fußballs anzupassen."
"Es wäre schön, wenn wir bewerten würden, was mit dem Ball passiert", sagte Nagelsmann weiter. "Wenn Jamal Musiala den Ball in die Stuttgarter Innenstadt schießt und Cucurella berührt ihn, würde ich nie einen Elfmeter haben wollen, aber der Ball kommt aufs Tor und er stoppt ihn klar mit der Hand. Da muss es eine andere Bewertungsgrundlage sein."
Steinhaus-Webb: "Kann Diskussion verstehen"
Dies gibt die aktuelle Regellage nicht her. "Die Kriterien im Strafraum sind identisch, wenn es um eine Handspielbewertung geht, egal, ob es sich um eine Flanke handelt oder einen Schuss aufs Tor. Die Konsequenz ist natürlich eine andere, und da kann ich die Diskussion auch gut verstehen", sagte Schiedsrichter-Expertin Bibiana Steinhaus-Webb am Samstag (06.07.2024) der Sportschau.