Er schoss England ins Finale Ollie Watkins - in einer Sekunde zum "Watking"
Als sich alle so langsam auf eine Verlängerung eingestellt hatten, ersann Ollie Watkins einen anderen Plan - und schoss England ins Finale. Die Geschichte eines Helden aus dem Nichts.
Die Royal Family war nicht vor Ort, aber sie saß ganz bestimmt zu Hause in England und feierte, als Ollie Watkins in der 90. Minute des EM-Halbfinals gegen die Niederlande für einen Moment der wichtigste Mann für ihre Landsleute wurde. Denn in dieser Sekunde, die den 2:1-Siegtreffer bescherte, gab es für sie jetzt einen weiteren König: Ollie "Watking" Watkins.
Watkins belohnt Southgates Geistesblitz
Neun Minuten zuvor hatte Gareth Southgate den 28-Jährigen für Harry Kane eingewechselt. Einerseits überraschend, weil der Kapitän der "Three Lions" und Torschütze zum 1:1 rausmusste, vor allem aber überraschend, weil die Wahl auf Watkins fiel. Im gesamten Turnierverlauf hatte der Stürmer von Aston Villa nur 20 Minuten lang spielen dürfen, im zweiten Gruppenspiel gegen Dänemark (1:1) kam er als Joker. Ansonsten war Watkins nur Zuschauer.
Und nun hat England seine Cinderella-Story - seinen Helden aus dem Nichts. Der Winkel war spitz, Stefan de Vrij nah an ihm dran, aber egal: Er probierte es mit seinem starken rechten Fuß, und der Ball zischte in Windeseile durch die Beine seines Gegenspielers ins lange Eck. So platziert, dass selbst der wieder einmal starke niederländische Torhüter Bart Verbruggen nicht den Hauch einer Chance hatte.
Der Rest war Freude pur. In erster Linie bei Watkins, der völlig überwältigt im Vollsprint zur Seitenlinie rannte, um sich von all seinen Kollegen feiern zu lassen. In diesem Moment wollten alle Engländer nur eines: bei Watkins sein. Bei ihrem großen Helden, der ihr Heimatland zum zweiten Mal in Folge ins EM-Finale geschossen hat.
Watkins offenbart Tor-Plan mit Vorlagengeber Palmer
"Es ist unglaublich, ich habe auf diesen Moment seit Wochen gewartet. Es hat sehr viel harte Arbeit gebraucht, um hierher zu kommen und die Möglichkeit zu bekommen. Ich bin einfach nur glücklich", sagte Watkins im UEFA-Interview nach dem Spiel. Diese eine Aktion hat ihm gereicht, um zum "Man of the match" eines EM-Halbfinals gewählt zu werden. Und dahinter steckte ein klarer Plan.
"Ich habe Cole Palmer vorher gesagt, dass wir zwei das machen, und er mich in Szene setzen muss. Ich wusste, sobald er den Ball hatte, dass er zu mir spielen würde, und ich dann gierig sein, annehmen und abschließen muss", erklärte Watkins. "Wenn du dann siehst, dass er in die untere Ecke geht - das ist das beste Gefühl. Ich wollte am Ende gar nicht mehr vom Feld gehen, weil diese Emotionen so unglaublich waren."
In der Premier-League-Saison einer der überragenden Spieler
Watkins der große Held der Engländer - ein Zufall? Mitnichten, denn der Angreifer ist kein Mitläufer im mit Weltstars gespickten Team, sondern er ist in der Premier League schon lange eine große Nummer, nach einer fantastischen abgelaufenen Saison erst recht. Seit vier Jahren spielt Watkins erstklassig in England, in jeder Spielzeit traf er zweistellig.
In die vorderste Reihe schoss er sich aber in den vergangenen zwölf Monaten, in denen er 19 Tore erzielte und 13 Treffer vorbereitete. Nur Palmer war an einem Treffer mehr beteiligt, Erling Haaland hatte die gleiche Anzahl an Scorerpunkten. Keiner bereitete mehr Tore vor - aber jetzt jubelte ganz England über seine Fähigkeiten im Abschluss.
"Ich habe die beste Saison meiner Karriere gespielt. Viele Freunde haben mir schon geschrieben, dass ich geduldig bleiben muss und dann noch eine große Rolle in diesem Turnier spielen werde", sagte Watkins. Jetzt ist er in einer Sekunde zum "Watking" geworden. Im Finale gegen Spanien könnte er sich in seiner Heimat erst recht unsterblich machen.