Spanier überzeugt bei der EM Marc Cucurella - Freigeist mit Diskussionspotenzial
Marc Cucurella hat mit seinem Handspiel im Viertelfinale für anhaltenden Diskussionsstoff bei deutschen Fußballfans gesorgt. Seine sportlichen Leistungen sind indes ausgezeichnet, Cucurella zeigt sich von den Pfiffen unbeeindruckt.
Sein Wiedererkennungswert ist ohnehin schon groß aufgrund seiner voluminösen Haarpracht. Marc Cucurella ist ein Hingucker, einer, der auffällt. Bei manch einem deutschen Fußballfan dürfte sich der Linksverteidiger Spaniens aber nicht nur wegen seines auffälligen Aussehens ins Gedächtnis eingebrannt haben.
Über sein vermeintliches Handspiel im Viertelfinale der Iberer gegen Deutschland, das der englische Schiedsrichter Anthony Taylor zur Überraschung und Enttäuschung vieler Fans nicht ahndete, wird hierzulande auch noch Tage nach dem Abpfiff diskutiert.
"Letztlich denke ich aber, dass nicht über die Szene gesprochen werden würde, wenn Deutschland gewonnen hätte", sagte Cucurella später - und niemand würde ihm wohl widersprechen. Zum Sündenbock wurde der Spanier dennoch gemacht.
Leistungen gehen fast unter
Die darauf folgenden Pfiffe gegen den jungen Mann über 90 Minuten - im Halbfinale gegen Frankreich - deuteten den geballten - wohl deutschen - Frust an. Allerdings waren die Unmutsbekundungen an die völlig falsche Person gerichtet - und widersprachen zudem vollständig dem Fairplay-Gedanken.
Bei der Diskussion um Cucurella, der in der Nähe Barcelonas, in einem kleineren Ort namens Alella geboren wurde, und der die Jugendakademie des FC Barcelona durchlaufen hat, geht die sportliche Leistung des 25-Jährigen bei diesem EM-Turnier fast schon unter.
Cucurella zeigt sich unbeeindruckt
"Es war mir egal, aber gleichzeitig fand ich es ein bisschen traurig, dass einige Leute zu diesem Spiel gekommen sind, nur um einen einzelnen Spieler auszubuhen", sagte Cucurella am Samstag (13.07.2024) im Athletic-Interview zu den Pfiffen: "Einige Leute haben Karten verschwendet. Sie hätten an Fans gehen können, die das Spiel wirklich genossen hätten."
"Ich weiß nicht, warum er ausgepfiffen wurde", hatte auch Spaniens Trainer Luis de la Fuente wenig Verständnis für die Unmutsäußerungen: "Was sie gemacht haben, ist, ihn noch mehr zu motivieren."
Defensivleistungen können sich sehen lassen
So viel steht fest: Cucurella, der sich unermüdlich ins spanische Aufbauspiel einschaltet, ist durch seine Beweglichkeit unberechenbar und für die Gegner nur sehr schwer zu kontrollieren. Nicht ohne Grund ist er der am häufigsten gefoulte Spanier (zehn Mal).
Cucurella wirkt auf dem Platz häufig wie ein Freigeist, aber ohne seine Disziplin und seine Aufgaben aus den Augen zu lassen. Seine Defensivleistungen können sich ebenfalls sehen lassen. Cucurella gewann bei dieser EM starke 60 Prozent seiner Zweikämpfe.
Tuchel gab viel Geld für Cucurella aus
"Marc ist ein fantastischer Spieler. Er ist jung, hungrig, beweglich und sehr intelligent", sagte Trainer Thomas Tuchel einst, als er den Defensivspezialisten im August 2022 innerhalb der Premier League von Brighton & Hove Albion für 65,3 Millionen Euro zum FC Chelsea holte. Der höchste Preis, der bis dato je für einen Linksverteidiger gezahlt wurde.
Und die Einschätzung des deutschen Fußballlehrers bestätigt Cucurella bei dieser EM. Und das, obwohl er sein erstes großes Turnier bestreitet. Cucurella gehört erst seit diesem Jahr zum engeren Kreis der Nationalelf, dennoch ist er hinten links gesetzt (gegen Albanien wurde er geschont).
Druck ist kein Problem
Aber ein weiterer Faktor spielt bei Cucurella, bei diesem Turnier, eine wichtige Rolle. "Er ist ein Profi und weiß mit Druck umzugehen“, sagte de la Fuente.
Gegen England kann der spanische Coach wieder auf seinen formstarken Linksverteidiger setzen.