Vor Entscheidungsspiel gegen Portugal Georgien will kein EM-Tourist sein
Georgien nimmt erstmals an einer EM teil und kann das Achtelfinale erreichen. Das Team von Trainer Willy Sagnol und Stürmerstar Khvicha Kvaratskhelia benötigt dafür allerdings einen Sieg gegen Portugal.
Eines wollte Willy Sagnol am Dienstag (25.06.2024) sofort klarstellen. Für aktuelle politische Fragen sei er in keinem Fall der richtige Ansprechpartner. Der Trainer der Nationalmannschaft Georgiens wollte und will sich grundsätzlich nicht in innere Angelegenheiten des Landes einmischen.
Schließlich befindet sich Georgien momentan in einem sehr sensiblen Zustand, Massenproteste gegen ein Gesetz der Regierungspartei "Georgischer Traum" zu vermeintlich "ausländischer Einflussnahme" bewegen das Land seit Wochen.
Sagnol: "Ein großer Gewinn für uns"
Zum anderen steht der französische Coach, der einst beim FC Bayern eine große Karriere machte, vor dem wichtigsten Spiel des kleinen Fußballlandes (3,7 Millionen Einwohner). Und das erfordert die gesamte Aufmerksamkeit der georgischen Fußball-Delegation.
Am Mittwochabend (21 Uhr) spielen Georgien und Sagnol im dritten Gruppenspiel gegen Portugal um den Einzug ins Achtelfinale bei der EM 2024. "Für uns ist es ein großer Gewinn, überhaupt hier zu sein. Aber wir wollen natürlich mehr", sagte Sagnol. "Portugal ist fantastisch, aber wenn es nur eine ganz kleine Chance geben sollte, dann versuchen wir die zu nutzen."
"Keine Touristen bei dieser EM"
Die Georgier, die erstmals an einem EM-Turnier teilnehmen, sind eine, vielleicht die größte Überraschung bei diesem Turnier und haben gegen die Türkei in ihrem ersten Gruppenspiel in Dortmund trotz der 1:3-Niederlage die bislang wohl spektakulärste Partie bei diesem Turnier gezeigt.
"Wir hätten bessere Ergebnisse erzielen können. Viele haben gesagt, dass wir Glück hatten, hier dabei zu sein", sagte Georgiens Topstar Khvicha Kvaratskhelia, der bei der SSC Neapel unter Vertrag steht und in Anlehnung an den großen Diego Maradona nur "Kvaradona" genannt wird, fast schon trotzig: "Wir haben allen gezeigt, dass wir gegen jede Mannschaft spielen können und dass wir keine Touristen sind bei dieser EM."
Doppelte Motivation
Die Chancen für Georgien stehen nicht so schlecht, die K.o.-Runde zu erreichen. "Wenn uns jemand vor der EM gesagt hätte, wir könnten beim dritten Spiel noch das Achtelfinale erreichen, dann hätten wir das unterschrieben", sagte Sagnol.
Mit einem Sieg gegen das favorisierte und bereits für die Runde der letzten 16 Teams qualifizierte Portugal wäre mit dann vier Punkten der Weg ins Achtelfinale mindestens als einer der besten Gruppendritten geebnet. Gegen Tschechien erspielte sich das Sagnol-Team zuvor einen Zähler. "Psychologisch und was die Motivation angeht, sind wir im Vorteil. Wir haben die doppelte Motivation", sagte Kvaratskhelia voller Selbstbewusstsein. "Wir möchten an nichts anderes denken als Fußball."
Ronaldo das große Vorbild
Und ein weiteres Highlight - neben der möglichen Qualifikation für die nächste Runde - hält diese Partie für den georgischen Star parat. Es kommt aller Wahrscheinlichkeit nach zum Aufeinandertreffen mit seinem großen Idol Cristiano Ronaldo.
Der portugiesische Superstar war schon Kvaratskhelias Vorbild, als er noch ein kleiner Junge war und dem großen Cristiano nacheiferte. "Ich bin aber nicht nervös, wenn ich gegen ihn spielen muss. Ich hoffe, wir gewinnen und ich bekomme sein Trikot hinterher", sagte der 23-Jährige.