Nach 2:0 gegen Ungarn Garant Tah und eine späte Fahrt nach Berlin
Bei der deutschen Nationalmannschaft passt derzeit alles, sie umgibt eine euphorische Stimmung. Auch dank Jonathan Tah, inzwischen Garant für starke Leistungen in der Defensive, soll die Fahrt nach Berlin gehen. Allerdings erst im Juli.
Niemand will nach Berlin. Das beteuerten die Protagonisten einhellig. "Wir wollen Gruppensieger werden", sagte etwa Bundestrainer Julian Nagelsmann am Mittwochabend nach dem 2:0-Sieg gegen Ungarn, der den Einzug ins Achtelfinale sicherstellte. Offen bleibt, ob die deutsche Fußball-Nationalmannschaft am Samstag (29.06.2024) um 21 Uhr in Dortmund oder drei Stunden vorher in Berlin spielen wird. In die Hauptstadt ginge es, sollte Deutschland Gruppenzweiter werden.
"Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin", schallte es während des Spiels gegen Ungarn durch die Arena in Stuttgart, und dabei wurde von den deutschen Fans schon ein paar Wochen weiter gedacht. Für den 14. Juli um 21 Uhr ist im Olympiastadion das Finale angesetzt.
Auf einer Welle
"Dann, wenn wir da sind", antwortete Jonathan Tah auf die Frage der Sportschau, wann er denn in den Gesang der Berlinfahrer einstimmen werde. Auch der Innenverteidiger schloss dabei ein mögliches Achtelfinale aus der Betrachtung aus.
Deutschland schwimmt auf einer Welle. Die Fanfeste sind bestens besucht, fast 24 Millionen Menschen sahen das Spiel gegen Ungarn im Ersten, vier Millionen sahen über den Livestream zu.
Von November 2023, als es nach Niederlagen gegen die Türkei und in Österreich "tiefer nicht mehr ging" (Toni Kroos), bis zum Turnier hat sich die Stimmung extrem gedreht, nach zwei Siegen zum Auftakt der EURO 2024 ist sie endgültig in Euphorie umgeschlagen. Ob Englands Fußballlegende Gary Lineker, Ungarns Trainer Marco Rossi und auch deren Torwart Péter Gulácsi, sie erklären die Auswahl des DFB zum Favoriten.
Es gibt derzeit auch einige Argumente dafür. So blieb Deutschland erstmals seit dem 11. November 2021, einem 9:0 gegen Liechtenstein in der Qualifikation zur WM, wieder ohne Gegentreffer. Dazwischen lagen elf Spiele, unter anderem beim Turnier in Katar und in der Nations League.
Manuel Neuer war einer der Garanten für die begehrte "Null", schon nach 15 Sekunden rettete er nach einem etwas kurz gespielten Rückpass von Joshua Kimmich, später klatschte er einen Freistoß von Dominik Szoboszlai aus dem Winkel.
Jonathan Tah und seine Erfahrung als Garant für eine starke Defensive
Ein weiterer Garant war einer, der in dieser Saison viel Erfahrung damit gesammelt hat, als Garant bezeichnet zu werden. Jonathan Tah überzeugte als Abwehrchef von Bayer Leverkusen, das ohne Niederlage blieb und auf dem Weg zur Deutschen Meisterschaft nur 24 Tore in 34 Spielen kassierte.
Seine Leistungen im Verein brachten ihm einen Stammplatz in der Nationalmannschaft ein, die Berechtigung wurde im Gegensatz zu Neuer in den vergangenen Monaten nie öffentlich in Zweifel gezogen.
Gegen Ungarn hatte Tah eine schwächere Szene, als er ein Kopfballduell gegen Barnabás Varga verlor, das den 1:1-Ausgleich hätte zur Folge haben können. Ansonsten zeigte der Innenverteidiger eine starke Partie, ahnte Pässe des Gegners voraus und war entsprechend zeitig vor dem Gegner, gewann wichtige Sprintduelle und klärte auch mal mit einer robusten Grätsche.
Es gab Szenenapplaus. "Das ist immer schön, Jubel zu hören. Als Verteidiger hat man ja nicht so viele schöne Aktionen auf dem Platz", sagte Tah in der Sportschau. "Wir hatten heute viele Aktionen, in denen wir die Fans mitnehmen konnten, wo wir dagewesen sind in schwierigen Momenten."
Gerade in der ersten Halbzeit gab es einige von diesen schwierigen Momenten, bei denen es gerne heißt, dass sie von stärkeren Gegnern vielleicht bestraft worden wären.
Ungarn spielte solide, aber wenn die Mannschaften der EURO 2024 in drei Leistungskategorien eingeteilt werden, gehört es in "B". Schottland war in der Verfassung des Eröffnungsspiels "C". Spätestens im Viertelfinale dürfte es zu einem Duell mit "A" kommen, unabhängig davon, ob die Fahrt schon vorher nach Berlin geht.