Frankreich im Achtelfinale Alles hängt von Maskenmann Mbappe ab
Das Spiel gegen Polen zeigte eindrucksvoll, dass Frankreichs Offensivspiel komplett von Kylian Mbappé abhängt. Es wurde aber auch deutlich, dass ihm seine Verletzung noch sehr zu schaffen macht.
Kylian Mbappé hat es endlich geschafft. Der Superstar, der vor dem Spiel gegen Polen (1:1) trotz seines jungen Alters von 25 Jahren schon 329 Tore als Profi erzielt hatte, konnte in seinem sechsten EM-Spiel wohl auch den letzten offenen Punkt seiner Tor-Bucket-Liste streichen: Per Elfmeter gelang ihm sein erster Treffer bei einer Europameisterschaft.
Verletzung stört Mbappé mehr als seine Gegenspieler
Und doch ist dieses Turnier für ihn weiterhin kein gutes Pflaster. Bei seiner ersten Teilnahme war Mbappé bei der EM 2020 mit Frankreich bereits im Achtelfinale gescheitert, sein Fehlversuch hatte damals das Elfmeterschießen gegen die Schweiz beendet. Nun war die EM mit einer Verletzung gegen Österreich (1:0) gestartet, als er sich bei einem Kopfballduell die Nase brach. Genau diese Verletzung ist nun sein größter Gegner.
Gegen Polen hing das gesamte Angriffsspiel der Franzosen, die fernab von Mbappé zur Schau stellten, warum ihnen zuvor noch kein eigener Treffer gelungen war, an ihrem Kapitän. Insgesamt gab der Superstar von Paris St.-Germain sechs Torschüsse ab, vier davon konnte Polens Torhüter Lukasz Skorupski, der zum "Man of the Match" gewählt wurde, parieren. Dazu leitete Mbappé noch eine Vielzahl an guten Gelegenheiten ein.
Große Probleme im ersten Spiel mit der Maske
Im letzten Gruppenspiel war es aber nicht nur interessant, diesem Ausnahmespieler bei seinen einzigartigen Taten am Ball zuzusehen, sondern auch mal zu beobachten, was passiert, wenn das Spiel weit entfernt von ihm stattfindet. Denn für Mbappé war es das erste Spiel mit einer Maske aufgrund des Nasenbeinbruchs. Und die Eindrücke verleiten zu der Annahme, dass er noch mehr Probleme damit hat als mit seinen Gegenspielern.
Mbappé verzichtete darauf, bei Standardsituationen im Zentrum zu sein, er hielt sich immer fernab des Gedränges auf, um nicht in einen Luftzweikampf zu geraten. Auch wenn der Ball aus dem Spiel heraus hoch in seine Richtung kam, hielt er sich zurück. Zu Beginn des Spiels musste Mbappé auch nach jeder Aktion erstmal seine schwarze Maske richten.
Lewandowski offenbart Instabilität von Mbappés Nase
Auch das Schwitzen machte offenbar deutlich mehr Probleme als sonst. Als sich Robert Lewandowski für seinen Elfmeter bereitmachte, ging Mbappé zur Seitenlinie und ließ seine Maske abtrocknen, die wegen der Hitze durchnässt war und deswegen erst recht über das Gesicht glitschte. Nach seinem Treffer hatte er sich zuvor noch den Nasenschutz direkt runtergerissen, um ohne diese Einschränkung zu jubeln.
Frankreichs Kylian Mbappe traf zum 1:0 gegen Polen per Elfmeter.
Apropos, Lewandowski: In einer Situation war es Mbappé nicht gelungen, einem Zweikampf zu entgehen, und da zeigte sich, wie fragil die Verfassung des französischen Stürmers ist. Lewandowski traf Mbappé offenbar leicht im direkten Duell und sorgte so dafür, dass sein Gegenspieler danach längere Zeit damit zu tun hatte, den Gesundheitszustand seiner Nase zu checken.
Mbappé wie Ballack 2006
Mbappé ist nach seiner Verletzung zurück im Spiel und wichtiger denn je für die Franzosen, die über die gesamte Gruppenphase große Offensivprobleme hatten. Doch der Heilsbringer hat selbst sehr viel mit sich zu tun, die Beeinträchtigungen sind trotz der vielen guten Aktionen da, das war nicht zu übersehen.
Auch nicht von Didier Deschamps. "Nach allem, was er durchgemacht hat - den Schlag auf die Nase, danach die drei Tage waren auch kompliziert - ist er gut drauf. An die Maske muss er sich noch gewöhnen, wenn er schwitzt, läuft es ihm in die Augen, dann muss man es abwischen", sagte der französische Trainer: "Er hat aber auf jeden Fall sehr viel Spiellust, und dieses Spiel hilft ihm auch, um Erfahrung für die nächsten Aufgaben zu sammeln."
Als Michael Ballack vor der WM 2006 angeschlagen war, machte die Bezeichnung "Wade der Nation" die Runde, weil das DFB-Team so sehr von den Leistungen ihres Kapitäns abhing. Für Frankreich gilt das gleiche bei Mbappé, für den vermeintlichen Titelfavoriten ist die "Nase der Nation" nun das große Thema der nächsten Tage.