Aus im Viertelfinale Deutschland scheitert dramatisch an Spanien
Das DFB-Team ist bei der Heim-EM im Viertelfinale ausgeschieden. Wirtz rettete Deutschland in die Verlängerung, dort traf Spanien spät.
Deutschland scheiterte am Freitagabend (05.07.2024) in Stuttgart erst spät in der Verlängerung an Spanien und ist ausgeschieden. Dani Olmo brachte Spanien kurz nach der Halbzeit in Führung (52. Minute), zu diesem Zeitpunkt war das verdient. Erst anschließend wurde das deutsche Team besser.
Die Wechsel von Bundestrainer Julian Nagelsmann zeigten Wirkung. Mit Florian Wirtz traf ein Joker spät zum 1:1-Ausgleich (89.). In der Verlängerung waren es dann die Spanier, die spät zuschlugen. Der ebenfalls eingewechselte Mikel Merino traf per Kopf zum 2:1 (119.).
Kroos "extrem traurig", Füllkrug kann noch keinen Stolz empfinden
Toni Kroos, für den es das letzte Spiel seiner Karriere war, sagte nach dem Spiel: "Wir hatten ein großes Ziel. Dieser Traum, den wir alle hatten, ist nun geplatzt." Das Team sei "extrem traurig", werde aber in den nächsten Tagen realisieren, dass es ein gutes Turnier gespielt habe.
Niclas Füllkrug sagte, er könne im Moment noch keinen Stolz spüren. "Gerade wird es von Sekunde zu Sekunde härter, das zu realisieren", so Füllkrug. "Wir haben ein Gemeinschaftsgefühl in Deutschland gehabt, was wir auch gespürt haben. Das war lange nicht mehr so", sagte er.
Bundestrainer Julian Nagelsmann fand, sein Team sei dem entscheidenden Tor in der Verlängerung eigentlich näher gewesen, als die Spanier. Das Ausscheiden tue weh, auch weil er wohl kein Heimturnier mehr in seiner Karriere erleben werde. Im Interview kämpfte er mit den Tränen.
Nagelsmanns Überraschung mit Can misslingt
Vor dem Anpfiff hatte sich Nagelsmann entschieden, den Spaniern unter anderem Tempo entgegenzusetzen. In der Offensive begann deshalb erneut Leroy Sané, im defensiven Mittelfeld überraschend Emre Can anstelle des bislang gesetzten Robert Andrich.
Das neu geordnete Mittelfeld brauchte allerdings einige Minuten, um sich zu sortieren. Die Spanier kamen deshalb früh zu ihrer ersten Chance: Über Nico Williams und Alvaro Morata landete der Ball beim an der Strafraumkante freistehenden Pedri. Dessen Schuss war allerdings zu schwach für Manuel Neuer (1.).
Kroos foult Pedri raus, Rüdiger sieht Gelb
Kurz darauf war das Spiel für Pedri bereits vorbei, nach einem heftigen Foul von Kroos. Der Deutsche kam deutlich zu spät in den Zweikampf und hatte viel Glück, dass er ohne die eigentlich fällige Gelbe Karte davonkam. Pedri musste verletzt vom Platz und wurde durch Dani Olmo ersetzt (8.). Später saß er mit bandagiertem Knie auf der Bank. Olmos erzwungene Hereinahme allerdings lohnte sich für die Spanier, er wurde sogar zum Spieler des Spiels gewählt.
In der Anfangsphase ergaben sich für die Spanier gefährliche Umschaltmomente. Antonio Rüdiger handelte sich früh eine Gelbe Karte ein, als er Olmo kurz vor der Strafraumkante nur mit einem Foul stoppen konnte (13.). Yamal vergab eine gute Gelegenheit mit einem Schuss aus rund 18 Metern über das Tor (17.).
Havertz vergibt beste deutsche Chancen
Das deutsche Team kam nur langsam ins Spiel, trotz viel Ballbesitz. Die erste Chance war dann aber eine gute. Mit einer präzisen Flanke von rechts fand Joshua Kimmich den im Zentrum unbewachten Kai Havertz. Seinem Versuch fehlte der notwendige Druck (21.).
Die beste Gelegenheit entstand aus einem langen Ball von Rüdiger auf Havertz. Der pflückte die Kugel herunter, sein Abschluss war aber zu schwach (35.). Auf der anderen Seite verlor Kimmich den schnellen Williams aus den Augen, dieser umkurvte Rüdiger, scheiterte aber an Neuer (36.).
Olmo belohnt überlegene Spanier
Zur Halbzeit änderte Nagelsmann seine Meinung und wechselte Wirtz und Andrich für Can und Sané ein. Wieder waren es die Spanier, die schnell zur ersten großen Chance kamen: Williams konnte den Ball durch den deutschen Strafraum zu Yamal lupfen, der bediente Morata. Der Stürmer schoss aus fünf Meter allerdings deutlich über das Tor (47.).
Die Überlegenheit belohnte Olmo kurz darauf mit dem 1:0. Yamal bekam auf der rechten Seite viel Platz und Zeit von Raum, gleiches galt für Olmo im Zentrum, dessen Lauf in den Strafraum kein deutscher Verteidiger aufnahm. Unbedrängt schob der Profi von RB Leipzig ins deutsche Tor ein (52.).
Füllkrugs Präsenz belebt das deutsche Spiel
Nagelsmann reagierte erneut, brachte Füllkrug für Kapitän İlkay Gündoğan und Maximilian Mittelstädt für den zusehends überforderten Raum. Insbesondere die Hereinnahme von Füllkrug veränderte das Spiel. Es ergaben sich mehr Räume, zudem war der Dortmunder eine kopfballstarke Alternative im Zentrum. Sein erster Versuch nach einer Ecke ging allerdings noch deutlich drüber (64.).
Kurz darauf legte Füllkrug auf Andrich ab, dessen Schuss von der Strafraumkante der spanische Torwart Unai Simón parieren konnte (70.). Den nächsten gefährlichen Abschluss, diesmal von Havertz, blockte Dani Carvajal mit einer Grätsche in letzter Sekunde (71.). Dann scheiterte Füllkrug im Fallen am rechten Pfosten, nachdem ihn Wirtz von rechts mit einer flachen Hereingabe gefunden hatte (75.).
Wirtz rettet Deutschland in die Verlängerung
Die Spanier kamen kaum noch gefährlich nach vorne. Stattdessen vergab Havertz die nächste gute Gelegenheit für das deutsche Team. Er fing einen verunglückten Abschlag von Torwart Simón ab, entschied sich dann für den Lupfer, setzte diesen aber über das spanische Tor (82.).
Nagelsmann ging in der Schlussphase volles Risiko, brachte Thomas Müller für Tah. Zum Retter wurde aber Wirtz, kurz vor Schluss. Eine Flanke von Mittelstädt legte Kimmich kurz vor der Auslinie am langen Pfosten mit dem Kopf zurück zu Wirtz. Der Leverkusener nahm den Ball direkt und versenkte per Aufsetzer ins lange Eck (89.).
Handspiel oder nicht? Taylor verweigert Deutschland den Elfmeter
In der Verlängerung beruhigte sich das Spiel zumindest vor den beiden Toren zunächst etwas. Spanien wurde einmal gefährlich durch einen Fernschuss des eingewechselten Mikel Oyarzabal (104.), Deutschland versäumte es, einige Konter besser auszuspielen. Kurz vor der Halbzeit spielte dann aber Müller mit einem perfekten Pass Wirtz frei, dieser schoss knapp rechts am Tor vorbei (105.).
Direkt nach Wiederanpfiff gab es dann große Aufregung um ein vermeintliches Handspiel des spanischen Verteidigers Cucurella im Strafraum. Einen Schuss von Musiala blockte er mit dem herabhängenden Arm. Schiedsrichter Anthony Taylor entschied auf Weiterspielen und wurde auch von seinem Videoassistenten nicht korrigiert (106.). Vertretbar, wie Sportschau-Schiedsrichterexpertin Bibiana Steinhaus einschätzte. Ob zuvor eine Abseitsposition von Füllkrug vorlag, war nicht aufzulösen.
Merino trifft spät ins Tor
Kurz vor Ende der Verlängerung scheiterte Füllkrug mit einem Kopfball nach Flanke von Kimmich am stark reagierenden Simón (117.). Dann schlug ein spanischer Joker zu. Eine Flanke von Olmo köpfte der ehemalige Dortmunder Mikel Merino in die kurze Ecke ein. Rüdiger stand zu weit weg von ihm (119.).
In der Nachspielzeit vergab Füllkrug noch eine große Chance auf den Ausgleich (120.+3). Nach einer Flanke von Müller köpfte der Stürmer im Zurücklaufen knapp rechts am Tor vorbei. Anschließend flog der Spanier Carvajal sogar noch mit Gelb-Rot vom Platz, als er den letzten deutschen Angriff mit einem Foul stoppte (120.+5).
Die Deutschen trauerten den vergebenen Chancen und dem bitteren Aus nach. Spanien dagegen feierte. Dani Olmo sagte nach dem Spiel: "Ich bin sehr stolz" - und noch dazu "kaputt, vollkommen kaputt". Spanien trifft am Dienstag (09.06.2024, 21 Uhr) im Halbfinale auf Frankreich.