Vize-Weltmeister im Viertelfinale Frankreich siegt gegen Belgien spät, aber verdient
Gegen defensive Belgier brauchten die Franzosen im EM-Achtelfinale viele Chancen. Erst in der Schlussphase erlöste ein Eigentor das Team von Didier Deschamps.
Frankreich besiegte am Montagabend (01.07.2024) Belgien mit 1:0 (0:0) und zog dadurch ins EM-Viertelfinale ein. Die Franzosen waren zwar lange Zeit überlegen, brauchten aber einen Joker. Das entscheidende Tor fiel nach einem abgefälschten Schuss von Randal Kolo Muani. Belgiens Jan Vertonghen traf ins eigene Netz (85. Minute). Belgien ist ausgeschieden.
Kolo Muani "wirklich glücklich", Casteels ärgert sich über Eigentor
Der französische Trainer Deschamps zeigte sich sehr zufrieden mit der Leistung seines Teams: "Wir haben gut gespielt gegen ein starkes Team", sagte er. Knapp sei es gewesen, aber der Sieg verdient. "Wir hatten viel mehr Ballbesitz und viel mehr Chancen", so Deschamps. Kolo Muani, der das entscheidende Tor erzwungen hatte, sagte, er sei "wirklich glücklich".
Belgiens Torhüter Koen Casteels dagegen sprach von einer großen Enttäuschung. Es sei ein taktisches Spiel gewesen. "Dann entscheidet manchmal ein individueller Fehler oder ein abgefälschter Schuss, so war es heute", sagte Casteels, "das ist wirklich ärgerlich".
Tedesco will kontern, Frankreich Kontrolle
Beide Trainer hatten sich für dieses unerwartet früh im Turnier stattfindende Spitzenspiel etwas überlegt. Domenico Tedesco stellte erstmals den Leipziger Loïs Openda auf. Mit einer Doppelspitze aus ihm und Romelu Lukaku, flankiert von den schnellen Yannick Carrasco und Jérémy Doku, wollten die Belgier erkennbar auf Konter setzen.
Frankreich hatte davor Respekt, spielte in Ballbesitz sehr vorsichtig und behielt stets vier Mann hinter dem Ball. Das hatte den Vorteil, dass das Team von Deschamps die belgischen Konter weitestgehend problemlos verteidigen konnte – meistens endeten sie an der Mittellinie.
Französische Angriffe werden nur langsam zwingender
Im Angriff waren die Franzosen aber zunächst auf Einzelaktionen angewiesen. Einmal kam Kylian Mbappé nach einer Ecke zum Schuss (14.), sonst rannten sich die Franzosen fest.
Nach gut einer halben Stunde entdeckten die Franzosen einen weiteren Weg hinter die tiefe belgische Abwehr: Lange Bälle auf die durchstartenden Außenverteidiger. Der beste fand, diagonal von Aurélien Tchouaméni übers Feld gespielt, fast an der rechten Eckfahne Jules Koundé. Dessen präzise Flanke köpfte Marcus Thuram über das Tor (34.).
Tchouaméni gefährlichster Franzose
In der Schlussphase der ersten Hälfte war es dann Tchouaméni, der zwei Mal gefährlich aus dem Rückraum abschloss: Erst flog ein Fernschuss rechts am Tor vorbei (39.). Dann dribbelte Mbappé auf der linken Seite in den Strafraum und bediente Tchouaméni an der Strafraumkante, der schoss erneut drüber (45.).
Tedescos Schachzug misslingt komplett
Die Belgier dagegen entwickelten nur ein Mal so etwas wie Angriffslust. Ein Freistoß von Kevin De Bruyne, den Mike Maignan unkonventionell aber erfolgreich mit den Füßen (24.) klärte, war das einzig erwähnenswerte Ereignis vor dem französischen Tor.
Die belgischen Stürmer Openda und Lukaku hingen in der ersten Hälfte komplett in der Luft. Zusammen kamen die Beiden auf gerade einmal 16 Ballkontakte. Das änderte sich auch nicht bis zur Auswechslung Opendas nach etwas mehr als einer Stunde.
Frankreich schießt oft, aber selten aufs Tor
Nach der Pause wurden die Versuche der Franzosen zwingender. Tchouaméni mit einem gefährlichen Fernschuss (49.), Thuram per Kopf nach einer Standardsituation (50.) oder Starstürmer Mbappé, der nach einem Sololauf übers Tor schoss (54.), hätten für die französische Führung sorgen müssen. Die Franzosen zielten auffällig schlecht: Von 20 französischen Schüssen in diesem Spiel gingen nur zwei tatsächlich aufs belgische Tor.
Stattdessen kam Belgien aus dem Nichts zu einem Konter, der Tedescos Team weckte. Nach einem Ballverlust der Franzosen rannte Carrasco rechts aufs französische Tor zu, Theo Hernández lief die Lücke zu und klärte den Schuss mit einer spektakulären Grätsche (61.). Zehn Minuten später vergab Lukaku, von Doku frei gespielt, aus halblinker Position im Strafraum eine gute Chance (71.).
De Bruyne vergibt die beste Chance, Muani trifft
Es war nun ein offeneres Spiel. Auf der Gegenseite setzten William Saliba (74.) und Mbappé (78.) weitere Schüsse neben beziehungsweise über das Tor. Dann entwischte Belgiens Spielmacher De Bruyne ein Mal seinem Bewacher N'Golo Kanté und kam an der Strafraumkante an den Ball. Sein Schuss war zu zentral für Maignan (83.).
Der eingewechselte Ex-Frankfurter Kolo Muani wurde zum französischen Helden: Die Franzosen spielten einmal mehr geduldig um den belgischen Strafraum. Rechts hatte Koundé den Blick für Kolo Muanis Lauf in die Tiefe und der schoss aus der Drehung. Vertonghen fälschte den Ball unhaltbar für Casteels ab ins Tor (85.). Die UEFA wertete den Treffer als Eigentor des belgischen Verteidigers.
Frankreich steht damit im Viertelfinale und trifft dort auf den Sieger der Partie Portugal gegen Slowenien.