Außenseiter unter den letzten vier Teams Überraschung bei der U21-EM - Israel und Ukraine im Halbfinale
Erst Israel, dann die Ukraine: Bei der U21-EM stehen zwei Teams im Halbfinale, die man dort nicht erwartet hatte.
Bei den bisherigen Auftritten immer früh gescheitert, und in der Vorrunde in einer Gruppe mit Titelverteidiger Deutschland und Titelkandidat England: Vor dem Beginn der U21-EM in Georgien und Rumänien galten Israels Fußballer als Außenseiter - jedenfalls vom Papier her.
Jetzt steht das Team im Halbfinale und hat schon jetzt Geschichte geschrieben. Denn mit dem Einzug in die Vorschlussrunde hat sich die Mannschaft auch zum ersten Mal für die Olympischen Spiele qualifiziert.
Elfmeterkiller Peretz
Israel hatte sich als Gruppenzweiter hinter England und vor der deutschen Auswahl für das Viertelfinale qualifiziert. Dort gab es dann gegen Georgien vor einer Rekordkulisse von 44.338 Zuschauern ein 4:3 im Elfmeterschießen. Nach 120 Minuten hatte es 0:0 gestanden. Im Halbfinale trifft Israel am Mittwoch (18.00 Uhr) erneut auf England. In der Vorrunde gab es eine 0:2-Niederlage.
Entscheidend für den historischen Erfolg war ein gehaltener Elfmeter von Torwart Daniel Peretz, zudem landete ein Versuch der Georgier am Pfosten. Israels Schlussmann hatte beim 1:1 in der Vorrunde bereits gegen Deutschland die Strafstöße von Youssoufa Moukoko und Jessic Ngankam pariert. Der 22-Jährige hatte im vergangenen September im entscheidenden Relegationsrückspiel der EM-Qualifikation gegen Irland (3:1 n.E.) gleich drei Elfmeter gehalten.
Bronze bei der U20-WM geholt
Völlig überraschend ist der Erfolg der Israelis nicht. Bei der U20-WM im Mai und Juni in Argentinien holte das Team die Bronzemedaille und besiegte auf dem Weg dorthin im Viertelfinale Brasilien mit 3:2 nach Verlängerung. Viele israelische Fans hoffen, dass die Fortschritte der Jugendteams dazu führen werden, dass sich die A-Nationalmannschaft in absehbarer Zukunft endlich mal für ein großes Turnier qualifizieren kann.
Ukraine siegt für die Heimat
Nach dem Halbfinal-Einzug der Ukraine gehörten die Gedanken von Ruslan Rotan der vom Krieg traumatisierten Heimat. "Ich würde gerne über unsere Soldaten sprechen", sagte der Trainer der U21: "Dieser Sieg ist für sie." Auch die Osteuropäer sind 2024 in Paris erstmals bei Olympischen Spielen dabei. Die erste Qualifikation für Olympia sei "wirklich ein Coup für unser Land", betonte er, "besonders in Kriegszeiten, ein echter Höhepunkt für unser Volk". Und eine faustdicke Überraschung.
Die Ukraine bezwang im rumänischen Cluj Titelfavorit Frankreich im Viertelfinale 3:1. "Das ist wichtig für das Land", sagte Kapitän Artem Bondarenko, "aber nicht unser Limit." Und Top-Star Mychajlo Mudryk ergänzte: "Ich bin sehr glücklich für mein Land, weil es sich das verdient hat. Jetzt wollen wir den Pokal!"
Mudryk sticht heraus
Der 100-Millionen-Euro-Mann vom FC Chelsea war der überragende Akteur. "Wenn du Mitspieler hast, die auch deine Freunde sind, kannst du anders spielen. Wenn der Trainer dir sein vollstes Vertrauen schenkt, kannst du viel mehr leisten", sagte er - ein Gruß nach London, wo der Linksaußen sein riesiges Potenzial noch nicht ausschöpfen konnte.
In der Juniorenauswahl spielt der "ukrainische Neymar" wieder mit seinen früheren Kollegen von Schachtar Donezk zusammen, darunter Georgi Sudakow, dessen beide Tore er einleitete. "Wir haben die Franzosen auseinandergenommen", sagte der Doppelpacker, "ich bin sicher, dass alle Ukrainer stolz auf uns sind."
Jetzt gegen Spanien
Frankreich, meinte Trainer Rotan, war "der erste Skalp. Aber jetzt treffen wir auf die zweitbeste Mannschaft des Turniers." Am Mittwoch (21.00 Uhr) in Bukarest wartet Spanien, mit fünf Titeln Rekordchampion. In der Vorrunde endete das Duell 2:2, aber da fehlte Schlüsselspieler Mudryk noch verletzt.
2019 gewann die Ukraine bereits die U20-WM, zwei Spieler von damals stehen im aktuellen Kader. Ist bei der dritten Teilnahme an einer U21-EM nach dem Finale 2006 und dem Aus in der Vorrunde 2011 der große Wurf drin? Seine Jungs, versicherte Rotan, gehörten jetzt schon zu den "Besten der Besten", aber klar: "Wir wollen mehr. Für die Heimat!"