EM-Qualifikation der U21 Debütant Reitz auf dem Höhenflug
In den atemberaubenden Tagen von U21-Doppelpacker Rocco Reitz steckt jede Menge Fußball-Romantik. Das Urgewächs von Borussia Mönchengladbach startet gerade richtig durch.
Nach seinem ersten Treffer für den Herzensklub Borussia Mönchengladbach in der Bundesliga schlug Rocco Reitz bei seinem Debüt für Deutschlands wichtigste Nachwuchs-Nationalmannschaft gleich zweifach zu. "Das war die beste Woche, die ich je hatte im Fußball. Ich probiere, das alles aufzusagen und zu genießen", sagte der 21-Jährige.
Trotz der Euphorie über seinen Aufstieg bei der Borussia und beim DFB haderte Reitz aber auch mit seinem Fehler beim 4:1-Sieg gegen Estland. Wenige Sekunden nach seiner Einwechslung hatte er den Gegentreffer mit verschuldet. "Er hat sich direkt entschuldigt für den Bock und gesagt, er muss es doppelt gutmachen", sagte Trainer Antonio Di Salvo. "Das hat er gemacht mit zwei Toren."
Startelf-Einsatz gegen Polen offen
Herzlich nahm der Coach beim Sieg in seiner Geburtsstadt Paderborn den erleichterten Debütanten nach dem Schlusspfiff in die Arme. Offen ließ Di Salvo, ob Reitz nach seinem Joker-Einsatz bei der wichtigen Prüfung im Kampf um den Gruppensieg am Dienstag (18 Uhr) in Essen gegen Polen ein Startelf-Platz winkt. Polen führt die Tabelle mit zwölf Punkten aus vier Spielen an, Deutschland ist mit neun Zählern aus drei Partien Zweiter.
"Da müssen wir die Torchancen besser nutzen. So viele werden wir gegen Polen nicht bekommen", sagte Reitz. Gegen Estland machte die DFB-Auswahl es sich unnötig schwer. Außer durch die Treffer von Reitz, von Hoffenheims Maximilian Beier und von BVB-Jungstar Youssoufa Moukoko hätte das Team noch weitaus öfter jubeln können.
Bei den zwei Toren des Sohnes jubelte Papa Reitz im Stadion am Freitagabend (17.11.2023) besonders emotional. "Wie es aktuell läuft, hätte ich mir im Leben nicht vorstellen können", sagte der Sohn, der einst Messi-Fan war und jetzt zu Bayern-Star Joshua Kimmich aufschaut.
Reitz-Werdegang ist eine Seltenheit
Vom Onkel war er nach seiner Geburt gleich bei Borussia Mönchengladbach als Mitglied angemeldet worden. Außer einer Leihe an VV St. Truiden in Belgien spielte er seit der F-Jugend nur bei der Borussia. "Ich liebe den Verein, bin Fan von dem Verein, meine ganze Familie ist Fan von dem Verein", sagte der 21-Jährige während der U21-Tage. Der Werdegang von Reitz, vom Fan zum Profi, ist im Fußball-Geschäft eine Seltenheit.
Dass er zuletzt vor Christoph Kramer oder Florian Neuhaus in die Gladbacher Startelf berufen worden war, spricht für sich. "Es ist noch nicht der endgültige Durchbruch", sagte Reitz. Aber so komme man natürlich "mehr und mehr auf den Zettel. Der Trainer gibt dir eine Chance, aber dann musst du die Chance auch nutzen."
Das tat er bereits unter Borussia-Coach Gerardo Seoane, in der U21 will er sich weiter bei Di Salvo aufdrängen. Nach einem Einsatz für die U16 war es erst das zweite Auswahlspiel - ein steiler Aufstieg auch im Trikot mit dem Adler auf der Brust. "Es ist wieder schwer, Worte zu finden. Allein das erste Spiel machen zu dürfen, ist ein Traum von mir gewesen", sagte Reitz. "Dann direkt zu treffen ist natürlich das Sahnehäubchen obendrauf. Ich bin überglücklich."