Neues Format ohne Playoffs Schweiz startet nach viel Streit mit neuem Modus in die Saison
Die Schweizer Fußball-Liga ist am Wochenende mit einem neuen Modus in die Saison 2023/24 gestartet. Um den wurde zuvor lange gestritten - Fanproteste führten zum Ende eines Playoff-Modus.
"Nein zu Playoffs!" - die Ansage aus vielen Fankurven in der Schweiz war deutlich. Mit Plakaten in den Stadien und mit Online-Petitionen machten viele Fans gegen die Pläne der Schweizer Super League mobil.
Bisher spielten alle Klubs einfach jeweils viermal gegeneinander. Im Frühjahr 2022 hatte die Liga sich für ein Modell mit Playoffs entschieden. Die Idee:
- An 22 Spieltagen sollten die zwölf Mannschaften je zweimal gegeneinander spielen.
- Danach sollte die Liga in zwei Sechsergruppen geteilt werden.
- Nach jeweils zehn Spieltagen in den beiden Gruppen hätten der Tabellenerste und der Tabellenzweite in einer Serie best of three den Meistertitel ausgespielt.
Befürworter hatten argumentiert, dass der Liga die Spannung gefehlt habe, der FC Basel und Young Boys Bern stellten in der Schweiz Serienmeister. Zudem seien Playoffs für Jugendliche ansprechender, die Schweizer Liga nimmt mit ihrem TV-Vertrag derzeit schließlich nur etwas mehr als 22 Millionen Euro pro Saison ein. Im Mai 2022 stimmten die Vertreter der Super League mit klarer Mehrheit zu. Doch die Kritik in den Fanszenen war groß.
"Außergewöhnlich" - Fans des FC Basel mit einer Choreographie
FC Zürich stellte den Antrag, Playoffs wurden abgewählt
Viele Klubs hätten jeweils nur noch ein Heimspiel gegen die Spitzenteams gehabt, einzelne Spiele hätten mehr Gewicht als die Leistung einer Saison gehabt, schrieben die Träger der Kampagne "Playoffs nein!" und folgerten: "Mit fairem Wettbewerb und sportlichem Leistungsgedanken hätte dies nicht mehr viel zu tun". Mehr als 57.000 Unterschriften sammelten sie und riefen die Klubpräsidenten auf, gegen das Vorhaben zu stimmen.
Ancillo Canepa, Präsident des FC Zürich, hatte den Antrag gestellt, die eigentlich beschlossenen Playoffs wieder zu kippen. "Ich bin froh, ich konnte einen Großteil meiner Kollegen davon überzeugen, dass das Playoff-Modell nicht gut für unseren Fußball wäre", sagte Canepa damals. "Danke an die vielen Fans, die die Petition unterschrieben haben, das waren fast 60.000 und das ist natürlich eine große Zahl. Das konnten meine Kollegen nicht ignorieren."
Der Präsident des FC Zürich, Ancillo Canepa
Der "Röstigraben" im Modus-Krimi hielt Schweizer Fußball in Atem
Vor der zweiten Abstimmung im November 2022 entstand ein Modus-Krimi, wie Schweizer Medien die Abstimmung nannten. Vor allem die Klubs aus der deutschsprachigen Schweiz waren gegen die Playoffs, Zustimmung kam aus dem Westen und dem Tessin - die Rede war vom Schweizer "Röstigraben", der die Liga spaltete.
Viele Klubs schwenkten nun um und stimmten gegen die Playoffs. War die Abstimmung unter den 20 Schweizer Profiklubs der beiden ersten Ligen im Mai 2022 noch mit 16:4 für die Playoffs ausgegangen, unterlagen die Befürworter der Playoffs nun mit 8:12. Das Bündnis "Playoffs nein" teilte mit, die Entscheidung "mit großer Freude und Genugtuung zur Kenntnis" zu nehmen.
Der neue Modus ist derselbe wie in Schottland
Befürwortet wurde damit ein Format, das dem der schottischen Premier League gleicht. Der neue Modus läuft nun wie folgt:
- In der Super League spielen nun zwölf statt bisher zehn Teams.
- Alle Teams spielen zunächst an 33 Spieltagen jeweils drei Mal gegeneinander.
- Danach wird die Liga in zwei Sechser-Gruppen geteilt. Die oberen sechs spielen in fünf Spieltagen den Meister und die Europapokalplätze aus, die unteren sechs bestimmen in fünf Spieltagen einen direkten Absteiger und einen Teilnehmer an der Relegation.
- Alle Punkte und Tore aus den ersten 33 Spieltagen werden mit in diese Runde übernommen.
- Der Meister steht in den Playoffs zur Champions League, der Tabellenzweite in der 1. Qualifikationsrunde zur Champions League. Der Tabellendritte und der Tabellenvierte spielen in der 2. Qualifikationsrunde zur Conference League. Der Pokalsieger ist in der 3. Qualifikationsrunde zur Europa League dabei.
Grundsätzliche Kritikpunkte am Playoff-Modus wurden damit angegangen: Es bleiben mehr Spiele unter allen Klubs bestehen, und die Gesamtleistung entscheidet über die Platzierung. Einige Besonderheiten jedoch hat dieser Modus: So kann es beispielsweise sein, dass die oberen Teams aus der Abstiegsgruppe am Ende mehr Punkte haben als die unteren aus der Meistergruppe - in der Rangliste überholen können sie diese Klubs jedoch nicht. Für die Kritiker ist das Schlimmste aber zumindest verhindert.
Erste Spiele sollen Grundlage für Fußballkrimi sein
Am Samstag (22.07.2023) fanden die ersten Spiele der Super League im neuen Format statt. Der FC St. Gallen besiegte den FC Basel mit 2:1, Servette Genf gewann mit 3:1 bei Grasshopper Zürich. Die Spiele sollen eine Grundlage für einen neuen Moduskrimi sein - im sportlichen Sinne.
Der FC St. Gallen feiert ein Tor gegen den FC Basel.