Manchester Uniteds Miteigentümer Jim Ratcliffe

Klub im Umbruch Manchester United - finanzielle Probleme, teurer Stadionneubau

Stand: 14.03.2025 16:36 Uhr

Milliardär Jim Ratcliffe behauptete in Interviews, dass Manchester United ohne Sparmaßnahmen Weihnachten pleite gewesen wäre - und will nun ein Stadion für mehr als zwei Milliarden Euro bauen lassen. Wie passt das zusammen?

Sportlich ist Manchester United seit Jahren weit davon entfernt, ein großer Klub zu sein. Der Tabellen-14. der Premier League hat in den vergangenen Jahren die Champions League regelmäßig verpasst oder schied früh aus. Den letzten Meistertitel in England holte der Klub 2013.

Der Milliardär Jim Ratcliffe, der als Minderheitseigentümer beim Klub einstieg, machte sich im Klub mit drastischen Kürzungen unbeliebt. 250 Mitarbeiter wurden entlassen, 200 weitere sollten folgen. Er strich die Weihnachtsfeier des Klubs, beendete die Bezahlung von Trainerlegende Sir Alex Ferguson als Klubbotschafter und stoppte Spenden an Wohltätigkeitsorganisationen.

Nun machte er in einer Reihe von Interviews seine Gründe deutlich: "Manchester United wäre bis Ende 2025 das Geld ausgegangen."

Manchester Uniteds Stadion Old Trafford aus der Luft

Manchester Uniteds Stadion Old Trafford aus der Luft

Viele Gründe für finanzielle Probleme

Finanzielle Sorgen hat der Klub vor allem durch hohe Spielergehälter, Abfindungen für Trainer und die Schuldentilgung nach der auf Kredit vollzogenen Übernahme durch die Glazer-Familie. Rund eine Milliarde Verbindlichkeiten drücken den Klub.

Einem aktuellen UEFA-Bericht zufolge war 2023 europaweit gemessen an den Transferkosten kein Kader so teuer wie der von Manchester United - 1,4 Milliarden Euro. Der Klub zahlte demnach 2023 mit 381 Millionen Euro immer noch die achthöchsten Gehälter Europas und wurde nur von Dauergästen der letzten Runden in der Champions League übertroffen, darunter Bayern München (416 Millionen Euro). Der Klub hatte diese Kosten zuletzt aber zumindest um rund 100 Millionen Euro verringert. Zudem wies der Klub auch ein starkes Betriebsergebnis mit 165 Millionen Euro Gewinn, ähnliche Zahlen werden für die aktuelle Saison erwartet.

"An Weihnachten pleite" - daran gibt es Zweifel

Ratcliffes Folgerung, dass Manchester United ohne die ganzen Kürzungen "an Weihnachten pleite" gewesen wäre, wurde nicht nur deshalb schnell in Frage gestellt. Denn den widersprüchlichen Kontext lieferte der Milliardär schnell, indem er den Bau eines neuen Stadions vorstellte, das mit rund zwei Milliarden Pfund (aktuell rund 2,4 Milliarden Euro) eines der teuersten überhaupt wäre.

Der englische Fußball-Finanzexperte Kieran Maguire kritisierte Ratcliffe im "Telegraph" für seine Aussagen. "Jeder Klub kauft Spieler auf Kredit, Manchester United ist damit nicht allein. Sie haben weniger Schulden als Chelsea, und Chelsea kündigt nicht den Abbau von 400 Stellen an", sagte Maguire. "Für ein Unternehmen, das an der New Yorker Börse notiert ist, ist das ein ziemlich provokanter Kommentar. Für mich ist das unglaublich unprofessionell."

Der Klub habe auch im Sommer 2024 fast 250 Millionen Euro für Transfers ausgegeben. Hinzu kamen Abfindungen für Trainer Erik ten Hag und Sportdirektor Dan Ahsworth. "Wenn man in Gefahr wäre, pleite zu gehen, würde man dieses Geld vermutlich nicht für Spielerverpflichtungen ausgeben", sagte Maguire. "All das deutet meiner Meinung nach darauf hin, dass der Stellenabbau mit Horrorgeschichten gerechtfertigt werden soll."

Old Trafford, das aktuelle Stadion von Manchester United

Old Trafford, das aktuelle Stadion von Manchester United

Neues Stadion soll Zukunft des Klub sichern

Finanziell steht nun der größte Kraftakt an: das neue Stadion. Old Trafford war lange die Heimat von Manchester United. Jetzt will der Klub das Stadion verlassen, immer wieder gibt es Meldungen über undichte Dachteile oder Mäuseplagen in dem Stadion. Erste Entwürfe dafür wurden im Londoner Büro der Architekten Foster + Partners vorgestellt. Eine endgültige Entscheidung über die Umsetzung dieser Pläne steht noch aus. "Unser derzeitiges Stadion hat uns großartige Dienste geleistet, aber es ist hinter die besten Arenen des Weltsports zurückgefallen", sagte Ratcliffe.

Eine Grafik vom möglichen neuen Stadion von Manchester United

Grafik-Entwurf vom möglichen neuen Stadion von Manchester United

Was offen blieb: Wie der Klub den Neubau angesichts seiner finanziellen Situation bezahlen will. Manchester Uniteds Geschäftsführer Omar Berrada sprach von attraktiven Möglichkeiten, zu investieren. Er sei "ziemlich zuversichtlich, dass wir einen Weg finden werden, das Stadion zu finanzieren".