Ex-Dortmunder bei Bayern-Gegner Nach Kritik am Trainer - Man United schließt Sancho vom Training aus
Jadon Sancho galt nach seiner Ankunft von Borussia Dortmund als Königstransfer bei Manchester United. Doch unter verschiedenen Trainern konnte er sich beim Champions-League-Gegner des FC Bayern nicht durchsetzen. Nun wurde er nach der Kritik an Trainer Erik ten Hag sogar vom Training ausgeschlossen.
Der Zwist zwischen dem englischen Fußball-Nationalspieler Jadon Sancho und seinem Vereinstrainer Erik ten Hag eskaliert. Wie der englische Rekordmeister Manchester United mitteilte, darf der 23 Jahre alte Offensivspieler nach einem kritischen Posting in den sozialen Medien bis auf Weiteres nicht mehr mit der Profimannschaft trainieren.
"Jadon Sancho wird ein persönliches Trainingsprogramm außerhalb der ersten Mannschaft absolvieren, bis eine Disziplinarangelegenheit geklärt ist", erklärte United am Donnerstag (14.09.2023).
Kritik an Sanchos Trainingsleistung
Vorausgegangen war ein Gegenschlag, zu dem sich Sancho nach seiner öffentlichen Bloßstellung gezwungen gesehen hatte. Der einstige Profi von Borussia Dortmund stand nicht im Kader seines aktuellen Arbeitgebers für die letzte Partie vor der Länderspiel-Pause beim FC Arsenal (1:3). Als Trainer ten Hag hinterher nach den Gründen für die Abwesenheit des englischen Flügelspielers gefragt wurde, nannte er - erstaunlich offen - Sanchos "Leistungen im Training" und erklärte, dass man bei Manchester United jeden Tag "ein bestimmtes Level" erreichen müsse.
Öffentliches Zerwürfnis mit Ten Hag
Sancho wehrte sich, indem er bei X, ehemals Twitter, eine bemerkenswerte Mitteilung verfasste. Er bezichtigte ten Hag, die Unwahrheit über seine Nichtberücksichtigung zu sagen, und behauptete, der Trainer wolle ihn zum "Sündenbock" machen. Wobei nicht genau klar war – zum Sündenbock wofür?
Am schwachen Saisonstart in der Premier League mit schon zwei Niederlagen in vier Spielen hatte Sancho jedenfalls keinen nennenswerten Anteil mit nur drei Joker-Einsätzen. Trotzdem ist das öffentliche Zerwürfnis mit ten Hag der bisherige Tiefpunkt von Sanchos trauriger Karriere bei Manchester United. Mehr noch: Es könnte der Anfang vom Ende des ehemaligen Dortmunders beim englischen Rekordmeister sein, der kommende Woche Mittwoch (20.09.2023) zum Auftakt der Champions League beim FC Bayern erwartet wird.
ManUnited bezahlte 85 Millionen Euro für Sancho
Dabei sollte Sanchos Geschichte eigentlich die Geschichte des verlorenen Sohns werden, der unter Fanfaren in die Heimat zurückkehrt und dort Ruhm und Ehre erlangt. Als Manchester United ihn im Sommer 2021 nach fast anderthalbjährigem Ringen für 85 Millionen Euro beim BVB auslöste, galt Sancho als Königstransfer des Vereins, der damals noch von Ole Gunnar Solskjaer trainiert wurde und versuchte, mit jungen, gerne englischen Spielern den verlorenen Anschluss an die Spitze des englischen Fußballs wieder herzustellen.
Sanchos Probleme begannen aber schon wenige Wochen nach seiner Ankunft. Manchester United holte kurz vor Transferschluss Cristiano Ronaldo zurück. Für Sancho bedeutete das, dass in der ohnehin dicht besiedelten United-Offensive ein Platz weniger zur Verfügung war und der Königstransfer plötzlich im Schatten des berühmten Portugiesen stand.
Eine verlorene Erscheinung
Ronaldo hat das Old Trafford längst wieder verlassen, doch Sancho, mittlerweile 23 Jahre alt, ist zwei Jahre nach seiner Rückkehr aus Deutschland immer noch eine verlorene Erscheinung bei Man United. Mit insgesamt zwölf Toren und sechs Vorlagen liegt er deutlich hinter den Erwartungen. Unter keinem der drei Trainer, die er in Manchester schon erlebt hat (Solskjaer, Ralf Rangnick, Erik ten Hag), konnte er sich dauerhaft etablieren. Zuletzt ist er in der Hierarchie der Außenstürmer hinter Marcus Rashford, Antony und die jungen Alejandro Garnacho und Facundo Pellistri gerutscht. Für die englische Nationalmannschaft wurde Sancho seit Oktober 2021 nicht mehr berufen.
Seine Probleme sind nicht nur sportlicher Natur. Im Winter gewährte ihm ten Hag eine Auszeit von drei Monaten und nannte als Erklärung unter anderem "mentale Angelegenheiten". Diese Offenlegung war übrigens nicht mit Sancho abgestimmt gewesen, wie englische Medien berichteten. Wie bei Borussia Dortmund hat der Spieler offenbar auch bei Manchester United Probleme mit der Pünktlichkeit. Im Training soll er oft zu lässig wirken. Mit solchen Verhaltensweisen hat man es schwer beim geradlinigen ten Hag, der gleich nach seiner Ankunft im Old Trafford im vergangenen Jahr den für sein System untauglichen Ronaldo aussortiert und Kapitän Harry Maguire auf die Bank verbannt hatte.
Wie geht es mit Jadon Sancho weiter?
Wie es weitergeht für Sancho bei Manchester United, dürfte davon abhängen, ob es ihm gelingt, seinen Trainer für sich zu gewinnen. Nach dem Arsenal-Spiel war der Klub offenbar bereit, Sancho nach Saudi-Arabien zu verkaufen, doch dazu kam es nicht. Auch über eine Rückkehr nach Dortmund im Januar wird spekuliert. Allerdings kann es auch sein, dass Sanchos Geschichte bei Manchester United noch eine positive Wendung nimmt.
Nach einem privaten Ausflug nach New York in der Länderspiel-Pause meldete er sich am Montag pflichtgemäß im Trainingszentrum Carrington zurück. Seine Anschuldigungen gegen ten Hag im Internet hat er gelöscht. Beobachter deuten das als Bemühung zum Friedensschluss von Sanchos Seite. Und weil Antony nach Vorwürfen von häuslicher Gewalt auf unbestimmte Zeit beurlaubt wurde, ist bei Manchester United die Position auf dem rechten Flügel frei. Eine Option wäre Sancho.