Premier League Ipswich Town - die Rückkehr der "Tractor Boys"
Nach 22 Jahren ist Ipswich Town zurück in der englischen Premier League - dank eines jungen Trainers und einer US-Investorengruppe. Und Ed Sheeran hat auch seinen Anteil.
Als Kieran McKenna im Dezember 2021 den Trainerposten bei Ipswich Town FC übernahm, stand der gerade auf Rang elf der League One. Das ist Englands 3. Liga, und dort drohte der kleine Verein so langsam aber sicher zu versauern.
UEFA-Pokal-Sieger 1981
Dabei waren die "Blues" in England mal eine große Nummer. Ihre große Zeit hatten sie Anfang der 1980er Jahre. Da wurden sie zweimal englischer Vizemeister und holten 1981 unter Trainerlegende und Vereinsikone Bobby Robson sogar den UEFA-Pokal. Sogar Meister war Ipswich schon. Das war 1962 und kam unter Trainer Alfred "Alf" Ramsey völlig überraschend. 2002 stieg der Klub dann aber aus der Premier League ab, und 2019 ging es dann sogar noch eine Etage tiefer in die Drittklassigkeit.
Lehrjahre bei Manchester United
Doch dann kam eben McKenna. Vorzuweisen hatte der heute 38 Jahre alte Nordire nicht viel. Nachdem er seine aktive Karriere schon mit 22 Jahren wegen einer Verletzung hatte beenden müssen, studierte er zunächst Sport an der Loughborough Universität und wurde dann Jugendtrainer und Scout bei Tottenham Hotspur und Manchester United. Bei den "Red Devils" wurde er später auch Co-Trainer und lernte von Ole Gunnar Solskjaer, José Mourinho und Ralf Rangnick.
Dann klopfte kurz vor Weihnachten 2021 Ipswich an und der Drittligist wurde McKennas erste Station als Cheftrainer im Profi-Fußball. Der neue Coach übernahm die "Blues" auf Platz elf mit ordentlichem Abstand zu den vorderen Rängen. Die ersten vier Spiele gewann McKennas Team bei 9:0 Toren. Danach wurde es durchwachsener und Ipswich beendete die Saison auf dem Platz, auf dem der neue Trainer übernommen hatte.
Erfolgsrausch bis in die Premier League
Doch spätestens ab Sommer 2022 startete McKenna durch, verpasste dem Team eine dermaßen offensive und aggressive Spielweise, dass Ipswich förmlich explodierte. In 46 League-One-Spielen gab es nur vier Niederlagen. Und auch in der 2. Liga spielte der Klub aus Suffolk von Beginn an vorne mit und machte am Ende den Durchmarsch von der 3. Liga in die Premier League perfekt.
Trainer Kieran McKenna
Dort geht es zum Saisonstart am 17. August gleich gegen den FC Liverpool, einen der ganz großen Klubs. McKenna dürfte das noch mehr motivieren als andere. Der Nordire ist nämlich Fan von Liverpools Erzrivalen Manchester United.
Rund 73 Millionen Euro ausgegeben
Gemeinsam mit den beiden anderen Aufsteigern FC Southampton und Leicester City beginnt der Kampf um den Klassenerhalt. Rund 73 Millionen Euro hat Ipswich für neue Spieler ausgeben können. Unter anderem sind Rechtsaußen Omari Hutchinson vom FC Chelsea (23,5 Millionen), Innenverteidiger Jacob Greaves von Hull City (21,5 Millionen) und Mittelstürmer Liam Delap aus der U21 von Manchester City (17,85 Millionen) neu dabei.
In England sind solche Ausgaben auch für einen Aufsteiger kein Problem. Selbst dann nicht, wenn der aus dem ländlichen Suffolk stammt, die Spieler von den Fans großer Klubs als "The Tractor Boys" verhöhnt werden und wenn in das heimische Stadion an der Portman Road gerade mal 29.673 Fans reinpassen.
Aufstieg spült mächtig viel Geld in die Kasse
Wie Finanzexperten einmal ausgerechnet haben, kommt der Sprung in die englische Eliteliga in den kommenden drei Spielzeiten einer Umsatzsteigerung von mindestens 135 Millionen Pfund gleich, umgerechnet 158,5 Millionen Euro. Dieser Betrag könnte über fünf Jahre auf 265 Millionen Pfund steigen, wenn der Verein in seiner ersten Saison den Abstieg vermeidet.
Ein Großteil stammt aus Fernseh- und Werbezahlungen. Allein aus den britischen Übertragungsvereinbarungen erhält jeder Klub in der Premier League bereits 31 Millionen Pfund. Hinzu kommen für den Aufsteiger rund 60 Millionen Pfund aus internationalen Verträgen sowie 1,2 Millionen Pfund für jedes live im Fernsehen übertragene Spiel.
US-Investorengruppe und Ed Sheeran
Seinen rasanten Aufstieg zu verdanken hat der Klub aber vor allem der US-Investorengruppe "Gamechanger 20 LTD", die vor drei Jahren bei Ipswich einstieg und den langjährigen Klubbesitzer Marcus Evans ablöste, der am Ende dann doch als investitionsfaul galt.
Das Logo der Ed-Sheeran-Welttournee
Und dann ist da natürlich noch Ed Sheeran. Der weltberühmte Popsänger wuchs 26 Kilometer entfernt von Ipswich auf, gilt als glühender Anhänger und hat sogar eine Minderheitsbeteiligung an seinem Lieblingsklub erworben. Das teilte der englische Fußball-Erstligist am Donnerstag mit. Sheeran übernahm allerdings nur 1,4 Prozent der Anteile, als passiver Investor werde er nicht zum Vorstand des Aufsteigers gehören. "Ich freue mich sehr, einen kleinen Prozentsatz meines Heimatklubs erworben zu haben", sagte der Singer-Songwriter in einem Statement: "Es ist der Traum eines jeden Fußballfans, Besitzer des Klubs zu sein, den man unterstützt. Ich bin sehr dankbar."
Sheeran war vorher bereits Trikotsponsor. So tragen die Spieler das Logo der "Divide"-Welttournee auf der Brust. Und Sheeran macht die "Tractor Boys" sogar weltberühmt, weil er die Trikots auf seinen Tourneen in seinem eigenen Fan-Shop verkauft.