Nach mehr als acht Jahren Klopp verlässt FC Liverpool - und kündigt Auszeit an
Eine Ära geht zu Ende: Jürgen Klopp wird nach dieser Saison als Trainer des FC Liverpool zurücktreten. Er kündigte eine längere Auszeit an.
Klopp, dessen Vertrag in Liverpool eigentlich noch bis 2026 läuft, verkündete am Freitag (26.01.2024) seine Entscheidung. Er habe sie dem Klub schon im November mitgeteilt, sagte Klopp. Er ist seit 2015 Trainer des FC Liverpool und führte den Klub 2020 zur ersten englischen Meisterschaft nach 30 Jahren. "Meine Ressourcen sind nicht endlos", sagte Klopp bei einer Pressekonferenz des Klubs.
"Ich ziehe es vor, alles in diese Saison zu packen." Liverpool ist derzeit Tabellenführer der Premier League, spielt noch im FA Cup, steht im Endspiel des Ligapokals gegen Chelsea und hat das Achtelfinale der Europa League erreicht.
Die Zukunft? "Kein Klub, kein Land für das nächste Jahr"
Wie es für ihn weitergeht, ließ er offen. "Was in der Zukunft passiert, weiß ich jetzt noch nicht", sagte Klopp. Die Tatsache, dass Klopp ab 2024 nicht mehr gebunden ist, führte zu Spekulationen, ob er nach der EM 2024 die deutsche Nationalmannschaft übernehmen könnte. Der Vertrag von Bundestrainer Julian Nagelsmann läuft bis zum Turnierende.
Doch Klopp sagte, dass er nach dem Saisonende keinen Trainerjob im Fußball übernehmen werde. "Kein Klub, kein Land für das nächste Jahr", sagte Klopp. Im Juli hatte er gesagt, dass der Job als Bundestrainer grundsätzlich "eine große Ehre" wäre.
Er schloss zudem aus, jemals einen anderen englischen Verein zu trainieren. "Das kann ich versprechen, selbst wenn ich nichts mehr zu essen haben sollte", sagte Klopp.
Klopp: "Ich habe keine Energie mehr"
Klopp äußerte sich zunächst in einem vom Klub in sozialen Netzwerken verbreiteten Video. "Ich kann verstehen, dass das für viele Menschen in diesem Moment ein Schock ist, aber ich kann das erklären. Ich liebe alles an diesem Klub, an dieser Stadt, an unseren Fans, dem Team, dem Staff, alles. Aber ich musste diese Entscheidung treffen, davon bin ich überzeugt. Ich habe keine Energie mehr. Es geht mir gut, aber ich kann diesen Job nicht immer und immer weiter machen."
In achteinhalb Jahren führte Klopp die "Reds" in der Saison 2019/20 erstmals seit 1990 wieder zum englischen Meistertitel. Ein Jahr zuvor war Liverpool unter seiner Regie bereits Champions-League-Sieger geworden, außerdem wurde der Verein in seiner Amtszeit Klub-Weltmeister, Supercup-Gewinner und nationaler Pokalsieger. Klopp selbst wurde 2019 und 2020 als Welttrainer ausgezeichnet.
Mit Klopp werden auch seine Assistenztrainer den FC Liverpool verlassen. Der frühere Bundesliga-Manager Jörg Schmadtke beendet seine Zeit in Liverpool nach dem Wintertransferfenster, er war dort zuletzt Sportdirektor.
"The Normal One"
"Der FC Liverpool ist für mich einer der größten Klubs der Welt. Ich bin sehr stolz darauf, hier zu sein. Für mich ist es der perfekte Moment, hier zu sein", sagte Klopp bei seiner Vorstellung am 9. Oktober 2015. Nachdem er den Traditionsverein wieder zu einem Erfolgsklub gemacht hatte, der aktuell auch an der Tabellenspitze in der Premier League steht, hat er nun offenbar den perfekten Moment für sich gefunden, um seine Zeit in Liverpool wieder zu beenden.
Als "The Normal One", wie er sich selbst bei seiner ersten Pressekonferenz bezeichnet hatte, krönte Klopp seine ohnehin schon erfolgreiche Trainerkarriere. Zuvor war er mit Borussia Dortmund in sieben Jahren (2008-2015) unter anderem zweimal deutscher Meister geworden und hatte Mainz 05 auf seiner ersten Trainerstation (2001-2008) erstmals in die Bundesliga geführt. 2001 hatte der ehemalige Verteidiger dort seine Spielerkarriere beendet.
Tuchel muss Nachricht "erst einmal verdauen"
"Das ist eine Hammer-Meldung. Das muss ich erst einmal verdauen. Ich kann das nachvollziehen. Daran werde ich mich eine ganze Weile gewöhnen müssen. Kloppo ist einer der allerallerbesten Trainer weltweit. Er hat die Vereine auf all seinen Stationen auf eine besondere Art und Weise beeinflusst", sagte Thomas Tuchel, der wie Klopp in Mainz seine Trainerkarriere begann und dort wie auch in Dortmund die Nachfolge des Noch-Liverpoolers antrat.
Hans-Joachim Watzke, der nach der erfolgreichen gemeinsamen Zeit beim BVB noch immer mit Klopp befreundet ist, zollte "ganz hohen Respekt vor dieser Entscheidung", die zeigen würde, "dass Jürgen außergewöhnlich ist". Dortmunds Trainer Edin Terzic lobte ihn als "herausragender Mensch". Und er sagte weiter: "Er hat unseren Verein und auch Liverpool so geprägt wie kaum ein anderer. Ich bin mir sicher, dass es noch eine Station in seinem Trainerleben geben wird, wo er einen ähnlich guten Job machen wird."
Zurück in der Erfolgsspur, aber mit großen Belastungen
Nach einer enttäuschenden vergangenen Saison, in der Klopp erstmals seit seiner ersten Spielzeit als Fünfter die Champions League verpasst hatte, führte er Liverpool zurück an die Spitze in der Premier League und hat die Chance, alle drei möglichen Pokalendspiele zu erreichen. Im Carabao Cup kommt es am 25. Februar zum Finale gegen den FC Chelsea, im FA Cup steht am Sonntag (28.01.2024) die vierte Runde gegen Norwich City an und in der Europa League stehen die "Reds" nach ihrem Sieg in der Gruppenphase im Achtelfinale.
Die vielen Erfolgsaussichten sind aber auch die Folge einer hohen Belastung, die Klopp seit Jahren schon kritisiert. Auch aktuell plagen den Noch-Trainer große Verletzungssorgen. "Wir hatten die ganze Saison über verschiedene Themen und auch jede Menge Verletzungen zu verkraften, das ist einfach nicht gut. Man muss damit arbeiten und bisher haben wir alles überstanden", sagte "Kloppo" am Donnerstag in der Pressekonferenz zum Spiel gegen Norwich. "Aber jetzt sind wir wirklich am Rand, da darf nichts mehr passieren. Wir haben noch die gleiche Anzahl an Spielen vor uns, wir spielen jetzt die ganze Zeit." Für Klopp ist es aber das letzte Mal, dass er sich durch die letzten Monate einer Saison als Liverpool-Trainer quält.