Ab 2027 Von Adidas zu Nike - DFB wechselt nach 70 Jahren den Ausrüster
Die Fußball-Nationalmannschaft wird ab 2027 mit Trikots von Nike statt Adidas auflaufen. Kritik kommt von Wirtschaftsminister Habeck - der DFB wehrt sich.
Es ist eine Zeitenwende: Nach mehr als 70 Jahren wendet sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) erstmals von seinem Ausrüster ab - und wechselt zum US-Giganten Nike. Diese Entscheidung verkündete der DFB am Donnerstag (21.03.2024). Die Partnerschaft soll im Januar 2027 beginnen und bis 2034 dauern. Nike soll in dieser Zeitspanne alle Nationalteams ausrüsten.
"Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Nike und über das in uns gesetzte Vertrauen. Die künftige Partnerschaft ermöglicht es dem DFB, auch in der kommenden Dekade zentrale Aufgaben mit Blick auf eine umfassende Entwicklung des Fußballs in Deutschland wahrzunehmen", sagt DFB-Präsident Bernd Neuendorf.
Partner bei sechs WM-Titeln
Die derzeitige Partnerschaft mit Adidas läuft Ende des Jahres 2026 aus. Bei allen vier WM-Titeln und bei allen drei EM-Titeln der Männer sowie bei den beiden WM-Titeln und den acht EM-Trophäen der Frauen war Adidas der Ausrüster. Erst in der vergangenen Woche waren die neuen Trikots für die EURO 2024 im eigenen Land vorgestellt und vor allem wegen des pinken Auswärtstrikots ausgiebig diskutiert worden.
"Wir sind vom DFB heute darüber informiert worden, dass der Verband ab 2027 einen neuen Ausrüster haben wird", teilte das Traditionsunternehmen am Donnerstag auf Anfrage kurz und knapp mit.
Nike mit bestem wirtschaftlichen Angebot
Der Grund für den unerwarteten Wechsel zu Nike: Laut DFB haben die Amerikaner "das mit Abstand beste wirtschaftliche Angebot abgegeben".
Dass der Adidas-Konkurrent zudem "mit seiner inhaltlichen Vision, die auch ein klares Bekenntnis für die Förderung des Amateur- und Breitensports sowie die nachhaltige Entwicklung des Frauenfußballs in Deutschland beinhaltet" gepunktet habe, dürfte bei der Entscheidung nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben.
Mit dem Wechsel endet eine lange Zeit des Buhlens: Kurz nach der WM 2006 hatte es bereits eine Multi-Millionen-Offerte des US-Konzerns gegeben. Damals entschied sich der DFB für Dauerpartner Adidas - und gegen einen Wechsel.
Habeck hätte sich mehr "Standortpatriotismus" gewünscht
Kritik äußerte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck: "Ich kann mir das deutsche Trikot ohne die drei Streifen kaum vorstellen. Adidas und Schwarz-Rot-Gold gehörten für mich immer zusammen. Ein Stück deutscher Identität. Da hätte ich mir ein Stück mehr Standortpatriotismus gewünscht", sagte Habeck.
"Wir verstehen jede Emotionalität. Auch für uns als Verband ist es ein einschneidendes Ereignis, wenn feststeht, dass eine Partnerschaft, die von vielen besonderen Momenten geprägt war und ist, nach mehr als 70 Jahren zu Ende geht", teilte der DFB bei X mit.
DFB wehrt sich mit Verweis auf Basis und Amateure
Der Verband sei jedoch dem deutschen Fußball und dessen Entwicklung verpflichtet. Er sei "ein Sport-Fachverband, der seine Mitgliedsverbände und die Basis im Amateurbereich finanziert und nicht von ihnen finanziert wird. Er steckt das Geld in den Fußball. Damit Fußball ein Volkssport bleibt", so der DFB. Vor diesem Hintergrund müsse der Verband wirtschaftliche Entscheidungen treffen - zumal er ohnehin in wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckt.
Die kommenden Turniere werden nun zur Abschiedstournee. Die Heim-EM 2024, die Frauen-EM 2025 in der Schweiz sowie die Männer-WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada werden die DFB-Teams noch mit Adidas-Trikots absolvieren. Bei der EURO 2024 wohnt die DFB-Elf sogar im Adidas-Homeground in Herzogenaurach.
Nike hängt Adidas klar ab
Ab 2027 ist der DFB dann in illustrer Gesellschaft: Der seit 1989 weltweit führende Sportartikel-Anbieter stattet den Rekordweltmeister Brasilien seit 1994 aus, sein bekanntes Markenzeichen ("Swoosh") prangt auch auf den Hemden anderer großer Fußball-Nationen wie Frankreich, England, den Niederlanden oder Ex-Europameister Portugal.
Zuletzt vermeldete Nike einen Jahresumsatz von umgerechnet 47,1 Milliarden Euro bei einem Gewinn von 4,7 Milliarden. Adidas musste bei einem Umsatz von 21,4 Milliarden Euro einen Verlust von 75 Millionen hinnehmen - und nun den der deutschen Nationalmannschaft.