Vorwürfe gegen früheren spanischen Verbandschef Rubiales soll sich vor Gericht verantworten
Spaniens Ex-Verbandschef Luis Rubiales soll sich wegen des Vorwurfs des sexuellen Übergriffs vor Gericht verantworten. Dies beantragte ein Richter am Nationalen Gerichtshof nach Abschluss der Voruntersuchungen. Auch der abgelöste Nationalcoach Jorge Vilda sowie weitere Verbandsfunktionäre könnten angeklagt werden.
Rubiales hatte Fußball-Nationalspielerin Jennifer Hermoso nach dem WM-Finalsieg bei der Siegerehrung übergriffig auf den Mund geküsst. Der Richter sei zu dem Schluss gekommen, dass der Kuss "nicht einvernehmlich" gewesen sei und es sich um "eine einseitige Initiative handelt, die überraschend erfolgte", hieß es in einer Erklärung des Gerichts. Gegen die Entscheidung kann Rubiales Berufung einlegen, damit ist noch nicht garantiert, dass er vor Gericht erscheinen muss.
"Kuss nicht einvernehmlich" - Richter folgt Hermosos Darstellung
Hermoso hatte Anfang Januar in Madrid vor Gericht ausgesagt. Bei der Befragung betonte die 33-Jährige erneut, dass der Kuss ohne ihr Einverständnis erfolgt sei. Die spanische Staatsanwaltschaft wirft Rubiales sexuellen Übergriff und Nötigung vor. Nach einem neuen spanischen Gesetz wird "sexuelle Belästigung" wie ein "sexueller Übergriff" behandelt. Das spanische Gesetz sieht im Falle eines Schuldspruchs eine Geldstrafe oder Gefängnis bis zu vier Jahren vor. Rubiales ist es aufgrund einer einstweiligen Verfügung derzeit untersagt, sich Hermoso in einem Umkreis von 200 Metern zu nähern.
Ex-Nationalcoach Vilda und weitere Funktionäre im Fokus
Gemäß des Antrags der Justizbehörde sollen sich auch Ex-Frauentrainer Jorge Vilda sowie der Direktor der Männermannschaft, Albert Luque, und der Marketingchef des spanischen Verbandes RFEF, Ruben Rivera, verantworten müssen. Diese hätten "Druck" auf Hermoso ausgeübt, um die Sache zu vertuschen, hieß es. Der Kuss auf den Mund berühre "die Sphäre der Intimität, die sexuellen Beziehungen vorbehalten ist, insbesondere im Rahmen von zwei Erwachsenen", teilte der Richter mit. "Die erotische Absicht oder nicht, sowie der Zustand der Euphorie und Erregung, der nach dem außergewöhnlichen sportlichen Triumph empfunden wurde, sind Elemente, deren Konsequenz und rechtliche Folgen im Prozess beurteilt werden müssen."
Das Verhalten des inzwischen zurückgetretenen und gesperrten Rubiales nach dem Endspielsieg gegen England (1:0) in Sydney hatte weltweit einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Hermoso erstattete Anzeige gegen Rubiales. Rubiales wurde im Anschluss von der FIFA für drei Jahre und vom spanischen Sportgerichtshof gesperrt und trat als RFEF-Chef zurück. Er war bereits am 15. September vor Gericht erschienen und hatte beteuert, es habe sich um einen "einvernehmlichen Kuss" gehandelt.