Triumph im Clasico bei Real Madrid Spanien feiert Flick - "Barcas Größe wiederhergestellt"
Der FC Barcelona demütigt den Champions-League-Sieger Real Madrid im Bernabeu. Die spanischen Medien feiern auch Barca-Coach Hansi Flick, der Barcas alte Größe wiederhergestellt habe. Überschattet wurde der Clásico in La Liga von Berichten über rassistische Beleidigungen gegen Lamine Yamal.
Hansi Flick feierte seinen ersten Sieg im ersten Clasico als Barca-Trainer ausgiebig, dies war auch im Anschluss noch Thema. Nach Raphinhas Treffer zum 4:0-Endstand, dem finalen Akt einer Demütigung, die den "Königlichen" vom Erzrivalen im eigenen Stadion beigebracht wurde, gab es an der Seitenlinie Tumulte. Barcas Bank habe sich beim Jubeln nicht wie "Gentlemen" verhalten, ätzte Real-Coach Carlo Ancelotti, der auch sein Gegenüber Flick zur Rede gestellt hatte. Auf Nachfrage stellte Ancelotti später klar, dass er damit nicht den Barca-Chefcoach gemeint habe, sondern Flicks Assistenten Marcus Sorg.
Ancelottis dünnhäutige Reaktion, nach zuvor vier Siegen im Clasico, verriet dabei vor allem, dass er wahrscheinlich selbst am besten wusste, dass sein Team nicht nur vom Erzrivalen "zerstört" wurde, wie es die große Sportzeitung "Marca" am Sonntagmorgen groß auf die Titelseite schrieb. Sondern, dass auch Ancelotti mit seiner Taktik unterging.
Mbappé und Co. in der "Flick-Falle"
Madrid verließ sich offenbar einmal mehr ganz auf seine glänzende Offensive. Doch anders als beim 5:2 unter der Woche gegen Borussia Dortmund, als Reals Supersturm nach verschlafener erster Halbzeit den BVB noch in alle Einzelteile zerlegt hatte, begegnete Barca den "Königlichen" mit effektivem Pressing und einer aufmerksamen, hervorragend geordneten Defensive, über 90 Minuten. Gleich zwölfmal tappten die schnellen Real-Spitzen in die "Flick-Falle" ("Marca") und liefen ins Abseits, allen voran immer wieder Kylian Mbappé, der gleich zwei Treffer aberkannt bekam. Das wenige, was durchkam, entschärfte der Barca-Keeper Inaki Pena.
Die Hauptstadtpresse arbeitete sich nach dem Spiel auch am glücklosen Star-Neuzugang Mbappé ab, der mit Jude Bellingham offenbar noch keine harmonische Koexistenz gefunden hat.
Ins Verderben schickte sich Madrid aber vor allem durch haarsträubende Schwächen in der Defensive. Bei Barcas schnellen Vorstößen eröffneten sich in der Viererkette riesige Räume, wie auf der Puerta del Sol, dem weiträumigen Platz im Zentrum der Hauptstadt. Bei allen vier Gegentoren wurde der Champions-League-Sieger verblüffend simpel ausgekontert.
Besonders schlimm für die Madridistas: Alle vier Tore fielen nach der Pause, jedesmal feierten die Barca-Stars demonstrativ vor der weißen Wand mit den Real-Ultras. Robert Lewandowski traf mit einem Doppelschlag (54. und 56. Minute), seine Saisontreffer zwölf und dreizehn. Ein Pfostentreffer verhinderte kurz darauf einen Hattrick für Lewandowski.
Lamine Yamal
Lamine Yamal mit der Vorentscheidung - offenbar rassistisch beleidigt
Den dritten Treffer besorgte dafür Lamine Yamal (77.) mit einem humorlosen Schuss unter die Latte. Barcas Jungstar posierte im Anschluss mit dem Rücken zur Madrid-Kurve und zeigte auf seinen Namen auf dem Trikot, Teamkollege Raphinha zog ihn beim Torjubel zur Sicherheit ein paar Meter von der Tribüne mit den Real-Fans weg.
Wie spanische Medien nach dem Spiel berichteten, wurde Yamal aus dem Publikum rassistisch beleidigt, als Belege wurden Videos bei Social Media präsentiert. Real Madrid verurteilte den Vorfall in einer offiziellen Klub-Mitteilung und kündigte eine Untersuchung an. Zuletzt wurde der FC Valencia von der spanischen Liga nach Beleidigungen gegen Real-Star Vinicius Jr. sanktioniert, Valencia-Fans wurden zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.
Raphinha wiederum, der Yamal das Tor auflegte, bestätigte bei Barca wie schon beim 4:1-Erfolg gegen den FC Bayern auch im Clasico seine Gala-Verfassung. Bei seinem Treffer zum 4:0 (84.) wie auch schon bei seiner Vorlage zu Yamals Tor ließ er jeweils Real-Verteidiger Lucas Vazquez ganz alt aussehen.
Spaniens Medien feiern Flick: "Barcas Größe wiederhergestellt"
Für Real war das Debakel im Clasico zugleich die erste Liga-Niederlage nach zuvor 42 ungeschlagenen Spielen. In der Tabelle von La Liga ist Barcelona nun schon mit sechs Punkten enteilt. Barca-Coach Flick feierte nach dem Erfolg gegen seinen Ex-Klub FC Bayern den zweiten Prestige-Erfolg innerhalb von vier Tagen. "Ich bin stolz auf diese Mannschaft, das ganze Team hat einen außergewöhnlichen Job gemacht", sagte der 59-Jährige. "Wir wussten, wie wir verteidigen mussten und sind unseren Ideen treu geblieben, obwohl Madrid uns nicht viel Raum gegeben hat", sagte der ehemalige Bundestrainer Flick: "Ich bin glücklich, für den FC Barcelona zu arbeiten."
Der Trainer arbeitet offenbar weiter erfolgreich daran, den sportlich zuletzt geschrumpften und finanziell gerupften Klub nach einer Saison ohne Titel wiederzubeleben. Dafür wurde er nach dem fulminanten Sieg im Bernabeu auch von Spaniens Sportmedien gefeiert: "Die Ankunft von Flick hat Barcas Größe wiederhergestellt", schrieb die Madrider Zeitung "AS". "El Mundo" sah eine Wiederauferstehung: "Flick hat innerhalb weniger Monate aus einem fußballerisch toten Mann eine solide, mutige und optimistische Mannschaft gemacht."