Spitzenspiel beim FC Barcelona FC Girona in La Liga - Katalanische Wolkenspiele
Punktgleich mit Real Madrid und vier Punkte Vorsprung auf den FC Barcelona: Der FC Girona ist die Überraschung in der Primera División. Der Trainer Míchel bespricht sich gerne mit Pep Guardiola. Es ist nicht die einzige Verbindung zu Manchester City.
Als Urteilsverkünder war Ramón Terrats vielleicht nicht über jeden Zweifel erhaben, es lag an einer Verbindung in der Vergangenheit, aber seine Worte sind anschließend trotzdem oft aufgegriffen worden. "Es ist wunderbar, sie spielen zu sehen", sagte Terrats, ein Mittelfeldspieler mit einer Anstellung beim FC Villarreal. "Es ist der beste Fußball der Primera División."
Das war an einem Mittwoch Ende September, und Terrats sprach nicht über seine Mannschaft, er sprach über den Gegner. Er hatte an diesem Abend zunächst einige Zeit auf der Ersatzbank verbracht, dann durfte auch er ran gegen den FC Girona, seinen Ex-Verein, zu diesem Zeitpunkt Tabellenführer der Primera División. Villarreal verlor das Spiel, das kann passieren. Gegen Girona haben in dieser Saison davor und danach einige Mannschaften verloren, zwölf waren es in 15 Ligaspielen. Gewonnen hat nur Real Madrid.
Am Sonntag (10.12.2023) tritt Girona, das erst seine vierte Saison in La Liga spielt, beim 27-fachen Meister "Barça" an, der Tabellenzweite (38 Punkte, so viele wie der Erste Real Madrid) reist zum Dritten (34). Die katalanischen Städte Barcelona und Girona trennen gut 100 Kilometer, aber die Vereine trennten Welten. Gerade sind es nur noch vier Punkte. Der Trainer Míchel sagte der "Marca", er schaue aktuell schon ganz gerne auf die Tabelle. "Das spricht für unsere Arbeit."
Trainer Míchel - die zentrale Figur bei Girona
In der Erzählung über den FC Girona, der seit Monaten wie eine Spitzenmannschaft spielt und auch so punktet, ist der Trainer die zentrale Figur. Der 48-Jährige war noch nicht lange im Amt, als ihm mancher Experte die Eignung für diesen Job gleich wieder absprach. Das war im Herbst 2021, Girona spielte in der zweiten Liga und hatte dort sechs der ersten zehn Spiele verloren.
Heute steckt Girona nicht mehr im Abstiegskampf in der zweiten Liga, der Klub spielt nun eine Liga weiter oben ganz vorne mit. Auch weil der Trainer immer noch Míchel heißt. Er hat um den Regisseur Aleix García, der gerade für Spaniens Nationalmannschaft debütiert hat, ein Team aufgebaut, das vor allem in der Offensive überzeugt. In 15 Ligaspielen hat Girona 34 Tore erzielt, kein Erstligist in Spanien hat öfter getroffen.
"Wir schweben auf einer Wolke, das ist etwas sehr Schönes. Wir müssen es genießen", hat der Trainer Míchel vor einigen Wochen gesagt. Er meinte natürlich den Erfolg seiner Mannschaft, das Zitat ließe sich aber auch den Fußball dort beziehen. In seinen besten Momenten wirkt der so leichtfüßig, dass man sich das schon vorstellen kann: Wie sie da in Girona auf Wolken spielen, den Ball am Fuß und immer schon eine Idee für den nächsten Spielzug im Kopf.
Gironas Linksaußen Sávio ist eine der Entdeckungen in La Liga
In dieser Saison war das oft zu beobachten: Wie Aleix García zum Ideengeber wurde, wie ihm Iván Martín und Yangel Herrera assistierten, wie sie das Spiel dann aus dem Zentrum auf eine Seite verlagerten und dadurch Räume schufen. Räume für Viktor Tsygankov, einen Ukrainer, der meist über die rechte Seite spielt. Er vereint Technik mit Spielintelligenz. Als die Ukraine im Juni in einem Testspiel in Bremen gegen Deutschland spielte, erzielte er zwei Tore. Gegenspieler David Raum wird sich ungern erinnern.
Es sind Räume, von denen auch Mittelstürmer Artem Dovbyk, auch er ist Ukrainer, profitiert. Er ist bei Girona für das Toreschießen zuständig (sieben Treffer in der Liga). Und dann ist da noch Sávio, er ist eine der Entdeckungen dieser Spielzeit. Seine Dribblings stellen Spaniens Abwehrreihen vor Probleme.
Der FC Girona, Pep Guardiola und die City Football Group
Der Brasilianer kam im Sommer vom französischen Zweitligisten ESTAC Troyes, der ihn erst 2022 verpflichtet und direkt an die PSV Eindhoven verliehen hatte. Für Troyes hat Sávio nie gespielt. Als er nach Spanien wechselte, war er gerade 19 geworden. Sein Talent war nicht zu übersehen: die Dribblings, das Gefühl für den Ball, die Übersicht.
Zwischen Troyes und Girona gibt es eine Verbindung, beide gehören zur City Football Group (CFG), deren berühmtester Klub Manchester City ist. An Girona hält die CFG 44,3 Prozent der Anteile, beteiligt ist auch die Girona Football Group, auch sie mit 44,3 Prozent. Hinter der Girona Football Group steht Pere Guardiola, einst ein mächtiger Spielerberater und heute Vorsitzender des Verwaltungsrats des Klubs. Zufällig hat er einen Bruder, der im Fußball auch kein Unbekannter ist: Pep Guardiola, Trainer von Manchester City. Die Wege zwischen Manchester und Girona sind mitunter erstaunlich kurz.
Im aktuellen Kader von Girona finden sich neben Sávio weitere Spieler, die früher für einen anderen Verein der CFG gespielt haben. Spielmacher Aleix García stand mal bei Man City unter Vertrag, zwischen 2017 und 2019 war er als Leihspieler schon einmal in Girona. Yangel Herrera wechselte einst aus Venezuela nach Manchester, auch er wurde verliehen, unter anderem an Girona. Seit diesem Sommer steht er fest bei den Katalanen unter Vertrag.
Míchel über Gespräche mit Guardiola: "Für mich ist das Luxus"
Von den Verbindungen nach Manchester profititiert auch der Trainer Míchel. Er hat sich zuletzt manchmal mit Pep Guardiola getroffen, sie haben über Fußball diskutiert und über Taktik. Sie saßen am Tisch und verschoben Messer und Gabel, auch Weingläser spielten eine Rolle.
Es ist also eher kein Zufall, dass sich auch im Fußball von Girona mitunter Elemente finden, die an Manchester City erinnern. Dem Portal "Relevo" hat Míchel das mit ihm und Guardiola einmal ausführlich erklärt. Er sagte: "Für mich ist das ein Luxus, ich nutze jede Chance, um zuzuhören, zu fragen, zu lernen und direkt aus seinem Mund seine Ideen zu erfahren."