6,6 Millionen und eine Drohung Barca-Affäre um Schiedsrichter-Funktionär weitet sich aus

Stand: 17.02.2023 14:37 Uhr

Der FC Barcelona hat laut einem Medienbericht insgesamt 6,6 Millionen Euro an einen Schiedsrichter-Funktionär überwiesen - und ein Droh-Fax erhalten.

Die in Madrid ansässige Tageszeitung "El Mundo" berichtete am Donnerstag (16.02.2023), dass der spanische Traditionsverein schon seit 2001 Zahlungen an die Firma Dasniel 95 SL tätigte. Die Firma gehört dem ehemaligen Schiedsrichter José Maria Enriquez Negreira, von 1994 bis 2018 Vizepräsident des Schiedsrichter-Ausschusses im spanischen Fußballverband.

Die Gesamtsumme der Überweisungen in diesen 17 Jahren beträgt dem Bericht zufolge 6,6 Millionen Euro - "El Mundo" bezieht sich dabei auf Angaben des Klubs. Zuletzt war durch Medienberichte und staatliche Ermittlungen bekannt geworden, dass der FC Barcelona zwischen 2016 und 2018 1,6 Millionen Euro an Enriquez Negreira überwiesen hatte.

Drohung, "Unregelmäßigkeiten publik zu machen"

Laut "El Mundo" stiegen die jährlichen Zahlungen deutlich, als Joan Laporta erstmals Präsident wurde: von 145.758 Euro in der Saison 2003/04 auf 573.398 Euro in 2009/10. Laporta ist seit 2021 erneut Barca-Präsident. Die Zahlungen endeten 2018, als Enriquez Negreira den Fußballverband verließ. Der damalige Präsident Josep Maria Bartomeu begründete den Schlussstrich mit Sparzwängen.

Pikant: "El Mundo" zitiert aus einem Fax, das Enriquez Negreira 2019 an den FC Barcelona geschickt hatte. Demnach drohte er darin, an die Öffentlichkeit zu gehen, sollte Barca die Zahlungen einstellen. Er wolle dann "alle Unregelmäßigkeiten, die ich im Zusammenhang mit dem Klub aus erster Hand erfahren habe, publik machen".

Ermittlungen wegen Verdachts auf Korruption

Das ist neue Nahrung für die Diskussionen darüber, welche Gegenleistungen die üppigen Zahlungen mit sich brachten. Die Staatsanwaltschaft Barcelona ermittelt Medienberichten zufolge gegen Enriquez Negreira wegen möglicher Steuervergehen, da unklar sei, welche Gegenleistungen die Zahlungen hatten. Zudem ermittelt die Staatsanwaltschaft schon seit Monaten wegen des Verdachts auf "Korruption zwischen Privatpersonen".

Der FC Barcelona hatte öffentlich erklärt, er habe lediglich Berichte über Spieler und Schiedsrichter in Auftrag gegeben, "um die eigenen Informationen zu ergänzen". Das sei "gängige Praxis in professionellen Fußballvereinen".

Auch Enríquez Negreira hatte gegenüber dem Radiosender "Cadena SER" geäußert, Barca lediglich "beraten" zu haben, wie man sich gegenüber einzelnen Schiedsrichtern verhalten solle. Er habe den Klub nie bei Entscheidungen bevorzugt.

Glück mit Schiedsrichter-Entscheidungen?

Allerdings wittern besonders Fans und Journalisten im Großraum Madrid, der Heimat von Erzrivale Real, tiefergehende Zusammenhänge. So rechnetet die Zeitung "AS" zusammen, dass Barca zwischen 2003 und 2018 bei Schiedsrichterentscheidungen besser weggekommen ist als die anderen sechs Teams, die in dieser Zeit ununterbrochen in der ersten Liga waren.

"AS" verglich die Zahl der Elfmeter und Roten Karten für Barcelona mit denen für Barcelonas Gegner. Das Verhältnis fiel klar zugunsten von Barca aus, nach 2018 und dem Rückzug von Enriquez Negreira aus dem Verband reduzierte sich der Unterschied deutlich.