Schiedsrichter-Affäre Anklage gegen FC Barcelona steht wohl bevor
Die spanische Staatsanwaltschaft will laut Medienberichten den FC Barcelona in der Schiedsrichter-Affäre anklagen. Der Vorwurf: Korruption und Betrug.
Die Madrider Tageszeitungen El Pais und El Mundo berichteten am Dienstag (07.03.2023) mit Bezug auf Justiz-Quellen, dass sich die Klage unter anderem gegen den Klub als juristische Person richtet, gegen den ehemaligen Präsidenten Josep Maria Bartomeu, Mitglieder dessen Managementteams sowie gegen den ehemaligen Schiedsrichter-Funktionär Jose Maria Enriquez Negreira.
Hintergrund sind die Millionen-Zahlungen, die der FC Barcelona an Negreira überwiesen hat. Zwischen 1994 und 2018 sind laut Medienberichten 6,6 Millionen Euro geflossen. Negreira sagte dazu, dass seine Firma "Dasniel 95 SL" den Club mündlich darüber beraten habe, wie sich die Spieler gegenüber bestimmten Schiedsrichtern verhalten sollten. Der FC Barcelona argumentierte, solche Beraterdienste seien bei großen Klubs normal.
Jose Maria Enriquez Negreira - ein Mann mit Einfluss
Allerdings war Negreira im Zeitraum der Zahlungen Vizepräsident des Schiedsrichter-Ausschusses im spanischen Fußballverband. Auch angesichts der hohen Summen folgten Spekulationen darüber, ob Negreira seinen Einfluss zugunsten Barcelonas genutzt haben könnte. Der Schiedsrichter-Ausschuss, dessen Vizepräsident er war, entscheidet unter anderem über den Auf- und Abstieg der Schiedsrichter.
Ins Bild passt, dass der damalige Barca-Präsident Bartomeu die Zahlungen 2018 einstellte - im selben Jahr, in dem Negreira aus dem Verband ausschied. Negreira drohte dem Klub daraufhin in einem Fax, Unregelmäßigkeiten publik zu machen, sollte er nicht weiter bezahlt werden.
Vorgänge sportrechtlich verjährt
Sportgerichtliche Konsequenzen hat Barcelona kaum zu befürchten, denn laut La-Liga-Chef Javier Tebas sind die Vorfälle verjährt.
Strafrechtlich wird es dagegen ernst, denn 2010 ist in Spanien der Strafbestand "Korruption in Geschäftsleben" in Kraft getreten. Dieser ist nun die Basis für die Anklage, alle seit 2010 geflossenen Zahlungen könnten relevant werden. Die Ermittlungen laufen bereits seit fast einem Jahr.
Hinzu kommt, dass der VAR-Schiedsrichter Javier Estrada Fernandez im Februar Strafanzeige gegen Negreira und dessen Sohn gestellt hat - wegen möglicher Korruption und Amtsmissbrauch.