Testspiel-Niederlage gegen Italien DFB-Frauen patzen vorne und hinten
Trotz großen Engagements haben die DFB-Frauen ihr Testspiel gegen Italien mit 1:2 (0:1) verloren. Im Abschluss und in der Abwehr gab es zu viele Patzer.
Agnese Bonfantini brachte die Gäste in Bochum in der 11. Minute in Führung, Felicitas Rauch gelang der zwischenzeitliche Ausgleich (51.). Sofia Cantore besorgte schließlich in der 74. Minute den Treffer zum Endstand.
Bundestrainer Wück: "Es lag ganz klar an uns"
Bundestrainer Christian Wück analysierte die Niederlage im Sportschau-Interview so: "Es lag ganz klar an uns. Wenn man hinten solche Fehler macht und vorne solche klaren Torchancen nicht reinmacht, werden wir kein Spiel gewinnen." Italien habe er keineswegs besser gesehen.
Auch Kapitänin Giulia Gwinn ärgerte sich: "Momentan überwiegt der Frust über die Niederlage. Wir haben uns sehr viele Chancen herausgespielt, da waren wir einfach zu fahrlässig. Dazu kamen zwei individuelle Fehler, die aber passieren können."
Mutiger Beginn gegen Italien - dann kam der Übermut
Das DFB-Team begann eigentlich so, als hätte es den Schwung vom 6:0-Testspiel zuletzt gegen die Schweiz auch mit nach Bochum genommen. Schon in der 2. Minute schickte Klara Bühl Giovanna Hoffmann in die Spitze, doch die italienische Torhüterin Laura Giuliani hatte gut antizipiert und kam rechtzeitig heraus. Auch danach gingen die Deutschen früh und aggressiv ins Forechecking, manchmal etwas kopflos, aber immer mutig. Aus Mut wurde dann aber Übermut.
In der 12. Minute zog Sarai Linder von der linken Abwehrseite parallel vor dem eigenen Strafraum ins Zentrum und spielte den Ball genau in die Füße von Michela Cambiaghi. Die nahm das Geschenk perfekt an, bediente Agnese Bonfantini, die der deutschen Tordebütantin Ena Mahmutovic keine Chance ließ.
Kontrollverlust und keine Linie im Mittelfeld
Danach verloren die Schützlinge von Christian Wück die Kontrolle über das Spiel, agierten hektisch, phasenweise wild und ohne jede Linie im Mittelfeld. Es häuften sich die Fehler im Aufbauspiel, dazu fehlte es am konsequenten Nachrücken, wenn die erste Offensivreihe ins Pressing ging.
Die Italienerinnen schlugen daraus aber kein weiteres Kapital, auch weil Felicitas Rauch nach 20 Minuten bei einem Schuss von Cambiaghi auf der Linie rettete - es wäre aber ohnehin Abseits gewesen. Kurz vor dem Seitenwechsel hatten die "Azzurri" dann aber auch etwas Glück, dass es in diesem Spiel keinen VAR gab: Vivien Endemann zog von rechts in den italienischen Strafraum und wurde von Lisa Boattin klar gefoult - Star-Schiedsrichterin Stéphanie Frappart ließ aber weiterspielen.
Chancen-Feuerwerk für Deutschland
In der Pause reagierte Wück auf den schwachen Auftritt seiner Mannschaft und brachte Sophia Kleinherne und Lisanne Gräwe für Linder und Janina Minge. Dazu muss er eine überragende Halbzeitansprache geliefert haben, denn aus der Kabine kam ein komplett verwandeltes DFB-Team.
Sarai Lindner im Zweikampf mit Italiens Michela Cambiaghi
Sofort setzten Bühl, Endemann und Co. das italienische Tor unter Dauerfeuer, erspielten sich Großchancen im Minutentakt. Schon vor dem Kopfball-Ausgleich durch Rauch in der 51. Minute nach Flanke von Endemann hätte Bühl treffen müssen, doch da rettete Giuliani noch (48.).
Endemann und Bühl vergeben alles
Es folgten weitere Hochkaräter, doch Hoffmann scheiterte frei vor Giuliani (54.), Sekunden später parierte die Torfrau auch einen Distanzkracher von Bühl. Spätestens in der 57. Minute hätte die Führung dann fallen müssen, doch Endemann schob nach Klasse-Pass von Elisa Senß fast schon kläglich am Tor vorbei.
Dann kam wieder Pech dazu: Bühl zirkte nach knapp einer Stunde in Weltklassemanier eine Ecke direkt aufs Tor, doch für die schon geschlagene Giuliani rettete der Innenpfosten.
Nach so viel Aufwand und so wenig Ertrag war es schon fast schon nachvollziehbar, dass sich bei den Deutschen danach wieder Ratlosigkeit breitmachte. Italien wurde wieder aktiver und nutzte den nächsten Katastrophenfehler des DFB-Teams eiskalt aus: Mahmutovic versuchte sich in der 74. Minute als Dribbelkünstlerin am eigenen Fünfmeterraum - Sofia Cantore nutzte das zum 2:1 für die Gäste.
Doppelt bitter: In der Entstehung dieser Szene hatte es eine klare Abseitsposition gegeben, auch hier lag das Gespann von Frappart daneben.
Schüller scheitert am Pfosten
Es blieb nicht der letzte Frustmoment für die Gastgeberinnen: Laura Freigang scheiterte in der 78. Minute mal wieder an Giuliani, den Abpraller setzte Lea Schüller frei vor dem leeren Tor an den linken Pfosten.