Philippe Diallo, Präsident des französischen Fußballverbandes

Beschwerde bei der FIFA Frankreich prangert argentinische Gesänge an - "rassistisch"

Stand: 17.07.2024 20:31 Uhr

Der französische Fußballverband hat angekündigt, bei der FIFA eine Klage gegen die argentinische Nationalmannschaft einzureichen, die nach dem Sieg bei der Copa América rassistische Gesänge angestimmt haben soll.

Wie der französische Verband am Dienstag (16.07.2024) auf seiner Homepage veröffentlichte, verurteile Präsident Philippe Diallo "auf das Schärfste die inakzeptablen rassistischen und diskriminierenden Äußerungen gegen die Spieler der französischen Mannschaft".

Post von Fernández zeigt Video mit Gesängen

An die Öffentlichkeit gelangten die Gesänge durch einen Post des argentinischen Weltmeisters Enzo Fernández, der am Sonntag (14.07.2024/Ortszeit) mit seiner Nationalmannschaft durch einen 1:0-Endspielsieg gegen Kolumbien auch die Copa América, das südamerikanische Pendant zur Europameisterschaft, gewonnen hatte.

In dem von Fernández geposteten Video ist ein Gesang auf Spanisch zu hören, in dem es unter anderem heißt: "Sie spielen in Frankreich, aber sie sind alle aus Angola."

Mittlerweile distanzierte sich Fernández in einer weiteren Mitteilung von seinem Post. "Ich möchte mich aufrichtig für das Video, das auf meinem Instagram-Kanal gepostet wurde, entschuldigen. Dieses Lied enthält höchst beleidigende Ausdrücke, für die es absolut keine Entschuldigung gibt. Ich bin gegen jede Form von Diskriminierung und entschuldige mich dafür, dass ich mich von der Euphorie unserer Copa-America-Feierlichkeiten anstecken ließ. Dieses Video, dieser Moment, diese Worte spiegeln nicht meine Überzeugungen oder meinen Charakter wider. Es tut mir wirklich leid."

Teamkollege Fofana: "Ungezügelter Rassismus"

Wesley Fofana, französischer Mannschaftskollege von Fernández beim FC Chelsea in der englischen Premier League hatte den ersten Eintrag des Argentiniers repostet: "Fußball im Jahr 2024: Ungezügelter Rassismus." Und auch der FC Chelsea selbst setzte ein Statement ab, in dem der Klub sich von jeglichem diskriminierenden Verhalten distanzierte, "die öffentliche Entschuldigung unseres Spielers" anerkannte und gleichzeitig erklärte, "internes disziplinarisches Verfahren" zu eröffnen.

Argentinien und Frankreich standen sich 2022 bei der Weltmeisterschaft in Katar im Endspiel gegenüber. Nach einem hochklassigen wie hitzigen Spiel, das 3:3 endete, gewann Argentinien das Elfmeterschießen.

FIFA propagiert Null-Toleranz-Politik bei Rassismus

Wie Frankreichs Verbandspräsident Diallo ankündigte, wolle er außer der Klage bei der FIFA, die durch ihren Boss Gianni Infantino eine Null-Toleranz-Politik bezüglich Rassismus propagiert, auch direkten Kontakt zu seinem argentinischen Kollegen Claudio Tapa aufnehmen. Dies sei wegen der "Schwere dieser schockierenden Kommentare, die im Widerspruch zu den Werten des Sports und der Menschenrechte" stünden, notwendig.

Vor dem WM-Finale in Katar zwischen Frankreich und Argentinien vor zwei Jahren hatten bereits einige argentinische Fans die gleichen Gesänge angestimmt, wie die Nachrichtenagentur AP berichtete.

FIFA hat Untersuchung eingeleitet

Am Mittwoch hat die FIFA eine Untersuchung gegen Spieler der argentinischen Nationalmannschaft eingeleitet. "Die FIFA weiß von einem Video, das in den sozialen Medien kursiert, und der Vorfall wird untersucht", sagte ein Sprecher des Weltverbandes: "Die FIFA verurteilt jede Form von Diskriminierung durch Spieler, Fans und Offizielle." Von möglichen Konsequenzen war aber nicht die Rede.

Der Weltverband hatte noch bei seinem Kongress im vergangenen Mai in Thailand einen Fünf-Punkte-Plan gegen Rassismus vorgestellt. Dabei wurde Rassismus zu einem eigenen Tatbestand erklärt, der in den Disziplinarreglementen aller 211 FIFA-Mitgliedsverbände festgeschrieben werden muss und mit Sanktionen geahndet wird. "Wir müssen aufstehen, um Rassismus gemeinsam zu bekämpfen und zu besiegen", hatte FIFA-Präsident Gianni Infantino gesagt.