Am Samstag in Darmstadt Finaler Spieltag im Blindenfußball
Wenn am Samstag der Deutsche Meistertitel im Blindenfußball vergeben wird, rechnet sich Taime Kuttig große Chancen aus. Mit den Sportfreunden Blau-Gelb Blista Marburg bestreitet er das finale Saisonspiel.
Wie so viele träumte Taime Kuttig als Junge von einer Karriere im Profi-Fußball. Von klein auf aber konnte er weniger sehen als die Kinder um ihn herum: "Als kleines Kind weißt du nicht, was es bedeutet, sehbehindert zu sein. Dass man nicht Profi-Spieler werden kann im sehenden Fußball." Die Netzhaut in seinen Augen löst sich ab, was nach und nach zur Erblindung führte. Mit zwölf Jahren zieht Kuttig schließlich nach Marburg in das Internat der Deutschen Blindenstudienanstalt "blista". Hier spielt er zum ersten Mal Blindenfußball.
Hochspannung im letzten Saisonspiel
Heute ist Taime Kuttig im deutschen Blindenfußball eine große Nummer. In der vergangenen Saison gewann der Nationalspieler nicht nur die Deutsche Meisterschaft, sondern auch die Auszeichnung zum Spieler der Saison. In diesem Jahr, der bereits 17. Saison der Liga, stehen alle Zeichen auf Titelverteidigung.
Vor dem Finalspieltag, der auf dem Karolinenplatz mitten in Darmstadt stattfinden wird, stehen die Marburger mit einem Punkt Vorsprung an der Spitze der Tabelle. Kurz dahinter lauert der FC St. Pauli, der seit der Auftaktniederlage gegen den FC Schalke 04 kein Spiel mehr verloren hat.
Ausgerechnet diese beiden Mannschaften treffen im letzten Spiel der Saison ab 16.15 Uhr aufeinander. Das verspricht Hochspannung im Kampf um den Titel. Auch Taime Kuttig will sein Können zeigen: "Ich bin einer der zweikampfstärksten Spieler Deutschlands. […] Wenn ich einmal in Schwung bin, dann ist das wie in einem Guss und dann bin ich da auch nicht aufzuhalten."
Technisch hochklassige Duelle
Die anderen Spiele versprechen ebenso hochwertigen Fußball: "Wir laden alle Darmstädter ein, vorbeizuschauen und die Mannschaften anzufeuern. Wer noch nie dabei war, wird begeistert sein, denn die technischen Fähigkeiten der Spieler im Umgang mit dem Ball sind herausragend", erklärt DFB-Vizepräsident Ralph-Uwe Schaffert. Er wird um 17.30 Uhr dem neuen Deutschen Meister die Schale überreichen. Vier der acht teilnehmenden Mannschaften können sich den Titel noch sichern.
Neben dem FC St. Pauli liegen auch Borussia Dortmund und der MTV Stuttgart nur einen Punkt hinter den Marburgern. Diese beiden Teams trefften bereits zuvor ab 14.15 Uhr aufeinander. Der aktuelle Toptorjäger, Dortmunds Stürmerhoffnung Jonathan Tönsing, betont: "Die Meisterschaft würde dem BVB und mir persönlich viel bedeuten. Es wäre die erste Deutsche Meisterschaft im Blindenfußball für den Verein." In der Tabelle weiter abgeschlagen kämpfen auch der FC Schalke 04, VSC/ABSV Wien, der FC Ingolstadt und Fortuna Düsseldorf am Samstag ab 9.30 Uhr um einen positiven Saisonabschluss.
Immer größere Beliebtheit im Blindenfußball
Die Stadtspieltage der Blindenfußball-Bundesliga, die seit 2008 von der DFB-Stiftung Sepp Herberger gemeinsam mit dem Deutschen Behindertensportverband und dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband organisiert wird, locken tausende Zuschauer an und erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Der Eintritt zu den Spielen am Finalspieltag ist frei.
Für sehbehinderte und blinde Menschen werden die Spiele live vor Ort und im Internet durch Spielbeschreiber kommentiert. Die Zuschauenden erwartet ein Spiel zwischen zwei Teams mit jeweils vier Feldspielern, die durch eine Dunkelbrille vollständig erblindet sind, und einem sehenden Torhüter. Um den Ball wahrzunehmen, ist in diesem eine Rassel verbaut. Außerdem müssen sich Spieler durch ein lautes Rufen des Wortes "Voy" ("Ich komme") bemerkbar machen, sobald sie sich dem ballführenden Spieler nähern. Die Spiele dauern jeweils zweimal 15 Minuten.