Finalsieg über Europameister England Spanien triumphiert - Erster WM-Titel für "La Furia Roja"
Spanien hat sich in Sydney den WM-Titel im Frauenfußball geholt: Die Südeuropäerinnen gewannen ein hochklassiges Finale gegen ein kämpferisch starkes England mit 1:0 (1:0).
Die Spanierinnen spurteten nach insgesamt 105 Spielminuten - es hatte eine satte Nachspielzeit gegeben - überglücklich auf das Feld und fielen jubelnd übereinander her. Ein Treffer von Kapitänin Olga Carmona aus der 29. Minute hatte ihnen eine 1:0-Führung beschert, die sie anschließend vorzüglich verteidigten. Die stolze Königin stand beim WM-Siegerfoto mittendrin, immer wieder herzte Spaniens Letizia die neuen "Campeonas".
Es war der erste WM-Titel für die Spanierinnen, die in der Vorrunde nach einem 0:4 gegen Japan schwer angezählt waren, sich anschließend aber enorm steigerten und letztlich das klar beste Team dieses Turniers waren.
Europameister England, der ebenfalls noch nie Frauen-Weltmeister gewesen ist, hatte verdient das Nachsehen. Die Britinnen kämpften zwar mit viel Leidenschaft, hatten den spielerischen Vorteilen der spanischen Edeltechnikerinnen im hochklassigen Finale insgesamt aber zu wenig entgegenzusetzen.
"England war stark, wir waren besser"
"Wir sind glücklich und wahnsinnig stolz auf das Team", strahlte Trainer Jorge Vilda nach der Partie. "Wir haben heute gezeigt, dass wir auch kämpfen können", meinte der 42-Jährige. Sieg-Torschützin Carmona rang nach Worten: "England war stark, wir waren heute besser. Wir sind einfach nur glücklich und werden jetzt feiern."
Jungstar Paralluelo für Putellas
Vilda war schon vor dem Anpfiff ins Risiko gegangen: Brachte Jungstar Salma Paralluelo in der Startelf, Weltfußballerin Alexia Putellas musste dafür auf der Bank Platz nehmen. Wenn's schief ging - das war klar - würde mit dem Finger auf den 42-Jährigen gezeigt werden.
Paralluelo wollte aber keine Diskussionen aufkommen lassen - die erst 19-Jährige ergriff vom Anpfiff an die Initiative. Flink, agil und beweglich bot sie sich den ballsicheren Kolleginnen immer wieder als Anspielstation an. Die erfahrene Lucy Bronze - beim FC Barcelona Klubkollegin Paralluelos - hatte ihre liebe Mühe mit der ehemaligen 400-Meter-Läuferin.
Beherzte Zweikämpfe, schwungvolles Offensivspiel
In der 17. Minute hätte Paralluelo eigentlich das 1:0 erzielen müssen, als Spanien nach einem Lattenschuss von Englands Lauren Hemp blitzschnell konterte. Fünf Meter vor dem Tor traf die junge Angreiferin aber den Ball nicht.
Bis dahin hatten die Fans im mit 76.000 Zuschauern prächtig gefüllten "Australia"-Stadium von Sydney eine für ein Finale erstaunlich lebendige Partie gesehen. Beide spielten forsch nach vorn, die Engländerinnen flankierten ihr Spiel zudem mit beherztem Einsatz in Zweikämpfen, um die spielerischen Vorteile des Gegners auszugleichen.
Bronze patzt, Carmona trifft
In der 29. Minute ermöglichte ein taktischer Fehler ausgerechnet von der erfahrenen Bronze die spanische Führung. Die Rechtsverteidigerin ließ sich zu einem Solo ins Zentrum verleiten, verlor den Ball und England wurde gnadenlos ausgekontert. Über die aus englischer Sicht verwaiste linke Seite spielte Mariona Caldentey wunderbar die gestartete Verteidigerin Carmona frei, die aus 16 Metern halblinker Position flach ins lange Eck traf - 1:0 für Spanien.
England erhöht das Risiko, Spanien vergibt Elfmeter
Englands Trainerin Sarina Wiegman reagierte, brachte nach der Pause mit Lauren James eine weitere Offensivkraft. Das brachte etwas - England wurde druckvoller.
Aber die "Lionesses" hatten weiterhin Probleme mit der spanischen Ballsicherheit. "La Furia Roja" blieb gefährlicher. Aitana Bonmati verfehlte das Tor mit einem Fernschuss (61.) nur knapp. Fünf Minuten später schaltete sich der VAR ein - Keira Walsh hatte den Ball im eigenen 16er mit der Hand gespielt. Schiedsrichterin Tori Penso schaute sich die Sache an und entschied: Elfmeter. Aber: die erfahrene Jenni Hermoso scheiterte - Welt-Torhüterin Mary Earps hatte die Ecke geahnt und hielt den Schuss ins rechte Eck.
Spanien dominiert über 105 Minuten
Es hätte die Initialzündung für einen englischen Schlussspurt sein können, allein: Die Spanierinnen präsentierten sich zu stark, zu selbstbewusst. England schaffte es nicht mehr, echten Druck aufzubauen.
Spanien blieb gefährlicher, behielt das Spiel im Griff. Insgesamt 105 Minuten - es hatte 13 Minuten Nachspielzeit gesetzt. Es blieb beim 1:0. Und am Ende jubelte natürlich auch Jorge Vilda. Der für sein Risiko belohnt wurde.