Simone Bentivogio 2018 im Trikot von Venedig

Italienischer Viertligist Drei Trainer an einem Tag - Piacenza sorgt für Posse

Stand: 21.11.2024 18:55 Uhr

An einem Tag erst den Cheftrainer entlassen und kurz darauf dann auch dessen Nachfolger - das hat Piacenza Calcio geschafft. Der Grund: Fanproteste und ein Wettskandal.

Es dürfte einer der turbulentesten Tage in der Geschichte des italienischen Viertliga-Vereins Piacenza Calcio gewesen sein. An nur einem Tag verzeichnete der Fußball-Klub aus der Serie D drei verschiedene Trainer.

Am Dienstag entließ die Vereinsführung Coach Carmine Parlato und stellte Simone Bentivoglio als Nachfolger ein. Der 39-Jährige konnte sich aber nur wenige Stunden auf dem Trainer-Posten halten - nach dem ersten Training war er wieder weg.

Massive Fanproteste gegen Bentivoglio

Die Verpflichtung von Bentivoglio kam bei den Piacenza-Fans so schlecht an, dass die Leitung des Klubs schnell reagieren musste. Die Fans protestierten während Bentivoglios erster Trainingseinheit heftig, stürmten den Platz und drohten einen Boykott der kommenden Spiele an, wie italienische Medien übereinstimmend berichteten.

Bentivoglio war 2011 in einen großen Wettskandal verwickelt und danach für 13 Monate gesperrt worden. Mehrere Spieler, darunter Bentivoglio, sollen damals im Saison-Endspurt gemeinsam Spiele manipuliert haben. Bari hatte bereits früh als Absteiger festgestanden.

Rossini kehrt zurück

Nach den zwei Freistellungen am Morgen und Nachmittag berief Piacenza noch am selben Abend Stefano Rossini als Nachfolger von Bentivoglio. Rossini war erst am 7. Oktober von seinem Posten bei Piacenza entlassen worden, um für Parlato Platz zu machen. 

Bentivoglio war mehrfacher Junioren-Nationalspieler und hatte seine Karriere bei Juventus Turin begonnen. Als zentraler Mittelfeldspieler kam er auf 105 Erstliga- und 226 Zweitliga-Einsätze. 2022 beendete er seine Karriere und wurde Trainer, arbeitete zuletzt in der dritten Liga.

Rekordverdächtig - aber mit Konkurrenz

Schnelle Trainerwechsel sind in Italien nicht ungewöhnlich, doch die Posse bei Piacenza - um die Jahrtausendwende mal acht Spielzeiten lang Erstligist - dürfte rekordverdächtig sein. Die "Gazzetta dello Sport" spottete: "Nicht einmal Zeit gehabt, um die Koffer auszupacken."

Italienische Blätter mutmaßten, Bentivoglios Amtszeit als Coach bei Piacenza könnte sogar die kürzeste der Geschichte gewesen sein. Für Italien mag das stimmen, international macht ihm allerdings zumindest Leroy Rosenior Konkurrenz.

Der britische Ex-Profi hatte am 1. Juni 2007 den englischen Fünftligisten Torquay United übernommen. Nur zehn Minuten nach seiner offiziellen Vorstellung erfuhr er, dass der Klub verkauft wurde. Die neuen Besitzer installierten umgehend einen anderen Coach - und Rosenior schwor dem Trainer-Beruf ab.