Polnischer Schiedsrichter entschuldigt sich Marciniak darf Champions-League-Finale leiten
Schiedsrichter Szymon Marciniak darf trotz seines Auftritts bei einer Veranstaltung des Rechtspopulisten Slawomir Mentzen das Finale der Champions League nächste Woche in Istanbul pfeifen.
Fußball-Schiedsrichter Szymon Marciniak (Polen) darf trotz seines Auftritts bei einer umstrittenen Veranstaltung des Rechtspopulisten Slawomir Mentzen das Finale der Champions League nächste Woche in Istanbul pfeifen. Das gab die UEFA am Freitag (02.06.2023) bekannt.
"Ich möchte mich zutiefst für meine Teilnahme und den dadurch verursachten Kummer oder Schaden entschuldigen", schrieb Marciniak in einer Erklärung, die die UEFA veröffentlichte.
Marciniak-Entschuldigung: "In die Irre geführt"
Er sei "in die Irre geführt" worden und sich der "wahren Natur" der Veranstaltung am 29. Mai in Kattowitz "nicht bewusst" gewesen, schrieb Marciniak weiter: "Ich hatte keine Kenntnis davon, dass sie mit einer polnischen rechtsextremen Bewegung verbunden war. Wäre mir diese Tatsache bekannt gewesen, hätte ich die Einladung kategorisch abgelehnt."
Der 42-Jährige verurteile "jede Form von Hass, Diskriminierung oder Intoleranz von ganzem Herzen, da sie weder im Sport noch in der Gesellschaft als Ganzes Platz haben".
"Guardian"-Bericht über Auftritt bei Rechtspopulisten Mentzen
Der englische "Guardian" hatte am Donnerstagabend von den Vorwürfen gegen den polnischen Top-Schiedsrichter berichtet. Demnach soll Marciniak am vergangenen Montag bei einer Veranstaltung des Rechtspopulisten Mentzen aufgetreten sein. Mentzen gehört zur Führungsriege des rechtsextremen und EU-kritischen Bündnisses Konfederacja.
Mentzen hatte die Ziele der Konfederacja vor einigen Jahren wie folgt zusammengefasst: "Wir wollen ein Polen ohne Juden, Homosexuelle, Abtreibungen, Steuern und die Europäische Union."
UEFA: "Nehmen Vorwürfe sehr ernst"
Die Europäische Fußball-Union UEFA bestätigte eigene Nachforschungen in der Sache und forderte "dringende Aufklärung", wie es in einer Mitteilung hieß. Die UEFA nehme die Vorwürfe sehr ernst, hieß es weiter. "Die UEFA ist sich der Vorwürfe gegen Szymon Marciniak bewusst und bemüht sich um Aufklärung", hieß es in einem Statement: "Die UEFA und die gesamte Fußballgemeinschaft verabscheuen die 'Werte', die von der betreffenden Gruppe vertreten werden und nehmen die Vorwürfe sehr ernst."
Marciniak: "Distanziere mich von rassistischen Äußerungen"
Marciniak hatte sich zunächst am Donnerstagabend in der Zeitung "Przeglad Sportowy" zu den Vorwürfen geäußert. Als langjähriger Schiedsrichter stünden für ihn "Fairness und Respekt vor anderen immer an erster Stelle, und ich möchte diese höchsten Werte an andere weitergeben". Er distanziere sich "stets von rassistischen, antisemitischen und intoleranten Äußerungen", sagte er der Zeitung.
Die polnische Anti-Rassismus-Organisation "Nie wieder" hatte den Schiedsrichter zuvor aufgefordert, sich von "rechtsextremen Aktivitäten" zu distanzieren.
Polens Minister: "Fall von Denunziation"
Unterstützung bekam Marciniak vom polnischen Sportministerium. Minister Kamil Bortniczuk von der nationalkonservativen Regierungspartei PiS sprach von einem Fall von "Denunziation" und bezeichnete die Vowürfe als "eine große Manipulation". Der Minister stehe in Kontakt mit Schiedsrichter Marciniak. Man werde sich an die UEFA wenden und eine Stellungnahme zur Unterstützung von Schiedsrichter Marciniak abgeben.
Marciniak auch schon Schiedsrichter beim WM-Finale
Marciniak war am 22. Mai durch die UEFA als Schiedsrichter für das Champions-League-Finale am 10. Juni zwischen Manchester City und Inter Mailand in Istanbul angesetzt worden. Der Pole gehört seit Jahren zu den angesehensten Referees, im vergangenen Winter pfiff er bereits das WM-Finale zwischen Weltmeister Argentinien und Frankreich in Katar.