Champions League Kylian Mbappé - Tiefpunkt im königlichen Gewand
Er ist das Sinnbild der Krise: Kylian Mbappé, der im Sommer mit viel Brimborium im Bernabeu vorgestellte Superstar von Real Madrid, stemmt im Herbst die Hände in die Hüfte und schaut ratlos in den Nachthimmel.
Ein Bild, das von der unerfreulichen Dienstreise auf die Insel und der 0:2-Niederlage beim FC Liverpool bleiben wird. Wenn es eines Beleges bedurfte, dass der Franzose die Erwartungen beim Champions-League-Titelverteidiger nicht erfüllt, dann erbrachte der Elfmeterfehlschuss an der Anfield Road den Beweis.
Liverpools Ersatztorhüter Caoimhin Kelleher wird gefeiert
Ausgerechnet in einer kurzen Drangphase der "Königlichen", in der der Ausgleich möglich gewesen, scheiterte der hochveranlagte Stürmer vom Punkt, weil ihm derzeit das Selbstvertrauen fehlte. Liverpools Ersatztorhüter Caoimhin Kelleher ahnte die Ecke und brachte die Kultstätte zum Beben (61. Minute).
Bald darauf erhöhte Cody Gakpo (76.) nach dem Führungstreffer von Alexis MacAllister (52.) und sorgte dafür, dass die "Reds" mit der perfekten Ausbeute von fünf Siegen die Tabellenführung verteidigten.
Bei Real sieht es dagegen auf Rang 24 im neuen Modus vergleichsweise düster aus. Entsprechend zornig reagierten die spanischen Medien: "Weder Madrid noch Mbappe", titelte die Zeitung "AS", kaum etwas sei derzeit von früherer Stärke zu sehen: "Ein schwarzer Abend für die Weißen und für Mbappe, der einen Elfmeter verschoss und ungeschickt agierte."
Fataler Fehlschuss: Kylian Mabappé scheitert mit seinem Elfmeter
Die Teilnahme am Achtelfinale wackelt
"Marca" schrieb angesichts des Absturzes von der "harten Realität in Madrid". Anfang Juni hatte Trainer Carlo Ancelotti nach dem Finalsieg gegen Borussia Dortmund (2:0) noch mit seinen Profis mal wieder über den Gewinn des Henkelpotts gejubelt - nun muss der Tabellenzweite der spanischen Liga um den Einzug ins Achtelfinale kämpfen.
Den nächsten Auftritt in der Champions League hat Real am 10. Dezember bei Atalanta Bergamo. Der Europa-League-Sieger aus Italien verfügt über ein perfekt austariertes Ensemble, das über das Kollektiv kommt. Genau das geht gerade Real Madrid ab, wo insbesondere der Individualist Mbappé seine Rolle nicht gefunden ab.
Die Laufwege passen nicht, die Pässe kommen nicht an
Wegen der Verletzung des Brasilianers Vinicius Junior durfte der Angreifer mit der enormen Beschleunigung endlich auf seiner bevorzugten linken Außenbahn spielen, blieb abseits des Strafstoßes aber ohne Akzente. Das Bemühen war dem 25-Jährigen nicht abzusprechen, aber seine Laufwege passten nicht, seine Einzelaktionen wirkten verzweifelt - und mehrfach spielte er den Ball nahezu unbedrängt in die Füße des Gegners.
Da scheint einer seine Leichtigkeit völlig verloren zu haben. Inwiefern ihn die pikanten Vorwürfe nach seiner Stockholm-Reise beschäftigen, darüber kann nur spekuliert werden. Der Profi hat damals alle in diesem Zusammenhang erhobenen Vorwürfe abgestritten. Bei den jüngsten zwei Länderspielmaßnahmen Frankreichs fehlte der Kapitän. Daher scheidet Überbelastung als Entschuldigung definitiv bei ihm aus.
Luka Modric springt dem Mitspieler zur Seite
Vielleicht ganz gut, dass ihn wenigstens ein Kollege demonstrativ schützte: Mittelfeldstar Luka Modric hat Mbappé nach dem einmal mehr unglücklichen Auftritt in Schutz genommen. "Wir sehen, dass er sich gut macht, gut trainiert, manchmal trifft er, manchmal nicht", sagte Modric.
Der 39-jährige Kroate ist überzeugt, dass Mbappé noch zulegen wird. "Heute wurde der Elfmeter nicht verwandelt, aber wir haben Vertrauen in ihn und ich bin sicher, dass Kylian das sein wird, was man von ihm erwartet." Nicht nur die Leistungen von Mbappé dürften Real aktuell Sorgen bereiten, auch der Blick auf die Champions-League-Tabelle ist momentan unerfreulich.
Der Titelverteidiger steht nur auf Platz 24
Der Rekordsieger des Wettbewerbs stürzte mit weiterhin nur sechs Punkten aus jetzt fünf Spielen auf den 24. Platz ab. Damit wäre Real so eben noch für die Zwischenrunde qualifiziert. Die besten acht, die direkt in das Achtelfinale einziehen, sind bereits vier Punkte entfernt. Nach der Begegnung in Bergamo geht es zum Abschluss der Ligaphase im Januar mit einem Heimspiel gegen RB Salzburg und einem Gastspiel bei Stade Brest weiter.
Es wäre nicht das erste Mal, dass Real Madrid in der Königsklasse ein Comeback feiert, mit dem nicht jeder rechnet. "Es gibt noch eine Chance, wir müssen zuversichtlich sein, aber wir müssen uns verbessern. Wir haben drei schwierige Spiele, besonders gegen Atalanta", sagte Modric. Mbappé verabschiedete sich wie zuletzt immer wortlos von dieser Partie, die als sein bisheriger Tiefpunkt im königlichen Gewand gelten muss.