Knappe Niederlage bei Atlético "Türen sind offen" - etwas Hoffnung für BVB nach hitzigem Spiel
Borussia Dortmund hat nach verschlafener erster Halbzeit im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League bei Atlético Madrid eine Reaktion gezeigt und nimmt eine knappe 1:2-Niederlage mit ins Rückspiel.
Der BVB erlebte am Mittwochabend (10.04.2024) vor 70.000 Zuschauern im Metropolitano von Madrid einen Katastrophen-Start: Rodrigo De Paul nutzte einen Aussetzer von Ian Maatsen in der 4. Minute zur frühen Führung. Samuel Lino (32.) erhöhte noch vor der Pause, nach einer erneuten Unsicherheit in der Dortmunder Hintermannschaft. "Wir sind extrem schlecht ins Spiel gekommen", sagte Trainer Edin Terzic. "Wir haben uns sehr nervös gezeigt und sehr einfache Tore weggegeben. Normalerweise, auf dem Level, gegen den Gegner, ist Game over." Terzic kritisierte: "Wir haben eine stehende Formation gespielt - das ist das, was sie gerne mögen. Wir haben ihnen gegeben, was sie haben wollten. Darauf haben wir hingewiesen. Deshalb ist es enttäuschend, dass es passiert ist."
Doch der BVB zeigte im zweiten Durchgang eine Reaktion - und kam durch Sebastien Haller (81.) zum verdienten Anschlusstreffer, der die Ausgangsposition für das Rückspiel am kommenden Dienstag in Dortmund deutlich verbesserte. "Das Spiel ist offen", sagte Terzic. "Jetzt haben wir das Ergebnis, das uns alle Türen offen lässt fürs Halbfinale." Das Rückspiel findet am kommenden Dienstag in Dortmund statt.
Dortmunds Trainer Edin Terzic
Ein Weckruf: Kehl im Disput mit Simeone
Borussia Dortmunds Sportdirektor Sebastian Kehl lieferte sich an der Seitenlinie ein kurzes Wortgefecht mit Atlético Madrids Trainer Diego Simeone. Simeone war auf Kehl zugegangen und hatte ihn zweimal mit den Händen am Oberkörper leicht weggedrückt, es kam zum Streit. Simeones Assistent Nelson Vivas trennte die beiden.
"In der Situation kommen Emotionen mal zusammen. Es ging darum, heute dagegenzuhalten, das war in der Situation der Fall. Mehr war es auch nicht", sagte Kehl. Der Streit habe sich um eine Szene auf dem Platz gedreht. "Das weiß er, das weiß ich und dann war es auch erledigt." Mit den eigenen Fans im Rücken rechnet sich auch Kehl im Rückspiel einiges aus. "Wir gehen mit dem guten Gefühl raus, dass wir das nächste Woche regeln können. Es ist definitiv noch nicht vorbei", sagte Kehl.
BVB mit vielen Einladungen für Griezmann und Co.
Nach einer 45 Minuten lang furchtbar schwachen Leistung ist der erste Halbfinal-Einzug seit elf Jahren noch möglich. Zuvor hatte der BVB allerdings den furios startenden Gegner zu Toren eingeladen. Die brodelnde Schüssel Estadio Metropolitano stand unter Feuer. Zumindest Mats Hummels hätte das eigentlich nicht beeindrucken sollen, der Routinier in der Innenverteidigung machte sein 500. Pflichtspiel für den BVB.
Kapitän Emre Can war zudem nach leichter Krankheit einsatzbereit, Felix Nmecha spielte überraschend für Julian Brandt. Doch Akzente in der Offensive setzte erst einmal nur Atlético: Frankreichs 2018er-Weltmeister Antoine Griezmann spielte im ersten Konter einen Sensationsball, der BVB rettete mit einer Doppelgrätsche (3.) - noch.
Maatsen und Kobel mit dem frühen Blackout
Maatsen, vom eigenen Torhüter Kobel mit einem Pass unnötig unter Druck gesetzt, unterlief dann der Abspielfehler am Strafraum vor dem 1:0. Ausgerechnet Hummels hoppelte auch noch der Ball zur Ecke über den Fuß, Kobel rettete in voller Streckung gegen den früheren Dortmunder Axel Witsel.
Rodrigo de Paul von Atletico Madrid jubelt nach dem 1:0 gegen Borussia Dortmund
Der BVB taumelte, das defensive Mittelfeld war inexistent. Längere Ballbesitz-Phasen stellten sich erst nach einer Viertelstunde ein, dennoch drohte stets der nächste Überfall. Coach Edin Terzic ordnete in einer Verletzungsunterbrechung hektisch sein Mittelfeld um, ein Nmecha-Kopfball brachte sogar den Hauch einer ersten Torchance (31.).
Füllkrug wirkungslos, Brandt erst zur zweiten Halbzeit
Doch es folgte der nächste Fall in den Tiefschlaf: Hummels und Nebenmann Nico Schlotterbeck wurden sich nicht einig, der Ball fiel Griezmann vor die Füße - der lupfte genial auf den Torschützen Lino. Maatsen und Jadon Sancho gaben in einer Erholungsphase vor der Pause zumindest mal Schüsse ab (43./45.).
Ganz vorne hatte Niclas Füllkrug bezeichnenderweise zur Halbzeit ganze sechs Ballkontakte, und Terzic korrigierte einen personellen Fehler: Brandt durfte nun doch für den enttäuschenden Nmecha ran. Der BVB stabilisierte sich etwas, zumindest die Ballsicherheit stieg.
Nahuel Molina (Atletico Madrid) setzt sich gegen Julian Brandt und Jadon Sancho (Borussia Dortmund) durch
Haller mit dem wichtigen BVB-Treffer, danach zweimal Aluminium
Für die Dortmunder war dies offenbar der Weckruf, den sie gebraucht hatten: Der BVB drückte in der Schlussphase erfolgreich aufs Gaspedal. Schlotterbeck setzte einen Freistoß übers Tor (74.). Besser machte es der für den wirkungslosen Füllkrug eingewechselte Haller, der einen Abpraller hellwach zum Anschluss über die Linie schob.
Atlético wirkte auf einmal angeschlagen, der BVB hatte in den Schlussminuten sogar noch zwei dicke Chancen zum Ausgleich: Erst traf Jamie Bynoe-Gittens drei Minuten vor dem Ende die Latte. Dann setzte Brandt einen Kopfball ans Aluminium.