Fans von Bayer Leverkusen bei einem Heimspiel

Meister gegen Vize Ultras aus Stuttgart und Leverkusen boykottieren Supercup

Stand: 16.08.2024 11:05 Uhr

Die aktiven Fanszenen des VfB Stuttgart und von Bayer Leverkusen wollen den DFL-Supercup boykottieren - Hintergrund ist auch die Termingestaltung im DFB-Pokal.

"Nordkurve 12", ein Dachverband der organisierten Leverkusener Fanszene, kündigte bereits Ende Juni an: "Kirmespokal statt "Pokalwochenende - nicht mit uns." Mehrere Ultragruppen aus Stuttgart teilten ebenfalls mit, dass die dem Spiel fernbleiben wollen und schrieben davon, dass der Supercup "keinerlei sportlichen Reiz" habe.

Das Fernbleiben vom Spiel in Leverkusen am Samstag (17.08.2024, 20.30 Uhr) ist für beide Szenen aber auch ein Protest gegen die Termingestaltung im DFB-Pokal.

Durch den Supercup müssen Stuttgart und Leverkusen Pokalspiele nachholen

Seit 2022 wird der DFL Supercup am selben Wochenende wie die Erstrundenspiele des DFB-Pokals ausgetragen. Bayer 04 Leverkusen und der VfB Stuttgart spielen ihre Partien deshalb später. Was der Vermarktung durch mehr Livetermine dient, ist aktiven Fanszenen ein Ärgernis: Denn dadurch verpassen die Fans der beteiligten Klubs das Pokalwochenende.

In einem Bundesliga-Spiel 2023 präsentierten auch Fans von Borussia Dortmund und Bayern München Protestplakate gegen die Terminierung.

Fans von Borussia Dortmund protestieren 2023 gegen den Supercup-Termin am Pokalwochenende.

Fans von Borussia Dortmund protestieren 2023 gegen den Supercup-Termin am Pokalwochenende.

"Man verpasst uns ein weiteres Spiel unter der Woche obendrauf"

Bayer Leverkusen spielt in der 1. Hauptrunde des DFB-Pokals bei Carl Zeiss Jena. Leverkusens Fanbündnis schreibt: "Die erste Pokalrunde ist immer etwas besonderes für jeden Fan. Auch Jena wäre dies gewesen. Wäre." Durch den am Samstag terminierten Supercup, spielt Leverkusen nun an einem Mittwochabend (27.08.2024) um 18 Uhr in Jena.

"Mit der Terminierung auf das Pokal-Wochenende nimmt man den Fans von gleich vier Pokal-Teilnehmern nicht nur den traditionellen Saisonauftakt, man verpasst uns auch ein weiteres Pflichtspiel unter der Woche obendrauf", heißt es in der Stellungnahme, die auf zusätzliche Termine durch die neue Champions League verweist. Dort gibt es ab der Saison 2024/25 mindestens zwei Termine pro Klub mehr.

Stuttgarter Fans im April in Leverkusen

Stuttgarter Fans im April in Leverkusen

Die Stuttgarter Gruppen argumentieren ähnlich. "Dass durch die Austragung des Supercups am Pokal-Wochenende eine völlig unnötige zusätzliche englische Woche, in unserem Fall mit der Auswärtsfahrt dienstags nach Münster, bestritten werden muss, kommt noch erschwerend hinzu." Der VfB spielt mittwochabends (28.08.2024) um 20.45 bei Preußen Münster.

Streit um Heimrecht ging dem Spiel voraus

Auf Funktionärsebene sorgte der Supercup 2024 dagegen durchaus schon für Emotionen. Das Präsidium der DFL entschied am 6. Juni, dass das Spiel in Leverkusen stattfindet. Das ist den Statuten der DFL zufolge zwar möglich, widerspricht aber der vereinbarten Praxis der vergangenen Jahre, nach der das Heimrecht beim DFB-Pokalsieger beziehungsweise im Falle eines Doublesiegs beim Vizemeister liegt. Eine Umkehr des Heimrechts soll es nur dann geben, wenn es zwei Jahre in Folge zur selben Begegnung kommt.

Das Stadion des VfB Stuttgart

Das Stadion des VfB Stuttgart

Dass das Spiel im Stadion von Meister Leverkusen stattfindet, erboste Stuttgarts Vorstandschef Alexander Wehrle. "Wir sind sehr enttäuscht über die Entscheidung. Stuttgart und der VfB hätten diese Wertschätzung verdient gehabt", sagte Wehrle einer Mitteilung des Klubs zufolge. Auch Leverkusen wollte das Spiel austragen und setzte sich in der Abstimmung durch.

Grundsätzlich ist das DFL-Präsidium in der Entscheidung frei. Beide Teilnehmer können sich um die Austragung bewerben, auch ein neutraler Spielort ist möglich. In der Spielordnung der DFL heißt es außerdem: "Dabei behält sich der DFL e.V. auch das Recht vor, ein Stadion im Ausland als Spielort zu benennen." Davon machte die DFL aber bislang keinen Gebrauch.