Lars Ricken ist neuer Geschäftsführer Sport bei Borussia Dortmund.

Exklusiv-Interview BVB-Sportchef Ricken - "Auf dem Trainerposten zu viele Wechsel"

Stand: 13.09.2024 15:22 Uhr

Borussia Dortmund spielt am Freitag (20.30 Uhr/Live-Ticker bei sportschau.de) gegen den Überraschungs-Spitzenreiter 1. FC Heidenheim - die Sportschau traf BVB-Sportgeschäftsführer Lars Ricken vorher zum Exklusiv-Interview - über Ziele, Perspektiven, Ja-Sager und neue Fan-Lieblinge.

Sportschau: Herr Ricken, 2:0 gegen Frankfurt und 0:0 in Bremen - wie bewerten Sie den Saisonstart des BVB?

Ricken: Wir hätten natürlich gerne sechs Punkte geholt. Aber wir haben kein Gegentor kassiert, was mich in der Auffassung bestärkt, dass wir in Niklas Süle, Waldemar Anton und Nico Schlotterbeck das beste Innenverteidiger-Trio der ganzen Liga haben. Aber offensiv müssen wir gerade gegen Bremen sicher noch mehr Gefahr ausstrahlen. Wir wollen mutig spielen und ich gehe davon aus, dass wir das gegen Heidenheim auch sehen werden.

Sportschau: Heidenheim kommt als Tabellenführer - was erwarten Sie vom Spiel und vom Gegner?

Ricken: Erstmal: Großen Respekt vor Heidenheim, es wird ein harter Kampf. Sie haben ja auch schon die Qualifikation für die Conference gespielt und alles inclusive DFB-Pokal gewonnen. Aber wir haben noch eine Rechnung offen nach zwei Untentschieden aus der Vorsaison.

Sportschau: Was hat der BVB aus solchen Spielen wie diesen gegen Heidenheim gelernt?

Ricken: Uns hat in den letzten zwei Jahren die Konstanz in der Vorrunde gefehlt, sodass wir dann in der Rückrunde immer hinterherlaufen mussten. Das haben wir erkannt, und dagegen arbeiten wir jetzt vom ersten Trainingstag an - und hoffen, dass das nicht wieder passiert.

Sportschau: Welche Erwartungen haben sich in Ihrem neuen Job erfüllt, was hat Sie überrascht?

Ricken: Ich habe die strategische, personelle und finanzielle Verantwortung - das deckt sich mit der Positionsbeschreibung, die ich auch im Nachwuchsleistungszentrum innehatte. Was sich verändert hat, ist natürlich die Verantwortung: als Verein mit zehn Millionen Fans und für den sich 50 Millionen Menschen auf der Welt interessieren. Diese Menschen wollen unterhalten werden. Und wir sind natürlich ein Wirtschaftsunternehmenn mit 500 Millionen Euro Umsatz. Wir haben keinen Scheich und kein amerikanisches Unternehmen im Rücken, wir müssen unser eigenes Geld verdienen.

Sportschau: Was wollen Sie mit dem BVB sportlich erreichen?

BVB-Sportchef Ricken - "Haben unheimlich viel Qualität"

Marcus Bark, Sportschau Bundesliga, 12.09.2024 20:55 Uhr

Ricken: Wir wollen in allen vier Wettbewerben, Bundesliga, Champions League, Pokal und Klub-WM maximal erfolgreich sein, da sind wir sehr ambitioniert. Dazu brauchen wir einen wettbewerbsfähigen Kader - und da fühlen wir uns sehr wohl mit dem, was wir jetzt haben. Das Wichtigste ist aber Kontinuität, da haben wir zuletzt auf dem Trainerposten zu viele Wechsel gehabt.

Sportschau: Welche Spieler können nach dem Abgang von Marco Reus und Mats Hummels die neuen Identifikationsfiguren werden?

Ricken: Ich fange mal beim Ältesten an: Pascal Groß wird einen großen Input auf unsere Mannschaft haben. Wir haben einen 18-jährigen Spieler wie Julien Duranville, der die Fans mitreißen kann. Jule Brandt will noch mehr in die Verantwortung gehen, das zeigt die Nummer 10 - und er hat bei der Saisoneröffnung den meisten Applaus bekommen. Nico Schlotterbeck sagt in jedem Interview, wie cool er es findet, für einen Verein wie Borussia Dortmund zu spielen. Das sind vier - aber es gibt noch einige mehr.

Sportschau: BVB-Boss Aki Watzke wird im Herbst 2025 aufhören - wie bereiten Sie sich darauf vor?

Ricken: Es fühlt sich noch nicht nach Abschied an, er ist ja noch etwas länger als ein Jahr da. Aber er ist der einflussreichste Fußballfunktionär in Deutschland, von daher wäre es naiv, nicht auf seine Erfahrung und sein Netzwerk zurückzugreifen.

Sportschau: Bis auf Sven Mislintat haben Sie mit sportlich Verantwortlichen wie Sebastian Kehl, Nuri Sahin oder auch Matthias Sammer selbst noch zusammengespielt. Es gibt sehr viel Stallgeruch beim BVB, befürworten Sie das oder wären externe Meinungen nicht auch wichtig?

Ricken: Ich bin prinzipiell ein Fan davon, wenn Leute gute Leistungen im eigenen Verein bringen, dass man sie dann auch befördert und in die Verantwortung nimmt. Aber für Sprünge in der Entwicklung ist auch externe Expertise sehr wichtig. Da beziehe ich aber Sven Mislintat ein, der zuletzt in anderen Stationen auch im Ausland Erfahrungen gesammelt und Kenntnisse vertieft hat. Und ich frage auch oft Matthias Sammer, der ja nicht in Dortmund lebt, wie seine Sicht von außen auf die Dinge ist.

Sportschau: Diese sogenannte Elefantenrunde ist keine Runde der Ja-Sager?

Nein, definitiv nicht. Insbesondere Matthias Sammer kann da schon sehr deutlich werden, aber so eine Runde ist ja auch dafür da, dass es da Reibung gibt und man auch mal streitet. Aber in der Regel gehen wir dann da mit einer Meinung raus.