Erste Liga-Niederlage nach 462 Tagen Openda und Leipzig beenden Leverkusens Monsterserie
Über ein Jahr und 35 Bundesliga-Spiele blieb Bayer 04 Leverkusen ohne Niederlage. Auch gegen RB Leipzig sah es nach einer 2:0-Führung nicht nach einem Ende der Serie aus. Aber es kam anders.
RB Leipzig drehte am Samstag (31.08.2024) die Partie durch Treffer von Kevin Kampl (45.+7 Minute) sowie Lois Openda (57., 80.) und sorgte für einen fast schon historischen Moment. Dabei hatte Leverkusen stark angefangen und nach den Toren von Jeremie Frimpong (39.) und Alex Grimaldo (45.) verdient geführt. Dazu musste auch noch Trainer Marco Rose (26.) früh mit Gelb-Rot auf die Tribüne. Doch das hielt Leipzig nicht ab. Zum ersten Mal seit dem 0:3 am 27. Mai 2023 beim VfL Bochum musste sich Leverkusen in der Liga wieder geschlagen geben. "Wir haben einfach das Spiel hergeschenkt, dem Gegner selber Hoffnung gegeben", ärgerte sich Bayer-Abwehrchef Jonathan Tah.
"Hier in Leverkusen mit 2:0 in Rückstand zu geraten, dann dranzubleiben, dran zu glauben, weiterzumachen, sich das Ergebnis am Ende hart zu erarbeiten, zu verdienen - großes Kompliment an die Jungs", lobte Leipzigs Trainer Rose im Sportschau-Gespräch.
Leverkusen übernimmt schnell das Kommando
Nicht nur von der Aufstellung, sondern auch vom Matchplan her ging Leipzig die Partie als Spiegel des Leverkusener Spiels an. Die Gäste attackierten bereits am Bayer-Strafraum das Aufbauspiel und lauerten auf Umschaltsituationen. Allerdings spielte sich der deutsche Meister immer wieder aus diesem Druck und übernahm die Kontrolle.
Über schnelle Passstaffetten und starke Standards von Alex Grimaldo und Aleix Garcia spielte sich das Alonso-Team Chancen heraus. Edmond Tapsoba scheiterte mit einem völlig freien Kopfball an Peter Gulacsi (6.), Piero Hincapie (10.) köpfte einen Eckball an die Latte. Im Nachsetzen traf Victor Boniface bei einem Fallrückzieherversuch den heraneilenden Amadou Haidara am Kopf. Leipzigs Mittelfeldspieler musste nach kurzer Behandlung ausgewechselt werden, Boniface bekam Gelb.
Zu energischer Rose sieht Gelb-Rot
In die kurze Leipziger Unordnung hinein hatte Granit Xhaka (15.) die nächste Möglichkeit, verzog aber seinen Schuss knapp. Die Partie wurde intensiver, in den Zweikämpfen ging es hart zur Sache. Als Jonathan Tah in Openda rauschte und den Ball traf, verlor RB-Trainer Marco Rose die Fassung. Im folgenden Wortgefecht mit den Unparteiischen holte sich Rose gleich zwei Gelbe Karten ab und musste auf die Tribüne (26.).
Von dort sah er wenig später den ersten guten Angriff seiner Mannschaft, aber Benjamin Sesko köpfte, von Edmond Tapsoba bedrängt, am Tor vorbei (32.). Danach war aber wieder Leverkusen am Drücker und ging schließlich mit Leipziger Hilfe auch in Führung. Lukas Klostermann fabrizierte am Strafraum einen Kopfball-Querschläger. Frimpong sprintete in den Ball rein, umkurvte mit einem Wackler den heranstürzenden El Chadaille Bitshiabu und drückte im Stolpern das Leder kontrolliert an Gulacsi vorbei ins Tor.
Kampl-Kopfball bringt Leipzig gegen Leverkusen zurück
Jetzt war der Meister endgültig in Fahrt. Innerhalb weniger Minuten musste Gulacsi mehrfach ein- und dann doch auch nochmal hinter sich greifen. Youngster Bitshiabu, der den gesperrten Willi Orban ersetzte, grätschte an einem Xhaka-Pass vorbei. Über Terrier und Wirtz ging es dann blitzschnell zum eingerückten Grimaldo, der aus fünf Metern nur noch einschieben musste. In der Nachspielzeit hätte Bayer sogar nochmal treffen und die Vorentscheidung erzwingen können - doch stattdessen kam Leipzig zurück ins Spiel. Kampl stand bei einer Henrichs-Flanke völlig frei im Fünfer und brachte mit seinem Kopfball die Gäste zum Anschlusstreffer.
"Das Tor war sehr wichtig und in der Halbzeit haben wir uns nochmal richtig eingeschworen, dass noch alles drin ist", sagte Kampl am Sportschau-Mikrofon. Und das war es. Denn in Durchgang zwei musste Leipzig nur ein paar Minuten überstehen und kam dann immer besser ins Spiel. Ein Treffer wurde zunächst wegen Abseits zurückgepfiffen (52.), aber dann kam die Zeit von Openda. Der Belgier entwischte über den rechten Flügel und drückte den Ball aus ganz spitzem Winkel durch die Beine von Hradecky-Vertreter Matej Kovar zum 2:2 ins Tor.
Openda zum Zweiten für Leipzig
Leverkusen kam nun ins Wackeln. Es fehlte der Zugriff im Mittelfeld, Leipzig besetzte die Offensivpositionen schneller und besser und brachte den Meister immer wieder in Verlegenheit. Die logische Konsequenz: ein weiterer Treffer. Openda kam dieses Mal über halblinks gegen Tapsoba ins Eins-gegen-eins und traf mit einem Schuss durch die Beine des Verteidigers tatsächlich zum 3:2.
Doch noch war genug Zeit für Leverkusens Comeback-Qualitäten. Und Bayer drehte auch nochmal auf. Wirtz zwang Gulacsi zu einer starken Parade (84.). Kurz darauf überprüfte Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck einen vermeintlichen Schlag von Lukeba in das Gesicht des eingewechselten Patrik Schick. Aber es gab keinen Elfmeter. So überstand Leipzig auch die sieben Minuten Nachspielzeit, gewann erstmals in der Bundesliga auswärts nach einem 0:2-Rückstand - und beendete eben Leverkusens Monsterserie.
Leverkusen in Hoffenheim, Leipzig gegen Union
Für Bayer Leverkusen geht es nach der Länderspielpause am 14. September mit dem Auswärtsspiel bei 1899 Hoffenheim weiter (15.30 im Sportschau-Livecenter mit Audiostream). Parallel bekommt es RB Leipzig im heimischen Stadion mit Union Berlin zu tun.