Tim Kleindienst jubelt verhalten nach seinem Führungstreffer

Gladbach-Sieg gegen Heidenheim Kleindienst-Doppelpack beruhigt Seoane-Kritiker

Stand: 19.10.2024 19:36 Uhr

Borussia Mönchengladbachs Trainer Gerardo Seoane hat sich Zeit verschafft: Dank Tim Kleindienst gelang in der Fußball-Bundesliga ein knapper 3:2-Sieg gegen den 1. FC Heidenheim.

Léo Scienza hatte die Gäste in der 12. Minute in Führung gebracht, Ko Itakura glich zehn Minuten später aus. Im zweiten Durchgang sorgte Tim Kleindienst in der 62. und 75. Minute für die Zwei-Tore-Führung, nach dem Anschluss durch Marvin Pieringer (80.) wurde es aber noch einmal eng.

Gladbachs Virkus kommentiert Fan-Pfiffe

"Wir haben viel richtig gemacht, aber ich ärgere mich etwas, dass wir es am Ende unnötig spannend gemacht haben", analysierte Gladbachs Manager Roland Virkus anschließend gegenüber der Sportschau. Zu den Fan-Pfiffen gegen Seoane vor dem Anpfiff sagte er: "Wir können das, was von außen kommt, nicht beeinflussen. Wichtig ist, dass wir intern zusammenbleiben - und dass das so ist, hat die Mannschaft heute gezeigt."

Heidenheim-Keeper Kevin Müller, Trauzeuge und Freund von Kleindienst, kommentierte: "Tim hatte mir vorher drei Tore angekündigt, von daher war es noch okay. Nein, im Ernst: Es war ganz speziell, ihn nach zehn Jahren erstmals als Gegner zu haben. Jeder hat für seinen Verein alles gegeben, ich habe ihm ein Kompliment gemacht, aber ich ärgere mich am Ende natürlich über unsere Niederlage."

Matchwinner Kleindienst sagte: "Es tut mir fast weh, meinen alten Kollegen geschadet zu haben. Aber Vereinswechsel gehören zum Fußball, von daher freue ich mich am Ende des Tages natürlich über den Sieg und meine beiden Tore."

Heidenheims Schmidt: "Haben kräftig mitgeholfen"

Heidenheim-Trainer Frank Schmidt sah es ähnlich wie sein Torhüter: "Wir haben zu viele Fehler vor den Gegentoren gemacht, auch wenn wir am Ende sogar noch hätten ausgleichen können. Tim Kleindienst ist einfach ein Klassespieler und hilft auch als Mensch mit seinem Ehrgeiz jeder Mannschaft. Wir trauern ihm nicht nach, sondern müssen Lösungen finden - und zwar bessere als heute."

Heidenheim-Coach Schmidt - "War ein wildes Spiel"

Sportschau Bundesliga

Seoane freute sich: "Wir haben aus dem Augsburg-Spiel gelernt, aus Ballbesitz viel mehr Gefahr zu kreieren. Wir haben robust gegen eins der zweikampfstärksten Teams der Liga dagegengehalten, auch wenn es am Ende etwas wild wurde."

Gladbachs Seoane ändert auf fünf Positionen

Nach den positiven Ansätzen zum Saisonstart war die Stimmung in Mönchengladbach zuletzt nach dem leblosen 1:2 in Augsburg drastisch abgekippt. Seoane rückte zunehmend in den Fokus, Medien hatten bereits über ein Drei-Spiele-Ultimatum für den Schweizer berichtet, was der Verein aber (natürlich) nicht öffentlich bestätigen wollte. Seoane reagierte auf den Druck mit fünf Änderungen in der Startelf, von denen zwei durch die Ausfälle von Luca Netz und Nico Elvedi allerdings verletzungsbedingt waren.

Eine Reaktion war aber auch zunächst bei den Spielern zu beobachten. Schon nach einer Minute gab Franck Honorat den ersten Torschuss ab, zwei Minuten später hatten Ko Itakura und Marvin Friedrich die nächsten gefährlichen Abschlüsse.

Heidenheims Scienza nutzt Nicolas-Patzer

Heidenheim hatte in dieser Phase große Orientierungsprobleme, profitierte dann aber aus dem Nichts von einem Doppelfehler der Gladbacher. Julian Weigl spitzelte im Mittelfeld beim Klärungsversuch den Ball zum Gegner, Jan Schöppners Aufsetzer aus 20 Metern patschte VfL-Torhüter Moritz Nicolas dann äußerst unglücklich zur Seite ab und hielt die Situation damit gefährlich. Scienza reagierte am schnellsten, visierte das kurze Eck an und ließ Nicolas beim Versuch einer Fußabwehr des minimal abgefälschten Balls relativ kläglich aussehen.

Gladbach verlor danach etwas den Faden, profitierte aber von einer Energieleistung des in die Startelf rotierten Rocco Reitz. Der U-21-Nationalspieler spitzelte den Ball im Liegen zu Alassane Plea, dessen Hereingabe bei Itakura landete - bei dessen kernigen Schuss ins rechte Eck war Kevin Müller machtlos. Fünf Minuten später hatten die Fohlen dann die Führung auf dem Kopf: Robin Hack scheiterte nach einer Ablage von Joe Scally aber am hervorragend reagierenden Müller.

Traumtor von Gladbachs Kleindienst gegen alte Kollegen

Bis zur Pause beschränkten sich beide Teams dann auf Fehlervermeidung, auch nach dem Wechsel fand das Geschehen zunächst überwiegend zwischen den beiden Strafräumen statt. Die erste Großchance zur Führung hatten dann die Heidenheimer, doch Adrian Beck jagte einen Volleyschuss aus fünf Metern Torentfernung völlig freistehend weit über die Latte.

Erstaunlich blass war bis dahin Neu-Nationalspieler Kleindienst geblieben, der im Vorjahr die Heidenheimer mit zwölf Toren und sieben Assists nach Europa geschossen hatte. Doch in der 62. Minute hatte er seinen Geistesblitz: Per Hacke beförderte er eine etwas in den Rücken gespielten Hereingabe von Plea ins Netz - und verzichtete anschließend aus Respekt vor den alten Kollegen auf einen ausschweifenden Torjubel.

Elfmeter für Gladbach und Heidenheim

Das hielt Kleindienst dann eine Viertelstunde vor dem Ende noch einmal so. Plea hatte gegen Mamon Busch einen Elfmeter herausgeholt, Kleindienst schnappte sich nach kurzer Diskussion mit Plea und Weigl die Kugel und ließ Müller keine Chance.

Alles sah nach Vorentscheidung aus, doch die Gladbacher machten es selbst wieder spannend. Weigl klärte einen hohen Ball im Strafraum völlig unnötig mit der Hand, Pieringer verwandelte den Elfmeter, den Daniel Siebert nach VAR-Intervention verhängt hatte.

Wilde Schlussphase

Danach drückte Heidenheim noch einmal vehement auf den Ausgleich, Nicolas rettete den Borussen aber mit einer Glanzparade gegen Sirlord Conteh die drei Punkte. Auch Gladbach hatte nochmal eine Riesenchance, Tomas Cvancara traf aber nach einem Konter nur den rechten Innenpfosten und vergab anschließend auch noch zwei weitere Großchancen.

Heidenheim gegen Hoffenheim, Gladbach in Mainz

Weiter geht es nun für den 1. FC Heidenheim zuhause gegen die TSG Hoffenheim (27.10., 19.30 Uhr). Borussia Mönchengladbach ist zwei Tage vorher zu Gast in Mainz (25.10., 20.30 Uhr).