Bekenntnis zu Leverkusen Xabi Alonso - der authentische Spielerflüsterer
Xabi Alonso bleibt in Leverkusen. Mit seiner Art hat er Spieler und Klub verändert - und sieht sich selbst erst am Anfang.
In den sozialen Medien kursiert gerade dieses Video: Leverkusens Linksverteidiger Alejandro Grimaldo schießt von rechts einen Freistoß Richtung Tor und verzieht deutlich. Dann spricht Bayer-04-Trainer Xabi Alonso ein paar Sekunden mit ihm. Grimaldo legt sich einen weiteren Ball hin und dreht diesen perfekt hinten oben in den Winkel.
So einfach geht das. Alonso spricht. Der Spieler wird besser. Der "Bessermacher" am Werk. Der Spanier hätte das so stehen lassen können. Aber als er im Rahmen der Pressekonferenz vor dem Bundesligaspiel gegen 1899 Hoffenheim (30.03.24, ab 15.30 Uhr im Sportschau-Livecenter), in der er seinen Verbleib in Leverkusen zur Saison 2024/25 verkündete, danach gefragt wurde, wiegelte Alonso sofort lächelnd ab: "Nein, nein. Wir haben nur so gesprochen. Ich kann ihm da gar nichts beibringen. Er ist top, top."
Kommunikation und Detailverliebtheit als Stärken
Szene und Aufklärung erzählen viel darüber, was Alonso als Trainer ausmacht. Er kommuniziert viel, am liebsten einzeln, "face to face", wie er selbst sagt. In und nach jedem Training sieht man Alonso mit Spielern im Gespräch. Kleinigkeiten bei der Technik, Details im taktischen Verhalten, Dinge für den Kopf - jeder bekommt etwas mit den auf den Weg. Jeder bekommt Aufmerksamkeit, das Gefühl wichtig zu sein und gebraucht zu werden.
So zieht der Trainer etwa durch, dass der "zweite" Torwart Matej Kovar in den Pokal-Wettbewerben spielt, egal wie wichtig das Spiel oder wie groß der Gegner ist. Das schafft Vertrauen und die Spieler zahlen es zurück. Innenverteidiger Jonathan Tah spielt so stabil wie seit Jahren nicht, ist mittlerweile in der Startelf der deutschen Nationalmannschaft gesetzt. Der defensiv wie offensiv vorher flatterhafte Odilon Kossounou ist konzentrierter und vor allem im Spiel nach vorne deutlich stärker geworden.
Team-Gedanke steht über allem
Selbst ein international erfahrener Spieler wie Granit Xhaka erzählt, dass er in puncto Passspiel oder taktischem Verhalten unter Gegnerdruck von Alonso noch neue Impulse bekommen hat. Die Beispiele ließen sich über zahlreiche Spieler fortführen. Auch, dass er das Team taktisch auf ein viel höheres Niveau gehoben hat, ist unbestritten. Leverkusen hat immer Lösungen, verliert nie die Ruhe oder die Kontrolle. Ganz wie der Coach.
Lorbeeren will der Trainer dafür nicht. Und das ist eine weitere Stärke. Als die Fans nach Leverkusens dramatischem Sieg im DFB-Pokal gegen den VfB Stuttgart den Trainer Richtung Fanblock riefen, ging Alonso erst zurück zur Bank und holte das gesamte Trainerteam. Gemeinsam wurde dann vor der Kurve gefeiert.
Alonso peilt "anderes Level" an
Mit dieser authentischen Art und natürlich seiner fußballerischen Expertise aus 17 Jahren als erfolgreicher Topspieler im Weltfußball mit einer Fülle an Titeln hat Alonso in nicht einmal eineinhalb Jahren aus einer schwarz-roten Maus einen "Titel-Elefanten" mit riesigen Chancen auf Trophäen in drei Wettbewerben gemacht. Und letztlich dem Trainer trotzdem das Gefühl gegeben, dass das noch nicht alles war. Bei seiner ersten Trainerstation im Profi-Fußball will der 42-Jährige weiter wachsen.
"Ich fühle, dass mein Job hier noch nicht zu Ende ist", sagte Alonso, nachdem er seinen Verbleib über die aktuelle Saison hinaus verkündet hatte. Auf die Frage, wohin das denn angesichts der aktuell starken Saison führen solle, antwortete Alonso: "Dass wir den Klub auf ein anderes Level bringen." Bei einer Saison mit aktuell 38 ungeschlagenen Pflichtspielen kurz vor der ersten deutschen Meisterschaft oder sogar dem Double schwer vorstellbar - aber zuzutrauen ist es ihm sicherlich.