Abstiegskrimi in der Bundesliga Kellerkinder unter sich - zwischen letzter Hoffnung und Befreiung
Mainz 05 gegen Darmstadt 98, 1. FC Köln gegen VfL Bochum - am 28. Spieltag bleiben die letzten vier der Fußball-Bundesliga unter sich. Die Ergebnisse könnten folgenreich sein.
Die Zeit der Entscheidungen in der Bundesliga steht an. Bayer Leverkusen könnte bereits in der nächsten oder übernächsten Woche erstmals die Meisterschaft feiern, die Tabellenspitze ist nahezu entschieden. Doch im Keller herrscht gerade an diesem Wochenende Hochspannung - je nach Ausgang könnte sich die noch weiter aufladen oder auch etwas abnehmen.
Der 1. FC Köln trifft auf den VfL Bochum, es ist das Spiel zwischen dem 17. und 15., zeitgleich spielt der Tabellen-16. Mainz 05 gegen das Schlusslicht Darmstadt 98 - mehr Abstiegskracher geht nicht. Für Darmstadt (14 Punkte) geht es um die letzte Hoffnung, für Köln (17) um das Ende der Talfahrt, für Mainz (20) um die Fortsetzung einer positiven Tendenz und für Bochum (26) um die Befreiung nach schwierigen Wochen.
Schultz sieht "Riesenchance" für den FC
In Köln kommt es dabei zum Aufeinandertreffen der aktuell wohl formschwächsten Teams aus dem Keller. Bochum hat aus den vergangenen fünf Partien nur einen Punkt geholt, Köln ist seit sieben Spielen sieglos und hat die vergangenen drei Heimspiele verloren. "Natürlich ist eine Enttäuschung da, wenn man längere Zeit nicht gewonnen hat, aber man braucht eine Frustrationstoleranz", sagte FC-Manager Thomas Kessler.
Und weiter: "Jetzt treffen wir auf einen Gegner, wo die Erwartungshaltung schon da ist, dass wir das Spiel gewinnen - aber die Bochumer haben nicht ohne Grund mehr Punkte als wir und stehen über dem Strich. Da wollen sie auch unbedingt bleiben."
Sein Trainer Timo Schultz, der von elf Spielen als Kölner Trainer erst eins gewinnen konnte, sprach von einer "Riesenchance": "Es geht um drei Punkte, die uns in die richtige Richtung bringen können."
Bochum trotz Rückschlägen "von einem Schock meilenweit entfernt"
Mit einer Niederlage würde sich die Situation aber noch dramatisch verschlechtern - vor allem, wenn zeitgleich auch noch Mainz gegen Darmstadt gewänne. Dann wäre nicht nur der direkte Klassenerhalt ganz weit weg, sondern selbst der Relegationsplatz deutlich schwerer zu erreichen. "Wir wollen am Wochenende drei Punkte mehr auf dem Konto haben, das ist das Entscheidende - und nicht, wie andere Mannschaften spielen und wie die Ausgangslage ist, wenn noch sechs, vier oder drei Spiele zu gehen sind", versucht Schultz diese Punkterechnung etwas herunterzuspielen.
Bochum will jedoch dafür sorgen, dass das Team in den letzten Wochen nichts mehr mit den Geschehnissen rund um den 1. FC Köln zu tun hat, und sich weiter absetzen. "Wir fahren nach Köln, um das Spiel zu gewinnen", sagte Trainer Thomas Letsch deutlich. Er sei "nach wie vor optimistisch", obwohl es aktuell nicht läuft. Zuletzt gegen Darmstadt hatte seine Mannschaft sogar einen 2:0-Vorsprung hergegeben. "Von einem Schock sind wir meilenweit entfernt", sagte Letsch allerdings.
Lieberknecht: "Relegation ist unsere Meisterschaft"
Im zweiten Kellerduell will Darmstadt seine wohl letzte Chance nutzen, um sich doch noch aus der Abstiegs-Umklammerung zu befreien und Platz 16 anzupeilen. Trainer Torsten Lieberknecht hatte nach dem 2:2 nach 0:2-Rückstand zuletzt in Bochum neue Hoffnung geschöpft. "Die Relegation zu erreichen, ist unsere Meisterschaft. Jetzt spielen wir gegen Mainz, wo wir mit diesem einen Punkt im Rücken die Chance ergreifen wollen, näher heranzurücken", sagte er.
Bei einer Niederlage wäre Rang 16 allerdings schon neun Punkte weg - bei bisher nur 14 Zählern aus 27 Partien ist es utopisch, dann noch an das Wunder in den letzten sechs Spielen zu glauben. Lieberknechts Gegenüber Bo Henriksen will dem Gegner deswegen den Gnadenstoß verpassen. Seine Taktik: "Wir wollen angreifen, angreifen, angreifen! Das wird wie ein Finale, und wir freuen uns darauf."
Mainz unter Henriksen mehr als doppelt so erfolgreich
Der dänische Trainer hat es in den vergangenen Wochen geschafft, Mainz aus dem schlimmsten Schlamassel zu holen. In den sechs Spielen unter ihm, holten die 05er acht Punkte, haben eine ausgeglichene Bilanz. Nach zuvor nur 0,57 Zählern im Schnitt pro Spiel liegt Henriksen bei einem 1,33er-Schnitt - in der Form ist sogar noch der direkte Klassenerhalt drin. Erst recht mit einem Sieg gegen Darmstadt.
"Wir spielen gegen ein anderes Team, das um sein Leben kämpft. Es geht alles über Attitüde, über den Glauben und das Vertrauen in uns selbst. Und ich vertraue meinen Spielern", sagte Henriksen. Mit einem Sieg kann seine Mannschaft schon für eine Vorentscheidung sorgen. Sollte auch Bochum gewinnen, sieht es für Darmstadt und Köln noch finsterer aus.