
"Fastnachts-Spieltag" in Mainz 05er profitieren von St. Paulis Torwartpatzer
Mainz 05 wie es singt und lacht: Trotz bescheidener Leistung besiegten die Rheinhessen am "Fastnachts-Spieltag" einen über weite Strecken besseren FC St. Pauli mit 2:0 (0:0). Der Lohn: Der vorläufige tabellarische Sprung auf Rang fünf.
Der spielentscheidende Fehler unterlief St. Paulis Keeper Nikola Vasilj, der in der 68. Minute einen harmlosen Fernschuss von Nadiem Amiri fallen ließ und Jae-Sung Lee zum Abstaubertor einlud. Bitter für den FC St. Pauli, der die Partie über weite Strecken bestimmt hatte, vor dem gegnerischen Tor aber die Kaltschnäuzigkeit hatte vermissen lassen.
Mainz "ohne Plan" aber mit drei Punkten
"Mainz hatte keinen Plan gegen unsere Defensive", sagte St. Paulis Trainer Alexander Blessin nach dem Spiel. Er lobte im Sportschau-Interview den Auftritt seiner Mannschaft und haderte umsomehr mit dem Ergebnis: "Letzte Woche hätten wir schon einen Punkt verdient gehabt, heute sogar noch ein bisschen mehr. Das ist ganz ganz bitter."
Dieser Bewertung seines Trainerkollegen konnte FSV-Coach Bo Henriksen kaum widersprechen: "Wir haben nicht unser bestes Spiel gemacht, wir waren nicht zu hundert Prozent da", sagte er der Sportschau: "Aber am Ende haben wir dieses Spiel gewonnen und das ist der nächste Schritt."
St. Pauli beginnt dominant und selbstbewusst
Ist Mainz 05 schon stabil genug für Europa? Im närrischen Gewand wollten die 05er im Heimspiel gegen den Aufsteiger aus Hamburg der Erfüllung dieses Traums näher kommen. In Karnevals-Sondertrikots auf dem Rasen und mit vielen verkleideten Fans auf den Rängen sollten die Jungs von St. Pauli vom Anpfiff an spüren, dass in Mainz für sie heute nichts zu holen sein würde.
Doch es kam erst einmal anders. St. Pauli, das im Gegensatz zum nahezu vollständig angetretenen 1. FSV auf viele Stammspieler verzichten musste, begann selbstbewusst und erstaunlich gefährlich. Schon nach einer Minute zirkelte Mittelfeldmann Eric Smith einen Freistoß aus 17 Metern nur knapp über den Mainzer Kasten. Zwei Minuten später erkämpften die Hamburger in der gegenerischen Hälfte die Kugel und der freigespielte Noah Weißhaupt traf aus 18 Metern mit einem harten Flachschuss nur den rechten Pfosten.
Mainz wackelt in der Abwehr
Mit dem "Hallo-Wach-Effekt" war das aber so eine Sache. Mainz zeigte sich defensiv auch in der Folge erstaunlich anfällig. Und St. Pauli blieb dran. Nach 15 Minuten war Johannes Eggestein komplett freigespielt, legte sich am 16er den Ball aber etwas zu weit vor - Keeper Robin Zentner konnte sich halsbrecherisch vor den einschussbereiten Hamburger werfen.
Nach 20 Minuten zeigte Schiri Felix Zwayer auf den Elfmeterpunkt im Mainzer Strafraum. St. Paulis Elias Saad war über das ausgestreckte Bein von 05-Verteidiger Moritz Jenz gestürzt. Doch es gab Zweifel. Und bei Betrachten der Videobilder fiel auch Zwayer auf: Der Hamburger hatte sich fallen lassen - kein Elfmeter. Es blieb beim 0:0, doch nach einer halben Stunde mussten alle im Stadion feststellen: Der FC St. Pauili war hier bis dato - bei 5:1 Torschüssen - das bessere Team.
St. Pauli schließt das Zentrum und kontert
Mainz, vor der Partie in der Tabelle 14 Punkte besser gestellt als der FC St. Pauli und daheim in dieser Saison unter anderem schon gegen den FC Bayern, Dortmund und Stuttgart siegreich, tat sich schwer. Die Hamburger machten das Zentrum dicht und konterten die Gastgeber bei deren zunehmend behäbigen Angriffsbemühungen ein ums andere Mal aus. Besonders agil: Weißhaupt auf der rechten Außenbahn und Saad im Sturmzentrum.
Erst in der 37. Minute sahen die Fans die erste echte Mainzer Chance: Anthony Caci hatte aus 17 Metern freie Schussbahn, scheiterte aber am gut stehenden Hamburger Keeper Nikola Vasilj. Das war's im ersten Abschnitt aber auch schon.
Mainz zieht sich zurück
Die Mainzer reagierten auf den ungünstigen Spielverlauf mit Beginn der zweiten Hälfte taktisch ungewöhnlich: Sie ließen sich selbst tiefer fallen, überließen den Gästen mehr und mehr das Spielgerät. Die Idee war nicht schwer zu erkennen: Sie wollten lieber selbst ins Konterspiel kommen.
Der Ertrag blieb überschaubar. Auch die erste Chance des zweiten Abschnitts fiel auf die Hamburger Seite: Nach Saads Linksflanke setzte Jackson Irvine einen Kopfball aus zehn Metern nur knapp am langen Pfosten vorbei.
05 profitiert von Vasiljs Patzer
Aber - eine Phrase natürlich: Fußball ist nicht immer gerecht. Und so ging also Mainz in Führung. Nach 68 Minuten zog Nadiem Amiri eher aus Verzweiflung mal aus 30 Metern ab. Und St. Paulis Keeper Vasilj wollte die Kugel fangen. Was ihm nicht ganz gelang. Der Ball fiel ihm aus den Armen und der nach der Pause eingewechselte Jae-Sung Lee profitierte, drückte die Kugel aus kurzer Entfernung zum 1:0 über die Linie.
Diese eine Aktion reichte, um das Spiel auf die Mainzer Seite zu ziehen. St. Pauli blieb ganz vorn am Ende einfach zu harmlos. Sinnbildlich dafür die große Chance in der 82. Minute für Eggestein, der die Kugel nach glänzender Vorarbeit von Weißhaupt freistehend elf Meter vor dem Kasten so unglücklich traf, dass dieser zur Seitenauslinie versprang. In der Nachspielzeit die engültige Entscheidung, als der bis dahin blasse Paul Nebel einen Konter souverän zum 2:0 verwandelte.
Mainz in Leipzig, St. Pauli gegen Dortmund
Mainz hat als nächsten Gegner RB Leipzig vor der Brust (01.03.2025, 15.30 Uhr). Zeitgleich spielt Dortmund in Hamburg.