WM-Qualifikation Unterstützung für Kenia vom SC Verl
Im Marathon ist Kenia eine Macht, umso mehr hapert es beim Fußball. Das soll sich mit der Hilfe von Tobias Knost aus der 3. Liga ändern.
Als Tobias Knost kürzlich durch Instagram scrollt, entdeckt er eine neue Nachricht. Ob er sich vorstellen könne, für Kenias Fußballnationalmannschaft aufzulaufen, fragt ein Mann, der sich als Nationaltrainer Kenias ausgibt. Der Grund: Knost ist zwar in Berlin als Sohn eines Deutschen geboren, aber seine Mutter kommt aus Nakuru, einer Großstadt im ostafrikanischen Kenia.
Und eben seine Eltern sind die ersten, die von der wundersamen Nachricht erfahren, erzählt Knost: "Das Witzige war, dass meine Mama dachte, 'Hör auf, schreib ihm nicht zurück, das ist wahrscheinlich fake.'" Doch zum Glück hört der 24-Jährige nicht auf seine Mutter, antwortet dem tatsächlichen Nationaltrainer Kenias und steigt wenig später in den Flieger nach Nairobi.
Ostafrika statt Ostwestfalen
In Verl kennen sie Knost als schnellen Rechtsverteidiger mit klarem Kopf, zuletzt im Westfalenpokal gegen Arminia Bielefeld traf er. Erst in der Endphase der Saison eroberte er sich einen Stammplatz und sorgte dafür, dass gegen Münster und Dresden die Null stand.
Offenbar beeindruckte Knost damit Engin Fırat, Nationaltrainer von Kenia, der selbst von der Insel Norderney stammt. Für Fırat ist Knosts Nominierung nur ein Anfang: "Er ist mit Sicherheit einer der ersten Spieler, die aus dem deutschen Bereich kommen werden. Wir haben jetzt ein Scoutingsystem, wo wir uns auf Spieler mit kenianischer Abstammung aus Europa konzentrieren." So stehe auch der Kölner Linton Maina ganz oben auf Fırats Zettel.
Knost soll ein richtiger Kenianer werden
Knost, zuletzt als 3-Jähriger in Kenia, legte im Training direkt engagiert los, auch wenn ihm Hitze und Höhe ordentlich zusetzten: "Auf jeden Fall spüre ich die Intensität des Trainings, auch vor dem Hintergrund, dass wir hier auf 1.800 Metern sind. In den ersten Tagen war ich echt platt."
Seine Teamkollegen freuen sich über die ungewöhnliche Unterstützung, versichert Kapitän Michael Olunga: "Tobias ist ein sehr guter Spieler mit dem Ball, dazu unheimlich athletisch und vielseitig." Knost spricht zwar perfekt Englisch, doch wollen seine Teamkollegen ihm nun Swahili beibringen. Außerdem dürfe er sich auf kenianische Kost einstellen, "so dass er nicht immer nur Nudeln und Hühnchen essen muss", wie Olunga lachend erklärt. Ein richtiger Kenianer soll der Mann vom SC Verl werden.
Holpriger Start - wegen der Bürokratie
Die kenianischen Spieler sind vor allem in der heimischen Premier League aktiv, zu den wenigen Legionären gehören drei Spieler aus Dänemarks höchster Liga, ein weiterer spielt in Portugal. Der Star der Ostafrikaner ist Michael Olunga, Torjäger von Al-Duhail aus Katar. Bisher konnten sich die Kenianer noch nie für eine Weltmeisterschaft qualifizieren und auch das bislang letzte Mal Afrika-Cup ist schon fünf Jahre her, über die Vorrunde kam man gar noch nie hinaus. Jetzt soll mit Knost der große Wurf gelingen, erklärt Trainer Fırat: "Das große Ziel ist die Afrikameisterschaft 2027 in Kenia, wo wir einfach eine Top-Mannschaft haben müssen."
Zuvor heißt es WM-Quali gegen Afrikameister Elfenbeinküste, eine echte Startruppe um den Dortmunder Hallér und Leverkusens Verteidiger Kossounou. Ein reizvolleres Spiel hätte sich Knost für sein Debüt kaum aussuchen können: "Es ist auf jeden Fall eine ganz andere Verantwortung, wenn du das Nationaltrikot trägst, weil du weißt, dass das ganze Land hinter dir steht." Eigentlich wollte Knost sein Debüt schon im Länderspiel gegen Burundi am vergangenen Freitag feiern, doch die kenianische Bürokratie machte ihm einen Strich durch die Rechnung: Seine kenianische Staatsbürgerschaft kam zu spät.
Knost will Kenia kennenlernen
Knost möchte nicht nur Fußball spielen, sondern auch Kenia außerhalb von Fußballplatz und Teamhotel kennenlernen. In Gikomba, dem größten Markt Nairobis, fühlt er sich direkt wohl. Es ist wuselig und laut, alle Augen sind auf den künftigen Nationalspieler gerichtet: "Die Menschen sind richtig freundlich und herzlich, manchmal auch ziemlich neugierig."
Ein Verl-Trikot findet er hier zwar nicht, verspricht aber: "Nächstes Mal werde ich ein SC-Verl-Trikot mitnehmen. Dortmund ist das einzige deutsche Trikot, das die hier haben, aber das reicht ja nicht."