Olympia-Gold nachträglich an USA Eiskunstläuferin Walijewa für vier Jahre gesperrt
Knapp zwei Jahre nach dem Olympia-Skandal um Kamila Walijewa ist die russische Eiskunstläuferin vom Internationalen Sportgerichtshof CAS nachträglich für vier Jahre gesperrt worden. Die Auswahl der USA wurde zum Olympiasieger im Team-Wettbewerb von Peking erklärt.
Dies geht aus der neuen Wertung für den Olympia-Wettbewerb 2022 in Peking hervor, die die Internationale Eislauf-Union (ISU) am Dienstag (30.0.12024) veröffentlichte. Gold geht nachträglich mit 65 Punkten an die USA, Silber an Japan mit 63 Zählern. Das russische Eiskunstlauf-Team soll nach der Sperre für Kamila Walijewa die Bronzemedaille erhalten. Das russische Team belegt nach dem Abzug der Wertung für Walijewa mit 54 Punkten Rang drei mit einem Zähler Vorsprung vor Kanada.
US-Medien hatten schon zuvor übereinstimmend berichtet, dass das Nationale Olympischen Komitee der USA die Mitteilung vom IOC erhalten habe, dass die Goldmedaille nachträglich dem US-Team zugesprochen werde. Der Eiskunstlauf-Verband der USA postete auf der Plattform X ein Bild des Teams mit einer Goldmedaille und schrieb dazu: "Wir sind extrem stolz auf unsere Olympia-Champions von 2022."
Die Medaillen des Mannschaftswettbewerbs von Peking sind bis heute nicht vergeben worden, nach dem positiven Dopingbefund bei der damals 15-Jährigen russischen Starterin Kamila Walijewa, die mit Russland Team-Gold gewann.
Aus Russlands Politik kam Kritik an der Entscheidung: "Sie werden für uns immer Olympiasieger bleiben, welche Entscheidungen, selbst ungerechte, getroffen werden", wurde Kremlsprecher Dmitri Peskow zitiert. Demnach sollten die Mitglieder des Eiskunstlauf-Teams auch ihre Olympiaprämien behalten.
Walijewa nach Dopingbefund für vier Jahre gesperrt
Walijewa wurde nach einer am Montag veröffentlichten Entscheidung vom Internationalen Sportgerichtshof CAS nachträglich für vier Jahre gesperrt. Die Sperre Walijewas beginnt laut der CAS-Entscheidung rückwirkend mit dem 25. Dezember 2021.
Der Fall der heute 17 Jahre alten Walijewa beschäftigt die Sportjuristen seit Winter-Olympia 2022 in Peking. Nach dem Team-Wettbewerb war eine positive Dopingprobe der Eiskunstläuferin bekannt geworden. Walijewa war im Dezember 2021 bei den nationalen Meisterschaften positiv auf das verbotene Mittel Trimetazidin getestet worden.
Zum Testzeitpunkt 15 Jahre alt
Da Walijewa zu dem Zeitpunkt erst 15 Jahre alt war, galt sie gemäß Welt-Anti-Doping-Code als "geschützte Person", deren Identität nicht genannt hätte werden dürfen. Die Geheimhaltung misslang. Walijewas juristisch durchgesetzter Start im olympischen Damen-Einzel endete als Skandal mit einer Kür unter Tränen, die Favoritin landete nur auf dem vierten Platz.
Die Reaktionen in Russland auf den CAS-Entscheid zeigten völliges Unverständnis. Die russische Eiskunstlauf-Föderation kündigte an, das Urteil genau zu prüfen. "Wir gehen davon aus, dass unsere Sportsleute Olympiasieger im Mannschaftswettbewerb sind", sagte Generalsekretär Alexander Kogan der Agentur Tass zufolge. "Es ist sehr schade, dass ein so ehrlicher, wunderbarer, begabter Mensch wie Kamila schon in jungen Jahren mit so einer harten Ungerechtigkeit zu tun hat", sagte die russische Erfolgstrainerin Tatjana Tarassowa.
WADA und ISU begrüßen Urteil
Die WADA begrüßte das Urteil und teilte mit: "Kinderdoping ist unverzeihlich. Ärzte, Trainer oder anderes Hilfspersonal, die Minderjährigen leistungssteigernde Substanzen verabreicht haben, müssen mit der vollen Härte des Welt-Anti-Doping-Codes rechnen", hieß es in einer Mitteilung.
Auch die ISU zeigte sich zufrieden: "Wir vertreten weiter nachdrücklich unsere Position, dass der Schutz sauberer Athleten und der Kampf gegen Doping höchste Priorität haben."
Die Entscheidung des CAS ist nach jahrelangen sportjuristischen Auseinandersetzungen bindend - mit Ausnahme des Rechts der Parteien, aus verfahrensrechtlichen Gründen innerhalb von 30 Tagen Beschwerde beim Schweizerischen Bundesgericht einzulegen.
RUSADA hatte nur nationalen Meistertitel aberkannt
Die CAS-Sportrichter hatten den Fall im Herbst 2022 übernommen, weil die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) und der Eislauf-Weltverband (ISU) Widerspruch gegen das Urteil der russischen Anti-Doping-Agentur RUSADA eingelegt hatten. Die RUSADA hatte Walijewa nur den nationalen Meistertitel aberkannt, aber keine weiteren Sanktionen verhängt. Es habe "keine Schuld oder Fahrlässigkeit" nachgewiesen werden können.
Die WADA hat das CAS-Verfahren angestrengt, um eine vierjährige Sperre von Walijewa zu erreichen. Die ISU wollte, dass der Sportgerichtshof "eine Sperre nach eigenem Ermessen" verhängt und endgültig über die Ergebnisse des Mannschaftswettbewerbs bei Olympia 2022 entscheidet. Dagegen verlangte die RUSADA, Walijewa gemäß ihrer Richtlinien autonom sanktionieren zu dürfen.
Kreml-Sprecher sieht "politische Motivation"
Der Kreml kritisierte die Dopingsperre als politisch motiviert und sprach von einer "Kriegserklärung" an den russischen Sport. "Natürlich sind wir nicht damit einverstanden", sagte Kremlsprecher Peskow in St. Petersburg. Wenn es Rechtsmittel gegen das Urteil des Internationalen Sportgerichtshofes gebe, dann sollte Russland sie nutzen, sagte er der Agentur Tass zufolge. "Wir müssen die Interessen unserer Sportler bis zum letzten verteidigen."