Sitzung in Lausanne IOC schließt Boxweltverband IBA dauerhaft aus

Stand: 22.06.2023 22:36 Uhr

Das Internationale Olympische Komitee hat den endgültigen Ausschluss des umstrittenen Boxweltverbands IBA beschlossen. 69 IOC-Mitglieder stimmten bei einer außerordentlichen Sitzung des Dachverbands am Donnerstag (22.06.2023) in Lausanne dafür, es gab nur eine Gegenstimme.

"Wir haben kein Problem mit den Boxern", bekräftigte IOC-Präsident Thomas Bach vor dem Votum. "Wir haben ein ernstes Problem mit der Iba wegen ihrer Führung."

Am Abend reagierte die Iba mit einer erneuten Attacke auf das IOC. Das IOC habe einen "gewaltigen Fehler" begangen und damit seinen wahren Charakter offenbart. In der Stellungnahme auf der Homepage zog die Verbandsführung einen äußerst fragwürdigen Vergleich des IOC-Beschlusses mit dem Jahrestag des Überfalls von Hitler-Deutschland auf die Sowjetunion 1941. Und weiter: "Wir können nicht verhehlen, dass die heutige Entscheidung für den weltweiten Boxsport katastrophal ist und in eklatantem Widerspruch zu den Behauptungen des IOC steht, im besten Interesse des Boxsports und der Sportler zu handeln."

Seit 2019 suspendiert

Die Iba ist seit 2019 suspendiert. Aus Sicht ihrer Kritiker steht sie für Korruption, Führungsprobleme und Wettbewerbsverzerrung. IOC-Generaldirektor Christophe De Kepper rechnete bei der IOC-Sondersitzung mit dem Verband ab und sagte, die Iba sei nicht in der Lage gewesen, die Voraussetzungen für ein Ende ihrer Suspendierung zu schaffen. 

Scharfe Attacken von Iba-Chef Umar Kremlew

Damit ist das Boxen erst einmal ohne olympischen Verband. Ein Konkurrenzverband namens World Boxing steht aber schon bereit. Die Sportart wird ihren olympischen Status vorerst beibehalten. Die Boxer hätten es verdient, von einem Weltverband mit Integrität und Transparenz geleitet zu werden, meinte Bach. 

IBA vs. World Boxing - Kampf der Systeme

Sportschau, 14.05.2023 19:15 Uhr

Die Iba-Führung hatte zuletzt das Vorgehen des IOC als "abscheulich" und "rein politisch" kritisiert. Der russische Verbandschef Umar Kremlew hatte andere Weltverbände sogar gewarnt, dass sie "Zeuge des bewährten politischen und strategischen Werkzeugs des orchestrierten Putsches zum Zwecke des Regimewechsels werden". Das IOC hatte die scharfen Attacken Kremlews als "inakzeptabel" bezeichnet.

Zwielichtige Führungspersönlichkeiten

Gründe für die IOC-Sanktionen waren Manipulationen von Kampfurteilen, undurchsichtige Finanzgebaren und zwielichtige Führungspersönlichkeiten wie der Usbeke Gafur Rachimow, dem internationale Drogenschäfte nachgesagt wurden. Verbandspräsident Kremlew wird vom russischen Energieriesen Gazprom unterstützt, von dem die klamme Iba finanziell stark abhängig ist. Der Russe behauptete, die Iba sei auf alle Bedenken des IOC eingegangen.

Der Deutsche Boxsport-Verband ist kein Mitglied des neuen Verbands World Boxing. Die IOC-Entscheidung wurde dort aber aufmerksam verfolgt. "Das ist ein klares und eindeutiges Statement. Darüber werden wir im Verband beraten und dementsprechend Überlegungen für das weitere Vorgehen anstellen", sagte DBV-Sportdirektor Michael Müller der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag. 

Garantie für Los Angeles 2028

Die Qualifikation für Paris 2024 und die olympischen Kämpfe liegen in den Händen einer vom IOC eingesetzten Taskforce - wie schon bei Olympia in Tokio. IOC-Generaldirektor Christophe De Kepper sagte, er könne garantieren, dass der Boxsport auch bei den Spielen 2028 in Los Angeles dabei sein werde.

Der Ausschluss stützt sich auf eine Empfehlung der IOC-Exekutive, die in einem Bericht von Anfang Juni zur Situation des Boxverbandes keine deutlichen Verbesserungen festgestellt hatte. Die IBA hat sich zuletzt gegen das Aus gestemmt, vor dem Internationalen Sportgerichtshof blieb ihr Einspruch aber ohne Erfolg. Die IBA hatte zuletzt wiederholt versichert, auf alle Bedenken des IOC eingegangen zu sein.