Deutschland im WM-Finale Ein Team schreibt Geschichte - das Erfolgsrezept
Zum ersten Mal steht Deutschland bei einer Basketball-Weltmeisterschaft im Finale, kämpft am Sonntag (10.09.2023) gegen Serbien um den Titel. Zu verdanken ist das einer herausragenden Mannschaftsleistung.
Dass sich eine Gruppe besonders gut versteht, wenn sie etwas Positives erlebt, ist völlig normal. Was ein funktionierendes Team aber wirklich ausmacht, ist, dass es so gut läuft, weil es sich so gut versteht und jeder von dem anderen profitiert. Und genau das lebt die deutsche Basketball-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft aktuell vor.
Historische Leistung im Kollektiv
"Mein Team ist extrem großartig. Ich denke, das ist das beste Team, in dem ich je gespielt habe, egal, ob es in der NBA oder in der Nationalmannschaft ist", geriet Dennis Schröder nach dem 113:111-Halbfinalsieg gegen die USA ins Schwärmen. Das DBB-Team hatte dank einer herausragenden Mannschaftsleistung nicht nur zum ersten Mal überhaupt die USA besiegt, sondern feiert am Sonntag gegen Serbien auch die Premiere im WM-Finale.
Es ist der größte Erfolg der Geschichte der deutschen Basketball-Nationalmannschaft, nachdem zuvor Platz drei in Indianapolis 2002 das beste Ergebnis bei einer WM gewesen war. Damals wurde das Team jedoch mit Dirk Nowitzki von einem alles überragenden Einzelspieler angeführt. Zwar hat auch der aktuelle Bundestrainer Gordon Herbert starke Individualisten in seinem Kader - der Erfolg ist aber das Ergebnis von einer großen Qualität in der Breite und einem starken Spirit.
Weiße Weste auch nach sieben Spielen
"Ich genieße es, mit ihnen zusammen zu spielen und auf dem Platz zu stehen. Jeder freut sich für den anderen. Natürlich gibt es kein besseres Gefühl, als gegen die USA zu gewinnen, eine starke Mannschaft. Ich habe großen Respekt vor ihnen, aber wir haben als Team einfach 40 Minuten lang alles gegeben", sagte Schröder. Der Point Guard hatte im Viertelfinale gegen Lettland einen schlechten Tag erwischt, seine Kollegen fingen dies jedoch auf. Nun agierte der Profi von den Toronto Raptors wieder auf Toplevel - aber eben nicht nur er.
"Wir müssen nicht nur Dennis und Franz (Wagner, d. Red.) haben", betonte Center Daniel Theis. "Es ist ganz egal, wer die meisten Punkte macht, am Ende wollen wir ein paar mehr Punkte als die anderen haben." Und das ist bisher in jedem Spiel gelungen. Deutschland hat sowohl in der Vor- als auch in der Zwischenrunde und in der K.o.-Phase alle Partien gewonnen - Finalgegner Serbien verlor bereits eine Partie gegen Italien. Dabei musste das DBB-Team schon mehrere heikle Phasen überstehen, gewann gegen Australien (85:82), Lettland (81:79) und nun gegen die USA denkbar knapp.
Obst gefeiert, aber alle liefern ab
Die Amerikaner hatten vor allem große Probleme damit, wie unberechenbar die deutsche Mannschaft ist. Sechs DBB-Spieler punkteten zweistellig und dass Andreas Obst hinterher der am meisten gefeierte Held sein wird, hatten sie wohl kaum auf der Rechnung. 24 Punkte machte der Guard des FC Bayern München und er machte seinem Ruf damit alle Ehre. "Wir sagen immer, Andi ist der beste Werfer dieses Planeten. Er ist unglaublich", sagte Co-Kapitän Johannes Voigtmann. US-Coach Steve Kerr war der Meinung, "dass Obst der Schlüssel zum Sieg für die Deutschen war".
Dagegen würden sich Obst und seine Kollegen aber zurecht wehren. Denn es ist eben nicht der Einzelne, sondern das Kollektiv, das glänzt. Isaac Bonga kompensierte den zwischenzeitlichen Ausfall von Franz Wagner und brilliert vor allem in der Defensive auch nach dessen Rückkehr. Mo Wagner ist als Allrounder und Stimmungsmacher auf und neben dem Platz ein belebendes Element. Theis hat die "Zone", sprich den Raum unter dem Korb, in der Offensive und Defensive bestens im Griff. Und man könnte die Liste fortführen. Dank des starken Gefüges hat sich jeder einzelne entwickelt. Jeder weiß, was er zu tun hat und erledigt seinen Job.
"Dieser Vibe seit dem ersten Tag"
Das ist aber nicht erst seit dem WM-Turnier in Fernost so. "Dieser Vibe seit dem ersten Tag, als wir uns in Bonn getroffen haben - der war schon letztes Jahr da, das ist besonders", erinnerte Franz Wagner an den Start der diesjährigen Vorbereitung und an die Heim-EM im Vorjahr. Da begeisterte die deutsche Mannschaft schon, wurde am Ende Dritter. Nun hat sie den nächsten Schritt gemacht und will nun auch das Finale gewinnen. Als Team haben sie aber bereits Geschichte geschrieben.