Mit den Dallas Mavericks in den NBA-Finals Maxi Kleber - "Wir müssen Boston die leichten Würfe wegnehmen"
Maxi Kleber steht mit den Dallas Mavericks in den NBA-Finals. Vor der dritten Partie sprach Kleber mit der Sportschau über seine spezielle Rolle, seine Lehren aus den ersten Partien und Dirk Nowitzki.
Sportschau: Die Dallas Mavericks liegen nach den beiden Niederlagen in Boston erstmals in diesen Playoffs 0:2 in einer Serie hinten. Wie sehr erhöht das den Druck für die nun anstehenden beiden Heimspiele?
Maxi Kleber: Der Druck verändert sich nicht unbedingt. Es war die ganze Zeit Druck da, es sind die Finals. Wir müssen einfach weiter an unser Spiel glauben, so spielen, wie wir spielen wollen. Defensiv, glaube ich, können wir noch zulegen und offensiv müssen wir auch stärker sein. Jetzt zu Hause zu spielen, wird hoffentlich einen Unterschied machen.
Sportschau: Was haben Sie aus den beiden Niederlagen in Boston gelernt?
Kleber: Ich glaube, wir müssen einfach offensiv einen besseren Rhythmus kriegen, von der Raumaufteilung her mehr Platz für Kyrie Irving und Luka Doncic kreieren. Aber insgesamt können wir positive Sachen gerade aus Spiel zwei mitnehmen. Da haben wir einen guten Job gemacht, die Würfe zu forcieren, die wir die Celtics nehmen lassen wollten. Aber natürlich war es schon unser Ziel gewesen, ein Spiel in Boston gewinnen.
Sportschau: Sie hatten sich Anfang Mai eine schwere Schulterverletzung zugezogen, sind dreieinhalb Wochen ausgefallen und erst kurz vor der Finalserie wieder zurückgekommen. Wie fit sind Sie?
Kleber: Es ist natürlich nicht ganz ideal, so viele Spiele (insgesamt neun Partien/Anm. d. Red.) verpasst zu haben. Das muss ich jetzt durch Video gucken des Gegners ausgleichen. Die freien Tage vor Finalbeginn haben noch mal geholfen, an der Kondition zu arbeiten und um die Schulter speziell zu behandeln. Ich spiele mit einem Verband um meine Schulter, werde vor und nach jedem Match behandelt. Aber natürlich gibt’s in der jetzigen Phase auch keine Ausrede.
Sportschau: Sie gelten als eine Art Defensiv-Anker der Mavericks, sind trotz Ihrer Körpergröße von 2,08 Meter flexibel einsetzbar, können selbst kleinere, quirlige Gegenspieler gut verteidigen. Wie genau definieren Sie Ihre Rolle?
Kleber: Ich habe verschiedene Aufgaben. Viel hängt davon ab zu koordinieren, wer wo ist und wer wo wann hilft. Einfach kommunizieren, damit wir auf der gleichen Wellenlänge sind. Ich muss also auf dem Feld eine Unterstützung für die Mitspieler sein, ihnen ansagen, wer in den Rotationen wohin muss, um so Stabilität zu erzielen. Aber Defensive ist ein Mannschaftsjob. Und ansonsten bin ich natürlich stolz auf die Matchups, die ich bekomme, will es jedem Gegenspieler so schwer wie möglich machen.
Sportschau: Die Celtics waren das beste Team der Punktrunde, haben auf dem Weg ins Finale nur zwei Spiele verloren. Aus Ihrer Sicht eines Verteidigers: wie kann man die Celtics-Offensive stoppen?
Kleber: Also natürlich nicht als einzelner Spieler. Es hängt viel davon ab, dass wir uns gut abstimmen, schnell rotieren. Natürlich sind die Celtics eine überragende Mannschaft mit sehr vielen guten Schützen, was das Spiel im Vergleich zu anderen Mannschaften ein bisschen anders macht. Wir müssen vor allem daran arbeiten, dass wir ihnen die leichten Drei-Punkte-Würfe wegnehmen.
Sportschau: Wie nehmen Sie die Chemie Ihrer beiden besten Spieler, Luka Doncic und Kyrie Irving, wahr?
Kleber: Die Chemie ist sehr gut. Ich glaube, mit der Zeit sind sie sehr zusammengewachsen, haben einen sehr großen Fortschritt gemacht, gelernt, wie man miteinander spielt und wer wo seine Würfe kreiert.
Sportschau: Dallas steht erstmals seit 2011 wieder im Finale. Wie erleben Sie diese Endspielserie?
Kleber: Es ist ein Riesenerfolg für uns als Mannschaft, dass wir in den Finals dabei sein können, eine coole Erfahrung. Playoffs an sich sind schon immer ein Erfolg und sie machen natürlich deutlich mehr Spaß. Diese K.o.-Runden-Spiele sind ein Tagesgeschäft, da geht’s nur von Spiel zu Spiel.
Sportschau: Hat sich Dirk Nowitzki schon gemeldet?
Kleber: Ja. Er hatte mir bereits nach meiner Verletzung geschrieben, “Kopf hoch, weiter”. Er ist auch in den Playoffs bei einigen Heimspielen mit dabei gewesen. Und immer, wenn er auf der Anzeigetafel gezeigt wird, jubeln alle. Jeder weiß halt einfach, wer die Mavericks zu dem gemacht hat, der sie sind - nämlich Dirk. Auch in der Stadt ist das zu spüren. Wir haben ja den Nowitzki Way vor der Halle und auch seine Statue.
Maxi Kleber mit Dirk Nowitzki (2018)
Sportschau: Nach Ihrem Verzicht auf die Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr haben Sie bekanntgegeben, auch bei den Sommerspielen nicht dabei zu sein. Inwiefern ist das Erreichen der NBA-Finals nun eine Genugtuung für Sie?
Kleber: Es geht für mich nicht um Genugtuung, sondern einfach nur darum, dass wir als Mannschaft hier Spaß am Spiel haben. Da jetzt irgendwas finden zu wollen, finde ich Schwachsinn. Ich habe mich sehr gefreut, als die Nationalmannschaft gewonnen hat, habe natürlich auch viele Freunde in dem Team, denen ich direkt nach dem Titelgewinn geschrieben habe. Ich freue mich über deren Erfolg, ich freue mich über meinen Erfolg hier mit der Mannschaft - und ich freue mich auch, wenn die jetzt bei Olympia in Paris wieder gut spielen.