Olympia-Qualifikation Deutsche Basketballerinnen vor größter Chance ihrer Geschichte
Am Donnerstag (08.02.2024) startet die deutsche Basketball-Nationalmannschaft der Frauen beim Olympia-Qualifikationsturnier in Brasilien. Dort hat sie gute Aussichten, es erstmals zu den Olympischen Spielen zu schaffen.
Jede in der Mannschaft weiß um die große Chance: Seit Monaten fiebern die deutschen Basketballerinnen dem Olympia-Qualifikationsturnier im brasilianischen Belem entgegen. "Wir wollen uns qualifizieren. Das ist ein Kindheitstraum, ich kann es gar nicht erwarten zu spielen", sagte Leonie Fiebich im Sportschau-Gespräch.
Die Flügelspielerin gehört zu den Leistungsträgerinnen der deutschen Mannschaft, in der vergangenen Spielzeit wurde sie zur wertvollsten Spielerin der spanischen Liga gewählt. Gerade erst hat Fiebich einen Vertrag beim WNBA-Klub New York Liberty unterschrieben.
Große Herausforderung mit EM-Rückenwind
Die Aufgabe in Brasilien wird extrem schwierig und fordernd. Drei Spiele stehen zwischen Donnerstag und Sonntag auf dem Plan, mindestens Dritter muss das Team werden. Das mag gar nicht so schwer klingen, doch die Gegner haben es in sich: Serbien (Europameister im Jahr 2021), Australien (Bronze-Gewinner bei der WM 2022) und Gastgeber Brasilien.
Deutschland startet in Belem als Underdog. Über Jahrzehnte war das Team international eher drittklassig einzuschätzen. Nur einmal in der Verbandsgeschichte war die Nationalmannschaft bei einer Weltmeisterschaft dabei: 1998, als sie als Gastgeberin automatisch qualifiziert war. Auch bei Europameisterschaften blieb zumeist nur die Zuschauerrolle. 2023 aber, bei der ersten Teilnahme seit zwölf Jahren, gelang dem Team ein echtes Statement: Platz sechs, und damit auch das Startrecht beim aktuellen Olympia-Qualifikationsturnier.
"Bei der EM wollten wir zeigen, dass wir zu Recht dazugehören", sagte Svenja Brunckhorst, Kapitänin der deutschen Auswahl: "Das ist uns gelungen. Deswegen starten wir in Brasilien jetzt auch mit breiter Brust. Vor allem, weil wir das ohne zwei Topspielerinnen geschafft haben, die jetzt mit dabei sind."
Sabally-Schwestern als Verstärkung
Brunckhorst meint damit Satou und Nyara Sabally, die Schwestern spielen in der US-Profiliga WNBA. Die ältere der zwei, Satou, wurde dort in der vergangenen Saison als Spielerin ausgezeichnet, die sich am meisten verbessert hat (Most Improved Player). Für ihren Klub Dallas Wings erzielte die Flügelspielerin fast 19 Punkte im Schnitt und war Starterin beim All-Star-Spiel.
"Satous enorme Präsenz auf dem Spielfeld macht es für uns alle einfacher", sagte Brunckhorst. Sie sei "Weltklasse" und wolle "immer Verantwortung übernehmen". Und auch auf Nyara Sabally setzt die Kapitänin große Stücke: "In den vergangenen beiden Jahren hat sie einen enormen Sprung gemacht. Sie ist der Anker unserer Defensive, kann unter den Körben ordentlich aufräumen."
Körperliche Länge könnte überhaupt einer der Erfolgsschlüssel für die deutsche Mannschaft in Brasilien sein. Allein sieben Spielerinnen im Kader sind größer als 1,85 Meter, das hat kaum ein Gegner zu bieten. Die einzige mit Olympia-Erfahrung im deutschen Team ist aber die Trainerin Lisa Thomaidis. Ihr Heimatland Kanada betreute sie bei den Spielen von Rio (2016) und Tokio (2020).
"Endlich alles zusammen, um Erfolg zu haben"
Gewöhnungsbedürftig sind die Rahmenbedingungen in Belem. Temperaturen von mehr als 30 Grad, die Luftfeuchtigkeit liegt bei etwa 85 Prozent - ein deutlicher Kontrast zum deutschen Winter. Da erinnert eine Übungseinheit schnell an einen Saunabesuch. "Die Trainingshalle ist nicht klimatisiert. Das ist ein Gefühl, als spiele man auf einem Freiplatz mit einem Dach drüber", sagte Aufbauspielerin Alexandra Wilke im Sportschau-Gespräch. Es gibt keine Außenwände, weshalb es auch mal reinregnen kann - und es regnet in diesen Tagen häufig in Belem.
All das versuchen die Spielerinnen auszublenden für das große Ziel Olympia. Eins, das zum ersten Mal in der Geschichte greifbar erscheint. 2018 gewann die weibliche U18-Nationalmannschaft den EM-Titel, ein Schlüsselerlebnis. Drei der Europameisterinnen von damals sind auch in Brasilien dabei - Fiebich, Nyara Sabally und Luisa Geiselsöder.
"Das ist unsere goldene Generation. Wir hatten schon davor Spitzenspielerinnen, aber nie genug richtig Gute. Jetzt haben wir endlich alles zusammen, was wir brauchen, um Erfolg zu haben", sagte Brunckhorst. Und wenn eine Spielerin das einschätzen kann, ist sie es, schließlich ist sie mit 32 Jahren die erfahrenste.
Serbien als Pflichtaufgabe
Zwei Siege beim Turnier in Brasilien bedeuten die sichere Olympia-Qualifikation, einer könnte vielleicht auch schon reichen. Los geht es am Donnerstag (21 Uhr) gegen Serbien, den EM-Fünften des vergangenen Jahres. "Das ist ein Gegner, den wir schlagen können. Den müssen wir eigentlich auch schlagen", gibt sich Fiebich optimistisch: "Australien danach wird eine schwierige Nummer." Und zum Abschluss warten am Sonntag die Gastgeberinnen.