Football-Liga im Angriffsmodus Wie die NFL den deutschen Sport-Markt erobern will
Mit voller Macht greift die wirtschaftlich erfolgreichste Sportliga der Welt den deutschen Markt an. Die US-Profiliga NFL will mit American Football auch außerhalb von Nordamerika Geld verdienen. In Deutschland sind die Ligaspiele in Frankfurt nur Teil einer breit angelegten Strategie.
Am Sonntag (Ab 15.30 Uhr live in der Radio-Reportage bei der Sportschau) steigt in der Frankfurter Arena das zweite Spiel binnen acht Tagen - diesmal zwischen den New England Patriots und den Indianapolis Colts. Vergangenes Wochenende trafen hier bereits Titelverteidiger Kansas City und die Miami Dolphins aufeinander.
Frankfurter Hotel-Etage wird zum NFL-Büro
Und wenn die NFL kommt, dann richtig. Im exquisiten Steigenberger Hotel in Frankfurt wurde extra eine ganze Etage reserviert. Mehrere Zimmer wurden für die Zeit der zwei Ligaspiele in Deutschland in ein NFL-Büro umgewandelt. Und Liga-Chef Roger Goodell hat ganz offensichtlich große Freude an dem Trip nach Deutschland, unter anderem trug er sich feierlich ins Goldene Buch der Stadt ein.
"Wir wussten immer, dass Deutschland eine riesige NFL-Fangemeinde hat, aber die Intensität und Leidenschaft für den Sport haben selbst uns ein wenig überrascht", sagte Goodell.
NFL-Boss Rodger Goodell
Zahlen und nicht Emotionen treiben die NFL
Und es steht schon fest: Auch kommendes Jahr wird wieder ein Ligaspiel der NFL in Deutschland stattfinden - dann in München. Rund 4,5 Millionen Ticketanfragen soll es für die zwei Spiele in diesem Jahr in Deutschland gegeben haben, gab der NFL-Boss an. "Das wäre selbst in den USA schwer zu erreichen", sagte Goodell.
Deshalb ist die wirtschaftlich erfolgreichste Sportliga der Welt angetreten, um den deutschen Markt zu erobern. Und sie macht daraus auch kein Geheimnis. Dabei spielen weniger Emotionen eine Rolle, am Ende ist es eher kühle Berechnung von Zahlen. "Deutschland als Markt liegt bei vielen relevanten Kennzahlen für die NFL auf Platz eins hinter Nordamerika", stellte der Chef der NFL in Deutschland, Alexander Steinforth, klar.
Deutschland-Chef Steinforth: "Fanwachstum als Hauptziel"
"Wir sind gekommen, um zu bleiben. Unsere Präsenz hier ist keine Eintagsfliege, im Gegenteil: Wir wollen hier etwas Dauerhaftes aufbauen", sagte Steinforth. Und wenn die NFL kommt, dann kommt sie richtig. Der 38-jährige Steinforth leitet die Geschicke der Football-Liga hierzulande, hat erst kürzlich die neue Hauptzentrale in Düsseldorf eingeweiht.
NFL-Deutschland-Chef Alexander Steinforth
Um möglichst große Anteile am deutschen Markt zu erobern, fährt die NFL eine vielschichtige Strategie. "Unser Kernziel ist es, Fanwachstum zu erzeugen", verriet Steinforth auf Anfrage der Sportschau. "Wir wollen die Berührungspunkte mit Football und der NFL bei den Menschen in Deutschland erhöhen."
Über 3 Millionen Fans, über 18 Millionen Interessierte
Dafür ist die Liga eine langjährige Medienpartnerschaft mit RTL eingegangen. Der Kölner Fernsehsender übertragt während der Saison jeden Sonntag mindestens zwei Spiele im Free-TV. Zu den Partien um 19 Uhr schalteten in dieser Spielzeit bislang rund 750.000 Zuschauer im Schnitt ein, viele davon aus der werberelevanten Zielgruppe zwischen 14 und 29 Jahren.
Die NFL schätzt das Fanpotenzial indes viel höher ein. Umfragen hätten ergeben, dass es in Deutschland rund 18 Millionen Footballinteressierte und mehr als drei Millionen Hardcore-Fans gebe. Genau diese Masse von Menschen zu aktivieren, ist das Ziel der Liga.
Die Fans der Kansas City Chiefs hatten in Frankfurt klar das Sagen.
Förderprogramm für deutsche Football-Talente
"Ich bin überzeugt, dass American Football in Deutschland noch beliebter wird, wenn mehr Leute den Sport aktiv betreiben und wir es schaffen, mehr deutsche Gesichter in die Liga zu bringen", sagte Deutschland-Chef Steinforth. Die NFL engagiert sich aus diesem Grund mit einem Flag-Football-Programm in Schulen und Jugendeinrichtungen und versucht über die kontaktfreie Variante bereits Kinder an den Sport zu gewöhnen und sie dafür zu begeistern.
Dazu werden deutsche Football-Talente in immer größerer Zahl an die Loughborough University in England vermittelt. Allein acht deutsche Nachwuchsspieler haben in diesem Sommer die Aufnahme dort geschafft und träumen davon, sich über das Förderprogramm einen Platz an einem US-College und später bei einem NFL-Team zu erspielen.
Ebenfalls Teil der Strategie: Von den 32 Mannschaften sind vier bereits besonders in Deutschland aktiv. Die New England Patriots, Kansas City Chiefs, Tampa Bay Buccaneers und Carolina Panthers haben sich exklusive Vermarktungsrechte für Deutschland gesichert. Die Teams mussten sich dafür aktiv bei der NFL bewerben und explizite Pläne vorstellen, wie sie den deutschen Markt für sich gewinnen wollen.
NFL-Spiele in Deutschland - auch nach 2024
"Die Liga definiert, welche Märkte in Angriff genommen werden sollen. Das Engagement der Klubs vor Ort nutzt dann nicht nur ihnen selbst, sondern zahlt auch auf das Gesamtprodukt NFL ein", erklärte Alexander Steinforth.
Und Liga-Boss Goodell kündigte schon an, dass er fest mit Ligaspielen in Deutschland über 2024 hinaus rechne: "Wir werden uns nicht von den Märkten verabschieden, die für unser Wachstum wichtig waren. Und Deutschland war für unser Wachstum von entscheidender Bedeutung."