Minerva Hase und Nikita Volodin beim Grand Prix Cup of China 2024
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Mit Partner Volodin Weltklasse Eiskunstläuferin Hase - "Ich war eine kleine Zicke"

Stand: 05.12.2024 06:00 Uhr

Mit Minerva Hase und Nikita Volodin hat Deutschland wieder ein Top-Eiskunstlauf-Paar. Im Sportschau-Wintersport-Podcast spricht Hase unter anderem über ihre Suche nach einem geeigneten Partner, gemeinsame Erfolge und die russische Herkunft von Volodin.

Minerva Hase und Nikita Volodin gehören zu den besten Eiskunstläufern der Welt. Das zeigten sie bei den Weltmeisterschaften im März. Bronze im Paarlauf war für Hase und Volodin der bisherige Karriere-Höhepunkt. "Sonst war ich immer diejenige, die sagte 'oh, wäre schön, ganz vorne mitzulaufen'. Und dass wir es jetzt ganz nach oben geschafft haben, ist ein Traum, den eigentlich jeder Leistungssportler hat", so Hase im Sportschau-Podcast.

Trainer-Einschätzung statt Eiskunstlauf-Tinder

Seit der Saison 2023/24 laufen Hase und Volodin zusammen. Volodin stammt aus St. Petersburg. Im Juni 2023 stimmte der Weltverband (ISU) einem Nationenwechsel Volodins zu. Auf den damals 23-Jährigen brachte Hase ihr gut vernetzter russischer Trainer.

"Der hat sich auf der ganzen Welt angehört, bei vielen Paarlauftrainern angerufen und gefragt, ob jemand zur Verfügung steht." Ihr Trainer sei schließlich auf Volodin aufmerksam gemacht worden, "der zu dem Zeitpunkt Shows gelaufen ist, also gar nicht mehr im Wettkampf-Business war."

Dass Volodins russische Herkunft vor dem Hintergrund des Angriffskrieges gegen die Ukraine zu Diskussionen führen könnte, war ihr bewusst. "Mir war schon klar, dass nicht alle sagen werden: 'Jippieh'", sagt Hase. Schließlich lief die russische Invasion zu diesem Zeitpunkt schon seit mehr als einem Jahr.

Hase/Volodin in Aktion - Grand Prix in China

Sportschau Wintersport, 24.03.2024 10:51 Uhr

Hase: "Sind nicht hier, um uns politisch zu positionieren"

Hase zeigt sich erleichtert, dass das Thema aber kaum angesprochen werde. "Bis jetzt haben alle Nikita mit offenen Armen in Deutschland willkommen geheißen. Wir werden in erster Linie auch nach unseren Erfolgen gefragt."

Wenn sie doch danach gefragt wird, versuche sie sich zu distanzieren. "Das haben wir so besprochen, weil wir nicht in der richtigen Position sind, Stellung zu beziehen. Wir sind hier, um unseren Sport zu betreiben und nicht, um uns politisch zu positionieren."

Ihre politische Meinung bleibe privat. "Uns geht es darum, unserer Leidenschaft nachzugehen, Erfolge zu feiern und erst danach darum, woher wir kommen und für welches Land wir laufen."

Hase: "Ich war manchmal eine große Zicke"

Bevor Hase und Volodin sich fanden, lief die Berlinerin mit Nolan Seegert. Im Sportschau-Podcast erinnert sie sich an die Anfänge: "Er musste schon sehr viel ertragen. Ich war eine kleine Zicke. Manchmal auch eine große", so Hase über ihren acht Jahre älteren Partner. Am Anfang, als Teenager, habe sie sich schwer getan, einen "Jungen anzufassen, ihm in die Augen zu schauen und dann eine Liebesgeschichte auf dem Eis zu erzählen".

Corona-Schock und Tränen bei Olympia

Mit den Jahren gewöhnten sich Hase und Seegert aneinander, erlitten auf ihrem gemeinsamen Weg aber immer wieder Rückschläge. 2018 verpassten sie die Olympia-Qualifikation. Im Vorfeld der Spiele in Peking 2022 riss sich Hase das Syndesmoseband, konnte sich aber für Olympia qualifizieren.

WM 2019: Minerva Hase und Nolan Seegert auf dem Eis

WM 2019: Minerva Hase und Nolan Seegert auf dem Eis

Dort sollte es endlich klappen mit einem großen Erfolg, doch dann wurde Seegert kurz nach der Ankunft in Peking positiv auf das Corona-Virus getestet. "Da sind schon viele Tränen geflossen", erinnert sich Hase. "Ich glaube, für Nolan war es auch sehr schwer, weil er wirklich einer der vorsichtigen Menschen war, was das Corona-Thema angeht. Ich kenne keinen, der so viel dafür getan hat, um sich nirgendwo anzustecken", so Hase, die ergänzt: "Dieses Bangen, ob wir überhaupt noch laufen dürfen oder nicht, war schon einer der schwierigsten Momente.“ 

Nachdem er den Teamwettbewerb verpasst und Deutschland Vorletzter geworden war, war Seegert zum Individualwettbewerb wieder genesen. Doch zehn Tage ohne Training machten sich bemerkbar. Der entkräftete Seegert musste zwei Hebefiguren abbrechen. Es reichte nur zu Platz 16.

Hase: "Weiß nicht, ob ich jetzt noch im Wettkampf wäre"

Wenige Monate später beendeten beide ihre gemeinsame Karriere. Seegert trat 2023 endgültig vom Leistungssport zurück, Hase machte mit Volodin weiter. "Es war mehr oder minder ein richtiger Glücksfall, dass ich ihn gefunden habe und dass er auch mit mir laufen wollte. Sonst weiß ich nicht, ob ich jetzt noch im Wettkampf unterwegs wäre.“ 

Mit Volodin hat sich Hase hohe Ziele gesteckt. Besonders für die Europameisterschaft im Januar in Estland. "Wir wollen auf jeden Fall aufs Treppchen. Natürlich wäre es noch schöner, wenn wir ganz oben stehen würden."