Bundestrainer Spies fordert Umdenken "Müssen nicht vor November Bobfahren"
Mit dem Weltcup im kanadischen Whistler starten die erfolgsverwöhnten deutschen Bobfahrer am Wochenende in die neue Saison. Bundestrainer René Spies fordert vorab ein Umdenken für seine Sportart und kritisiert den frühen Weltcup-Auftakt. Der nationale Verband hat bereits reagiert.
Erst vor wenigen Tagen hatte Doppel-Olympiasieger Francesco Friedrich mit bemerkenswerten Worten ein düsteres Bild für die Zukunft des Bobsports gezeichnet. "Es wird die Zeit kommen, wo kein Bob mehr gefahren wird. Wahrscheinlich werden unsere Enkelkinder vom Bobsport nur noch aus den Geschichtsbüchern erfahren", sagte Friedrich in einem Interview mit der "Welt am Sonntag" mit Blick auf den fehlenden Nachwuchs und die schwierige Suche nach Sponsoren.
Bundestrainer Spies: "Später ins Eis gehen, grüner werden"
Bundestrainer René Spies treibt vor dem Weltcup-Auftakt in Whistler (Kanada) am Wochenende (25./26. November) noch eine ganz andere Sorge herum: Der Klimawandel. "Wir müssen uns besser aufstellen, später ins Eis gehen, grüner werden, selber Strom erzeugen", sagte Spies der Deutschen Presse-Agentur. "Auch ich will da Vorreiter sein, wir müssen nicht vor November Bobfahren."
BSD erarbeitet Maßnahmenkatalog
Der Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD) nimmt das Thema nach eigener Aussage "sehr ernst". Gemeinsam mit den Bahnbetreibern habe man einen Maßnahmenkatalog zur Energieeinsparung erarbeitet, erklärte BSD-Vorstandschef Thomas Schwab.
Themen wie Umrüstung auf LED-Technik, Fotovoltaik, Wasser und Windkraft sowie Kälteanlagen nur mit Minimalbetrieb spielen dabei eine große Rolle. Zudem will sich Schwab bei den Weltverbänden dafür einsetzen, dass die Wintersportsaison grundsätzlich drei bis vier Wochen später beginnt. Die Bahnbetreiber sollen sich weltweit auf einen Trainingsbeginn zum 1. November einigen.
Olympischer Goldregen in Peking
Im Gegensatz zu seinem Vorzeigeathleten Friedrich sieht Bundestrainer Spies, der seinen Vertrag im Sommer bis 2026 zu den Olympischen Spielen in Mailand-Cortina verlängert hatte, die Zukunft seiner Sportart aber nicht ganz so negativ – auch dank dessen wiederholt außergewöhnlichen Leistungen bei den Olympischen Winterspielen in Peking, wo Friedrich zum zweiten Mal in Folge Doppelgold im Zweier- und Viererschlitten holte.
Bob: "Premium-Randsportart" in Deutschland
Der Bobsport sei durch die Erfolge seiner Schützlinge inbesondere in Deutschland "sicherlich eine Premium-Randsportart, es gibt Sportarten, die viel weiter am Rand stehen. Wir haben zudem im Winter eine sehr gute Medienpräsenz", betonte Spies. Auch um den Nachwuchs mache er sich – im Gegensatz zu Friedrich – weniger Sorgen. "Gerade im Herrenbereich haben wir enormen Zulauf, da sind wir sicherlich sehr, sehr gut aufgestellt", sagte der Winterberger.
Auch wenn der Zufluss aus der Leichtathletik nicht mehr so enorm sei, kommen genug Interessenten zum Bob. Selbst Fußball-Bundesligist und Europa-League-Sieger Eintracht Frankfurt gründete jetzt eine Bobsparte im Verein. Aushängeschild der Hessen ist der Olympia-Dritte im Zweierbob, Christoph Hafer.
Durch den deutschen Dreifach-Erfolg im Zweierbob der Männer in Peking, dem Doppelsieg im Viererbob dank Johannes Lochner und dem Überraschungsgold von Laura Nolte starten die deutschen Bobpiloten auch in dieser Weltcup-Saison mindestens als Mitfavoriten.
25. November | 26. November |
---|---|
Monobob der Frauen | Zweierbob der Frauen |
Zweierbob der Männer | Viererbob der Männer |
Frauen | Männer |
---|---|
Laura Nolte | Francesco Friedrich |
Lisa Buckwitz | Johannes Lochner |
Kim Kalicki | Christoph Hafer |