Tragödie bei Frodeno-Abschied Motorradfahrer stirbt bei Triathlon-EM in Hamburg
Bei der Triathlon-EM in Hamburg hat es einen schweren Unfall gegeben. Ein Motorradfahrer ist mit einem Radfahrer kollidiert und verstorben. Das Rennen wurde fortgesetzt.
Zu dem Unfall kam es auf einem Streckenabschnitt im Hamburger Stadtteil Spadenland, der an einem Deich entlang führt. Die Strecke wird dort aneinander vorbeigeführt, so dass die Radfahrer und die Begleitfahrzeuge sich dort begegnen. Der 70-jährige Motorradfahrer und sein Beifahrer (50), der eine Kamera mitführte, und der Amateursportler (27) stießen frontal zusammen. Ein Rettungshubschrauber war im Einsatz. Der Motorradfahrer ist inzwischen verstorben. Der Radfahrer ist laut Polizei schwer verletzt worden, aber nach derzeitigem Stand nicht in Lebensgefahr. Der Kameramann auf dem Motorrad ist leichter verletzt. Beide wurden ins Krankenhaus gebracht.
Die ARD beendete aus Respekt ihre Liveübertragung via Stream vom Großevent aus der Hansestadt. Die Polizei ermittelt jetzt den Unfallhergang. "Hintergründe des Zusammenstoßes - ob das medizinisch vorbedingt war beim Kradfahrer - sind rein spekulativ", sagte der Einsatzleiter der ARD: "Ob es ein Ausweichverhalten gab, ist eigentlich fast nicht zu erklären, weil es eine gerade Strecke ist. Eigentlich ein unspektakulärer Streckenverlauf für diesen Bereich."
Frodeno: Alles andere fünftrangig"
"Ich habe eben gehört, dass der Motorradfahrer verstorben ist. Mehr muss man da jetzt gar nicht sagen. Ich war direkt nebendran und habe das Fahrrad in gefühlt tausend Teile zerspringen sehen", sagte ein sichtlich bewegter Jan Frodeno im Interview mit dem NDR: "Da ist alles andere zweit-, dritt- oder fünftrangig. Ganz herzliches Beileid an die Verliebenen."
Siegerehrung und Party abgesagt
Frodeno belegte am Ende den vierten Platz. Zwischenzeitlich hatte sein Management angekündigt, dass der deutsche Top-Triathlet aussteigen wird. Er beendete das Rennen dennoch. Der Sieg ging an Titelverteidiger Denis Chevrot aus Frankreich vor dem Belgier Pieter Heemeryck und Kristian Högenhaus aus Dänemark. Die offizielle Siegerehrung und die geplante EM-Party wurden abgesagt.
Der Unfall geschah wenige Meter hinter Frodeno. Für den dreimaligen Ironman-Weltmeister und Triathlon-Olympiasieger von 2008 war es das letzte Rennen als Profi in Deutschland. Ende des Jahres beendet der 41 Jahre alte Weltrekord-Halter auf der Langdistanz seine Karriere. Sein Ziel ist in diesem Jahr die WM im September in Nizza.
Rennen kurz vor dem Abbruch
In der ARD-Liveübertragung hatte der frühere Ironman-Weltmeister Sebastian Kienle als Co-Kommentator gesagt: "Es sind viel zu viele Motorräder unterwegs." Bedenken hatte es schon vor dem Rennen wegen der an einigen Stellen engen Radstrecke gegeben. Die hatte auch Frodeno. Er habe einem der Kampfrichter gesagt, "dass das nicht gut endet. Rein sportlich gesehen war es nicht fair, weil die Motorräder einfach viel zu nah dran waren. Und dann noch mit dem Gegenverkehr, es war unfassbar eng."
Nur neun Athleten konnten das Rennen nach dem Unfall wie gewohnt fortsetzen. Alle anderen Teilnehmer mussten hinter der Unfallstelle pausieren. Nach dem Unfall stand das Rennen kurz vor dem Abbruch. Anschließend war eine Verkürzung des Rennens angedacht, das wurde von den Organisatoren aber wieder verworfen.
Fahrer müssen vom Rad
Auf der zweiten Runde des Radrennens mussten die Fahrer erneut an der noch nicht geräumten Unfallstelle vorbei. Dort mussten alle Fahrer vor der Unfallstelle absteigen, das Rad über einen Deich schieben und danach wieder aufsteigen. Für etliche Fahrer kam das völlig überraschend, sie waren davon überhaupt nicht informiert.
"Unfassbare und kuriose Szenen. Und das bei einer Europameisterschaft. Das habe ich noch nie gesehen", sagte Kienle.
Bei dem Rennen ging es nicht nur um den EM-Titel, sondern auch um die Qualifikation für die WM. Die Entscheidung über einen Abbruch werde in den USA getroffen, hieß es von den Hamburg-Organisatoren. In Tampa (Florida) sitzt die World Triathlon Corporation, der die Marke Ironman gehört und die sie weltweit vermarktet. "Unsere Gedanken und Sorge sind bei der Familie, die wir in dieser schwierigen Zeit so gut wie möglich unterstützen werden", schrieb Ironman Germany in einer Stellungsnahme.