US Open Zverev chancenlos gegen Alcaraz
Alexander Zverev ist bei den US Open im Viertelfinale ausgeschieden. Nach dem Kraftakt gegen Jannik Sinner war er gegen Carlos Alcaraz chancenlos - auch wegen einer Verletzung am Oberschenkel.
Die Strapazen der vergangenen Tage standen Zverev ins Gesicht geschrieben, als er Carlos Alcaraz am Netz gratulierte. Der Kampfgeist, der ihn ins Viertelfinale der US Open getragen hatte, war erloschen, sein Körper forderte Tribut, sein Gegner erwies sich als übermächtig. Nach zweieinhalb Stunden war das Aus besiegelt. Offensichtlich angeschlagen verließ Zverev nach dem 3:6, 2:6, 4:6 die größte Tennisbühne der Welt.
"Mein Körper lässt mich momentan ein bisschen im Stich", sagte Zverev. Aufgeben sei aber keine Option gewesen: "Ich höre nur auf, wenn ich am Boden liege wie in Paris." 2022 war er bei den French Open im Halbfinale gegen Rafael Nadal (Spanien) umgeknickt und hatte eine schwere Knöchelverletzung erlitten. "Das Traurige ist: Mein Tennis ist da. Wenn alles in Ordnung gewesen wäre, wäre es ein enges Match geworden", meinte Zverev.
Probleme am Oberschenkel
Vor dem dritten Satz hatte sich der Olympiasieger aus Hamburg in den Katakomben des Arthur-Ashe-Stadions behandeln lassen. Zverev zeigte an: Der linke Oberschenkel zwickt. Das dramatische Achtelfinale gegen Jannik Sinner (Italien), das zwei Tage zuvor erst tief in der Nacht beendet war, hatte deutliche Spuren hinterlassen. Derart gehandicapt konnte er Alcaraz nicht gefährden und muss weiter auf seinen ersten Grand-Slam-Titel warten. Wie folgenschwer die Blessur diesmal ist, will er nach seiner Rückreise untersuchen lassen. "Ich habe eine Beule am Bein, das deutet auf einen Riss hin", sagte Zverev.
Der Spanier bleibt dagegen auf Kurs Titelverteidigung und trifft nun auf den früheren Turniersieger Daniil Medwedew, der im russischen Duell gegen Andrej Rublew ebenfalls klar in drei Sätzen gewann. Das zweite Halbfinale in New York bestreiten Novak Djokovic (Serbien) und US-Youngster Ben Shelton.
Zverev wieder unter den Top 10
Zverev muss sich damit trösten, eines seiner großen Saisonziele nach der schweren Knöchelverletzung im Sommer 2022 erreicht zu haben: Der 26-Jährige kehrt am Montag unter die Top 10 der Tenniswelt zurück, in Flushing Meadows sammelte er zudem wichtige Punkte für die Qualifikation zum ATP-Saisonfinale in Turin. Für sein zweites Grand-Slam-Halbfinale des Jahres oder gar für sein zweites Major-Finale nach den US Open 2020 reichte es jedoch nicht.
Dafür waren die Voraussetzungen allerdings auch äußerst ungünstig. Fast fünf Stunden hatte sich Zverev gegen Sinner gequält, fast sechs Stunden stand er bis zum Viertelfinale länger auf dem Court als Alcaraz, und dennoch war Zverev angriffslustig. "Ja, isses, danke", antwortete er auf die Frage, ob nach dem Kraftakt gegen Sinner noch etwas möglich sei gegen den Weltranglisten-Ersten und Wimbledon-Sieger. Er werde "bereit sein", kündigte Zverev an.
Zverev zunehmend ratlos
Am Dienstag verzichtete er auf das Training auf der Anlage in Queens, und der freie Tag schien ihm zunächst geholfen zu haben. Während Alcaraz (20) fahrig Vorhände verschlug, wirkte Zverev zielstrebig, fokussiert und kam bei extrem belastender Luftfeuchtigkeit zu den ersten Breakbällen der Partie. Doch eine Rückhand landete im Netz, eine im Aus - und Alcaraz übernahm die Kontrolle. Nicht immer brillant, aber das war an diesem Abend auch nicht notwendig. Im zweiten Satz zuckte Zverev erstmals ratlos mit den Schultern, schlich an der Grundlinie entlang und blickte hilfesuchend in seine Box zu Vater Alexander senior. Der rief auf russisch: "Dawei, dawei!" Weiter, weiter! Und Zverev folgte. Zu mehr als einem Aufbäumen war er aber nicht mehr in der Lage.
Amerikanerin Keys im Halbfinale
Die Amerikanerin Madison Keys hat die Hoffnungen der Heimfans auf einen amerikanischen Sieg bei den US Open angeheizt und fordert im Halbfinale nun Topfavoritin Aryna Sabalenka heraus. Die 28-Jährige setzte sich mit 6:1, 6:4 gegen die tschechische Wimbledon-Siegerin Marketa Vondrousova durch. Keys steht zum zweiten Mal nach 2017 unter den besten Vier beim Grand-Slam-Turnier in New York. Vor Keys und Sabalenka treffen am Donnerstag US-Star Coco Gauff und Karolina Muchova aus Tschechien aufeinander.
Für Keys gab die Effizienz den Ausschlag. Die Amerikanerin nutzte ihre drei Möglichkeiten zum Break, Vondrousova vergab alle neun Chancen. "Vor Heimpublikum hat man nie das Gefühl, dass man nicht aus einer Situation herauskommen könnte", sagte Keys: "Es wird morgen ein komplett unterschiedliches Match. Es werden viele harte Schläge, keine langen Ballwechsel." Zuvor hatte Sabalenka aus Belarus ihre Favoritinnenrolle eindrucksvoll bestätigt und mit 6:1, 6:4 gegen die Chinesin Qinwen Zheng gewonnen. Die 25-Jährige wird nach den US Open die Spitzenposition in der Weltrangliste von Iga Swiatek aus Polen übernehmen.
Siegemund im Doppel-Halbfinale
Letzte verbliebene Deutsche im Teilnehmerfeld ist Laura Siegemund. Die 35-Jährige hat in der Doppelkonkurrenz der US Open nach großem Kampf gemeinsam mit ihrer russischen Partnerin Wera Swonarewa das Halbfinale erreicht.