Nummer eins im Interview Tennisprofi Sinner - "Wimbledon bleibt das wichtigste Ziel"
Der beeindruckende Erfolgslauf des Weltranglistenersten Jannik Sinner im Jahr 2024 geht weiter. Der italienische Tennisprofi begeistert Fans dabei vor allem mit seiner lockeren und sympathischen Art. Jetzt will der 22 Jahre alte Australien-Open-Sieger seinen ersten Titel auf Rasen.
Im Sportschau-Interview beim ATP-Turnier in Halle spricht er über sein Erfolgsrezept, seinen wichtigsten Rückhalt und die italienische Fußballnationalmannschaft.
Sportschau: Der Sieg in Melbourne, der Sprung auf Platz eins der Tennis-Weltrangliste, das erste ATP-Finale auf Rasen. Wie erleben Sie all das derzeit?
Sinner: "Das sind sicherlich gute Wochen für mich, die allerdings mit sehr harter Arbeit und viel Training verbunden sind. Ein gutes Beispiel erleben alle Spieler gerade. Der Wechsel von Sand auf Rasen ist immer schwierig und eine Herausforderung. Vor allem, wenn man vor Wimbledon nicht so viele Spiele auf diesem Belag bestreiten kann. In London wollen alle in Topform sein. Dass ich in Halle im Finale stehe, fünf Spiele auf dem Centre-Court bestreiten kann, darunter das Finale, ist ein super Gefühl. Eine bessere Vorbereitung auf Wimbledon gibt es nicht."
Niemals den Spaß am Sport verlieren
Sportschau: Sie versprühen auf dem Tennisplatz eine ganz besondere Leichtigkeit, für die sie viele Fans bewundern und die man so nicht oft sieht. Wie machen Sie das?
Sinner: "Man darf niemals den Spaß am Sport verlieren. Das ist das Allerwichtigste. Mein Team und ich trainieren jeden Tag sehr hart, wir lachen aber auch sehr viel. Wichtig ist, auch aus Niederlagen zu lernen und die richtigen Schlüsse zu ziehen. Ich habe viel aus meinen Niederlagen gelernt. Klar, ich weiß auch, dass noch viel Arbeit vor mir liegt. Ich muss vor allem physisch stark zulegen, aber der Spaß darf einem bei all der Arbeit niemals verloren gehen."
Jannik Sinner in Aktion
Sportschau: Roger Federer hat während seiner Karriere so viele Momente des Erfolges gehabt, so viele Rekorde gebrochen, dabei aber auch oftmals betont, wie wenig Zeit bleibt, besondere Momente zu genießen. Wie gelingt Ihnen das mit 22 Jahren?
Sinner: "Wir leben generell nur in Momenten. Wir wollen am liebsten nur positive Momente erleben. Davon hatte ich zuletzt auch sehr viele. In der Weltrangliste ganz oben zu stehen, ist der Höhepunkt. Aber ich hatte auch negative Momente. Für mich sind die Menschen, die hinter mir stehen das Wichtigste. Meine Familie, meine besten Freunde, die, die mich am besten kennen. Die helfen mir, wenn Dinge schiefgehen. Ich bin sehr froh, dass sie immer für mich da sind, wenn ich sie brauche."
Sinner vor dem Tennis-Highlight des Jahres
Sportschau: In Halle bestreiten Sie ihr erstes Finale auf Rasen. In Wimbledon standen sie 2022 im Halbfinale. Was bedeutet das für das Highlight der Rasensaison in London?
Sinner: "Bei einem ATP-Turnier auf Rasen im Finale zu stehen, ist ist ein sehr großer Schritt für mich. Ich bin sehr froh über meine Leistung in Halle. Von der ersten Runde bis zum Finale alle Spiele bestreiten zu können, ist die beste Vorbereitung. Das wichtigste Ziel bleibt aber, in Wimbledon gut zu performen. Meinen Finalgegner in Halle (Anmerk. d. Redaktion: Hubert Hurkacz aus Polen) kenne ich richtig gut, wir sind super befreundet, haben zusammen Doppel gespielt. Im Finale müssen wir das aber ausblenden. Ich freue mich auf dieses Match, hoffe auf ein hohes Niveau, vor allem auch für die Zuschauer."
Sportschau: Die Fußballeuropameisterschaft war unter den Spielern ein großes Thema während der Turnierwoche in Halle. Sie sind großer Fan der italienischen Mannschaft. Wie haben Sie Fußball und Tennis unter einen Hut bekommen?
Sinner: "Ich schaue sehr viele EM-Spiele - drücke natürlich vor allem Italien die Daumen. Ich schaue ansonsten auch viele andere Spiele, weil ich auch ein großer Fan davon bin, wenn sich die unterschiedlichen Länder bei so einem großen Turnier messen. Und ähnlich wie bei uns im Tennis: Je besser das Niveau, desto mehr Spaß macht es, die Spiele zu schauen. Ich wünsche allen Teams viel Glück und eine gute EM."
Sportschau: Verfolgen die italienischen Spieler eigentlich umgekehrt auch, was sie mit 22 Jahren auf der Tennistour für große Erfolge feiern?
"Ich habe einige Fußballfreunde. Der Kontakt mit anderen Sportlern ist mir auch sehr wichtig. Zum Beispiel mit unserem Torwart, Gianluigi Donnarumma, schreibe ich regelmäßig. Ich weiß, dass ich ihn anrufen kann, wenn ich mal einen Ratschlag brauche. Das ist schön und mir sehr wichtig."