Neuer Job für deutschen Ex-Tennisstar Boris Becker ist wieder "Supercoach" - diesmal von Holger Rune
Boris Becker kehrt auf den Tenniscourt zurück - als Trainer von Holger Rune. Becker soll den talentierten Dänen wieder zu alter Leistungsstärke führen. Für wie lange, ist noch offen.
Boris Becker ist mal wieder "Supercoach". Ein erfundener Titel zwar, aber dennoch im Fall von Boris Becker sicherlich zutreffend. Schließlich kann sich Holger Rune freuen, einen der wohl bekanntesten Tennis-Experten der Welt zumindest bis zum Jahresende an seiner Seite zu haben. Das bestätigte der 55-Jährige am Donnerstag (19.10.2023) dem TV-Sender Eurosport.
"Es macht mich ein wenig stolz, dass er mich gefragt hat", sagte Becker. "Holger hat mich dann zu einer Trainingswoche nach Monte-Carlo eingeladen. Ich habe mich dort auch lange mit seiner Mutter Aneke und seinem Performance-Coach Lapo Becherini unterhalten. Wir drei sind ab sofort zuständig für Holger."
Runes Formtief stoppen
Seit ein paar Tagen schon stand Becker mit Rune in der Trainingshalle und beobachtete das 20 Jahre alte Riesentalent aus Dänemark. Beide Seiten haben sich gegenseitig beschnuppert und versuchten herauszufinden, ob sie zueinander passen. Das scheint der Fall zu sein, Rune und Becker haben sich auf eine intensivere Zusammenarbeit geeinigt.
Sportliche Hilfe scheint der 20 Jahre alte Däne derzeit auch bitter nötig zu haben. Ab der zweiten Jahreshälfte konnte Rune - auch wegen wiederkehrender Rückenprobleme - kaum noch sportlich auf sich aufmerksam machen. Niederlage reihte sich an Niederlage.
Der Shootingstar, der in der vergangenen Saison drei Turniersiege in München, Stockholm und den ATP-Masters in Paris feiern konnte, liegt zwar derzeit noch auf Weltranglistenplatz sechs. In München konnte er in diesem Jahr seinen Titel verteidigen. Die Tendenz ist allerdings fallend. Rune durchläuft seit einiger Zeit ein Formtief, dass es zu stoppen gilt.
Kleine Arroganzanfälle
Hier soll nun Becker mit seiner großen Erfahrung tätig werden. So wie er es auch schon in seiner Zeit als Trainer von Novak Djokovic (von 2013 bis 2016) gemacht hatte. Der Leimener ist weniger für technische Schlagdefizite seines neuen Schützlings da. Vielmehr kann Becker dem überaus emotionalen und phasenweise heißblütigen Dänen Anleitungen geben, wie er in seinem jungen Alter mit der öffentlichen und der persönlichen Erwartungshaltung umgehen kann und soll. Denn Rune ist ein ähnlicher Überflieger wie sein neuer Coach. Und damit umzugehen fällt ihm nicht immer leicht.
Auf dem Platz neigt Rune hin und wieder zu kleineren Arroganzanfällen, in denen sich der mentale (Über-) Druck widerspiegelt. Er findet bei eigenen Fehlern wenig freundliche und oft lautstarke Worte für seine ihn stets begleitende Mutter Aneke - und verweist sie auch schon mal des Stadionplatzes.
Gespräch folgt
Wer wüsste besser als Becker, was einen Spieler erwartet? Schließlich hat er diese Erfahrungen erstmals mit 17 Jahren als Wimbledonsieger gemacht - und gelernt mit diesen sportlichen Höhen und den damit zusammenhängenden Anforderungen umzugehen. Und Becker dürfte sich noch genau erinnern, wie sich Rune in diesen speziellen Momenten fühlt. Und Ratschläge geben, wie Rune die überschäumenden Emotionen irgendwie in den Griff bekommen kann. Becker hat alles am eigenen Leib erlebt und kann aus seiner Lebensschule berichten.
Basel, Paris, bestenfalls das Saisonfinale in Turin stehen nun für Becker und Rune auf dem Programm. Wie es danach weitergeht? Wird man sehen. "Danach setzen wir uns zusammen und überlegen, ob die Turniere erfolgreich waren, ob es ihm Spaß gemacht hat und ob es mir gefallen hat", sagte Becker.