French Open 2024 Zverev in Paris - über Nadal zum großen Ziel
Die Chancen auf den ersten Grand-Slam-Sieg standen lange nicht mehr so gut: Alexander Zverev startet in Paris als einer der großen Favoriten in das Turnier. Wenn da nicht diese besondere Auftakthürde wäre.
Seit vergangenen Mittwoch ist Alexander Zverev bereits in Paris. Der deutsche Tennisprofi will sich schließlich gut vorbereiten auf die French Open, denn der 27-Jährige wartet immer noch darauf, sein erstes Grand-Slam-Turnier für sich zu entscheiden.
Und in diesem Jahr stehen die Chancen, auf der Terre battue - der roten, fein gemahlenen Ziegel-Asche im Stade Roland Garros, am Ende die Siegertrophäe in die Luft recken zu können, auf den ersten Blick so gut wie lange nicht.
Dass Zverev ein ausgewiesener Spezialist auf diesem Untergrund ist, hat er nicht zuletzt bei seinem jüngsten Masters-Triumph in Rom gezeigt. Auch wenn die französischen Plätze und die dort genutzten Bälle langsamer sind als die in der ewigen Stadt, dürfte es für ihn nur ein recht kurzer Adaptionsprozess sein. "Das ist ja jedes Jahr so", sagte Zverev.
Zum Auftakt der French Open gegen Nadal
Dass Zverev gleich in der ersten Runde gegen den 14-maligen Champion Rafael Nadal antreten muss, ist für beide Protagonisten nicht optimal. "Ich wollte unbedingt nochmal gegen Rafa spielen. Ich wollte nicht, dass 2022 die letzte Erinnerung ist, wie ich mit dem Rollstuhl rausgefahren werde. Ich hätte gerne später gegen ihn gespielt, aber es ist, wie es ist", sagte Zverev mit Blick zurück auf das Halbfinale gegen den Spanier vor zwei Jahren, als der Deutsche sich einen dreifachen Bänderriss zugezogen hatte.
Niemand weiß, auf welchem Leistungsstand sich Nadal gerade befindet, wahrscheinlich nicht einmal der 37 Jahre alte Spanier selbst. "Es ist ein schweres Los für ihn, aber auch für mich."
Struff setzt auf Zverev
Zverev dürfte am Montag (27.5.2024, Uhrzeit noch nicht festgelegt) aber dennoch als Favorit in diese spezielle Partie - und auch in das gesamte Turnier gehen. Auch, weil Nadal lange Zeit verletzt war und kaum Matchpraxis in diesem Jahr vorweisen kann.
"Sascha gewinnt, das ist mein Tipp", sagte der zweitbeste deutsche Tennisspieler Jan-Lennard Struff in Paris und fügte einen so simpel erscheinenden und doch unumstößlichen Hinweis an: "Wenn man weit kommen möchte, muss man jeden schlagen."
Djokovic von sich selbst enttäuscht
Dass Zverev dazu in der Lage ist, hat er zuletzt eindrucksvoll und mit Tennis auf höchstem Niveau nachgewiesen. Und ein weiterer Aspekt könnte sich für ihn positiv auswirken.
"Ich sehe mich selbst nicht als Favorit. Ich werde dort Match für Match angehen und sehen, wie weit ich kommen kann", sagte Vorjahressieger Novak Djokovic vor seinem ersten Einzel in der französischen Hauptstadt gegen den Franzosen Pierre-Hugues Herbert.
Der 37 Jahre alte Serbe hat in diesem Jahr noch kein Finale erreicht. "Natürlich bin ich besorgt. Ich habe in diesem Jahr überhaupt nicht gut gespielt", sagte Djokovic nach seiner jüngsten Halbfinal-Niederlage in Genf (4:6, 6:0, 1:6) gegen den tschechischen Außenseiter Tomas Machac, offenbar von Selbstzweifeln geplagt.
In der oberen Hälfte des Tableaus
Zverev steht in der oberen Hälfte des 128er-Tableaus, was bedeutet, dass er den in diesem Jahr bislang ebenfalls besonders formstarken Sandplatzspezialisten Stefanos Tsitsipas (Griechenland, Sieger Master in Monte Carlo) und den zuletzt von einer Hüftverletzung zur Pause gezwungenen Jannik Sinner (Italien, Sieger Masters in Miami) vorerst aus dem Weg gehen und einen von beiden erst im Finale begegnen kann. Denn beide werden im unteren Tableau-Teil geführt.
Sollte Zverev die Auftakthürde Nadal meistern, warten im Verlauf des Turniers - in seiner oberen Tableau-Hälfte - neben Djokovic auch noch Vorjahresfinalist Casper Ruud (Norwegen), Daniil Medwedew (Russland) oder auch der 26 Jahre alte US-Amerikaner Taylor Fritz, der anscheinend erst in diesem Jahr so richtig Gefallen an der roten Asche gefunden und bisher einen starken Eindruck hinterlassen hat.
Hürde Nadal auf dem Weg zum Lebenstraum
Zverev startet in Paris einen neuen Anlauf, sich seinen Lebenstraum zu erfüllen. Seine Form ist exzellent, sein Selbstbewusstsein durch den Rom-Erfolg nicht minder ausgeprägt. Nadal ist in vielerlei Hinsicht aber erstmal die große Hürde für den gebürtigen Hamburger.
"Spiele gegen den Spieler und nicht gegen den Mythos", sagte Ex-Weltklassespieler Boris Becker in Richtung von Zverev. "Es ist ganz wichtig, dass man den aktuellen Nadal von heute als Gegner hat - einen 37 Jahre alten Spanier. Sascha hingegen ist 27 Jahre jung und der amtierende Sieger von Rom. So emotionslos muss man das sehen."